Die Kritik beruht auf der deutschen DVD-Erstveröffentlichung von Koch Media in der ungeschnittenen Fassung!
"Circus der Vampire" aus dem Jahre 1972 ist einer der letzten Vampirfilme der britischen Produktionsschmiede Hammer Films.
Die so genannten Hammer-Filme wurden von der britischen Firma Hammer Film Productions überwiegend in den 1950er- bis frühen 1970er-Jahren hergestellt. Die Filme sind zumeist im Horror- oder Science-Fiction-Genre angesiedelt und waren in der Regel nur mit einem geringen Budget ausgestattet.Dazu gehören mittlerweile zahlreiche Filmklassiker, wie die Dracula-Verfilmungen mit Christopher Lee, der, neben Peter Cushing, einer der Stammschauspieler der Produktionsfirma war. Hammer Films verknüpften als erste Filmgesellschaft die britische Gothic-Tradition mit den blutigen Grausamkeiten des französischen Théâtre du Grand-Guignol. Mit dieser expliziten Darstellung blutiger Details führte Hammer die erste große Genre-Innovation seit den Horror-Filmen der 1930er-Jahre ein, bei denen, im Gegensatz zu den Hammer-Filmen, wenig blutige Details gezeigt wurden.
Ab Ende der 60er Jahre setzten die Produzenten aufgrund stark rückläufiger Einspielergebnisse verstärkt auf Erotik und Splatter. Die prallen Oberweiten der Schauspielerinnen zeichneten sich von nun an nicht mehr unter Miedern und tief ausgeschnittenen Nachthemdchen ab, sondern wurden dem Publikum in ihrer ganzen Pracht präsentiert, genauso wie von nun an das Blut noch mehr als jemals zuvor über die Leinwände vergossen wurde.
"Circus der Vampire" von Robert Young gehört zu jenen Werken einer Epoche, in der vergeblich mit Sex und Gewalt versucht wurde, gegen den drohenden Untergang der tradionsreichen Produktionsgesellschaft anzukämpfen.
Peter Cushing und Christopher Lee, die Stars der ersten Stunde, waren aufgrund ihres gestiegenen Marktwertes nicht mehr bezahlbar oder der ewig gleichen Rollen müde und überdrüssig geworden und verzichteten auf ein Angagement. Vor allem Christopher Lee verspürte in den 70er Jahren immer weniger Lust, sich auf die Rolle des aristokratischen Blutsaugers festzulegen und wirkte schon gar nicht mehr im letzten Teil der Dracula-Reihe "Die sieben goldenen Vampire" mit.
Auch "Circus der Vampire" muß mit überwiegend unbekannten Jungdarstellern und einem zum Over-Acting neigenden Thorley Walters als Bürgermeister über die Runden kommen, der in seiner Nebenrolle anscheinend Michael Ripper ersetzt.
Auf der Seite der Blutsauger agieren Anthony Corlan als Emil, der sich in einen Panther verwandeln kann, und Robert Tayman als Graf Mitterhouse. Corlan wirkt sexuell-charismatisch und auch Tayman hat eine dekadente Ausstrahlung, aber weder der eine noch der andere kann als blutrünstiger Vampir überzeugen und erreicht schon gar nicht die dämonische Aura eines Christopher Lee.
John Moulder-Brown als jugendlicher Held stellt sich den Vampiren todesmutig wie einst Peter Cushing entgegen, wirkt aber für den ihn zugedachten Part zu jugendlich und folglich unglaubwürdig.
Ein weiteres Manko ist die hauchdünne Handlung, die lediglich durch den Prolog und das Finale noch etwas überzeugen kann. Dazwischen wird das Hauptaugenmerk auf plakativen Sex und ein paar blutige Effekte gelegt, die teilweise noch billiger aussehen als in den schlimmsten italienischen Schundfilmen. Vor allem die Szene, in der ein Panther im Wald mehrere Dorfbewohner bestialisch tötet, ist so amateurhaft umgesetzt worden, dass im Vergleich dazu die an (sichtbaren) Fäden befestigten Fledermäuse im Finale wie preisgekrönte Tricktechnik wirken.
Die eingestreuten Zirkusnummern sind unspektakulär, wiederholen sich ständig und sind wie der Rest des Films - langweilig.
Der titelgebende Zirkus ist die einzige innovative Idee bei dieser Produktion, ansonsten kann der Film dem Genre keine neuen Impulse verleihen. Die finale Enthauptung des Grafen Mitterhouse mit einer Armbrust ist im Ansatz gut, der Schrecken geht allerdings in der plumpen Umsetzung unter.
Die Vampire haben schöne, scharfe Eckzähne - doch fehlt es ihnen wie dem gesamten Film an Biss. Blanke Busen und tiefrotes Blut, das aus schlanken Frauenhälsen tropft, können nicht den Charme und die Atmosphäre früherer Vampirfilme ersetzen.
"Circus der Vampire" ist für heutige Verhältnisse ein angestaubter, zahnloser und tödlich langweiliger Gruselfilm. Leider fehlt es ihm allerdings an Grusel, Atmosphäre und die Klasse seiner unzähligen Vorgänger.
"Die Gruft der Vampire" war schon ein Abgesang auf das Genre, aber Robert Youngs "Circus der Vampire" ist mit Abstand einer der schlechtesten Filme aus dem Hause Hammer.
Schauderhaft!
2,5 von 10 Pflöcke!