Review

Natürlich ist es nicht einfach, die seit mehreren Monaten geschürten Erwartungen an den Film komplett außen vor zu lassen und sicherlich ist es bei mir fast unmöglich gewesen, dass ich den Hobbit ganz ohne Gewöhnungsbedürfnis aufnehmen würde. Peter Jackson hat da einen ganz schweren Job angenommen und ihn in vielerlei Hinsicht auch gut umgesetzt. Die größten Schwierigkeiten waren natürlich, dass:



a) Das Buch vom Hobbit deutlich weniger Stoff bietet als der Herr der Ringe.



b) Der Herr der Ringe eher ein Buch für Erwachsene, während der Hobbit mehr ein Kinderbuch ist. Da fällt es natürlich schwer, die alten Herr der Ringe Fans in gleicher Weise zu begeistern.



Ich muss sagen, dass ich während des Films hin und hergeschwankt bin. Einige Szenen, wie das Zwergentreffen in Bilbos Höhle und die Szenen in Bruchtal fand ich wirklich gut. Bei anderen habe ich mir aber einfach nur mit der flachen Hand vor den Kopf hauen wollen. Der Film ist einfach für einen Fantasy-Film zu vollgedröhnt mit Slapstick und für eine Komödie dann doch nicht lustig genug. Die Albernheiten von Gimli, der vor Helms Klamm fast den Bart abgerissen bekommt, weil der dicke kleine Knuffel nicht weit genug hüpfen kann und der von Zwergenfrauen erzählt, die man vor Bart nicht von den Männern unterscheiden kann, haben wir hier gleich mal 13. Und dazwischen den lustigen kleinen Hobbit, der ersteinmal vor seiner Aufgabe süffisant in Ohnmacht fällt um dann zum obercoolen Sprücheschwinger zu werden vor dem selbst Arnie mit einer gekappten Schrotflinte in der Hand blass aussehen dürfte. Gandalf ist der große Papa Schlumpf und zerläuft förmlich in seinem Großmut und seiner Zuneigung zu den kleinen Döppsen.



Am schlimmsten ist noch, dass das knuffige bei den Zwergen nicht halt macht, denn auch die "Bösen" sind so kindlich und hopsig animiert, dass man sich fragt, ob nicht manche nur die falsche Erziehung genossen haben und man sich nach einem kleinen Gespräch mit Katharina Saalfrank nicht vielleicht doch küssen und herzen könnte, um dann unter Gandalfs Feuerwerk mit den Ewoks aus Star Wars ums Lagerfeuer zu tanzen.



Irgendwie frag ich mich selbst dabei, ob ich nicht einfach zu bierernst bin und die teilweise echt gelungenen "Einlagen" (eigentlich sind die Einlagen die Hälfte des Films) begrüßen sollte. Aber durch dieses ständige sich selbst Parodieren kommt bei mir einfach nicht mehr das auf, was ich von einem Fantasy-Film erwarte. Denn ich gehe auch zum Lachen nicht in den Keller und liebe lustige Filme, aber wenn man es eben so hart mit einem Fantasy-Film treibt, raubt man ihm jede Illusion. So kam mir der Film halt die ganze Zeit nur vor wie ein "Tribute to the Lord of the Rings" und das hat mich sehr genervt.



Ein weiteres Problem ist auch die fehlende Skalierung der Mächteverhältnisse. Da werden13 Zwerge plus Hobbit gerade noch nicht mit 3 Trollen fertig, um dann in den Orc-Höhlen plötzlich eine knappe Hundertschaft Orc-Krieger niederzumähen. Da sagt man sich als flotter Zuschauer: "Na also ihr Zwergobbitse! Wenn ihr es nur wollt, dann klappts ja auch!". Ein großer Kritikpunkt vieler Leute beim Herrn der Ringe war ja, dass Frodo so weinerlich und schwach war und eigentlich nie was auf die Kette gekriegt hat. Hier erfährt man dann, wie sehr es einen mitreißt wenn Klein-Bilbo den Turbo einschaltet um innerhalb von geschätzten 50 Filmminuten von nix auf Überschall zu wechseln: Nämlich gar nicht. Man hat einfach kein Gefühl dafür, wann man sich wirklich um einen Charakter Sorgen machen sollte und wann er einfach die Po-Backen zusammenkneifen und dem Koloss von Orc-Häuptling in einer fäschen Action-Sequenz seine Gedärme rausholen wird.



Ich habe hier auch gelesen, dass sich der Film schon allein wegen der Panoramen und der schönen Animationen lohnt und mal ehrlich das tut er auch. Aber wenn eine Pfeife wie James Cameron für 600 Millionen Dollar so etwas verklappen kann (und der hat immerhin noch 2,50 Dollar für das Tarzan-Pocahontas-Revival-Drehbuch bezahlt), konnte man das von einem Genie wie Peter Jackson ja sowieso erwarten. Insgesamt finde ich die Adaption der Hobbit-Geschichte mit Teilen aus dem Silmarillion gar nicht schlecht gelungen, das ist also mal ein Pluspunkt hier :). Ich mag es nur nicht, wenn ich mich fühle, wie ein Industriespion aus fernost, der gezeigt bekommt, was für neue technische Innovationen möglich sind, wenn man nur genug Geld in die Hand nimmt. Die Special Effects sollten sich in die Story einfügen und nicht anders herum.



Durch diese Kritikpunkte finde ich, dass der Hobbit einfach nicht an das Erlebnis vom Herrn der Ringe heranreichen kann. Ja es ist ein Kinderbuch, aber daraus wurde ein Baby-Film gemacht, denn selbst das Buch ist spannender, das habe ich gerade noch einmal gelesen. Eine wirklich schlechte Bewertung kann man dem Film trotzdem nicht geben, er ist streckenweise sehr sehenswert und kommt einem (leider auf zu oberflächliche Art) dann doch sehr kurzweilig vor.

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