Christopher Nolan, M. Night Shyamalan und vor allem David Lynch kennt und schätzt man aufgrund ihrer Filme, bei denen erst einmal kräftig gegrübelt werden muss, bevor man sich am Ende (und auch nicht immer) einen Reim drauf machen kann.
David Jacobson versucht dies mit seinem Neo-Noir ebenfalls, doch er liefert dem Betrachter noch nicht einmal brauchbare Puzzleteile, mit denen er etwas anfangen könnte.
Charlie (Stephen Dorff) hat vier Jahre im Knast gesessen und erhält einen verschlüsselten Brief von seinem Freund und Mentor, der sich nur "The Buddha" (Willem Dafoe) nennt. Demnach soll er für ihn jemanden töten, doch als Charlie die junge Florence (Michelle Monaghan) kennen lernt, gerät der ohnehin schon psychisch labile Mann arg ins Wanken...
Bis zu dem Zeitpunkt, als Charlie jemanden vorschickt, um eine Tasche aus einem Schließfach zu holen, in der sich Geld und eine Waffe befinden, gestaltet sich die Erzählung noch einigermaßen bodenständig, - man wundert sich allenfalls, als Charlie sich selbst irgendwo sitzen sieht, was nach vier Jahren Knast vielleicht noch nicht einmal ungewöhnlich ist.
Doch ab dem völlig unglaubwürdigen Dialog im Bus, als Charlie von Florence spontan angequatscht wird und sich im nächsten Moment in ihrer Wohnung befindet, um einen Porno zu sehen, in dem sie selbst als Darstellerin auftritt, geht es mit der ohnehin schon vagen Story steil bergab.
Das grundlegende Problem ist der fehlende Zugang zur Hauptfigur, dessen Blickwinkel man einnehmen soll: Es gibt keinerlei Flashbacks, keine Hintergrundinformationen und einen Stephen Dorff, der außer einer Leidensmine nicht viel auszudrücken hat. Nur bruchstückhaft erfährt man von einer üblen Kindheit, doch Details werden nicht genannt. Die Relation zum ominösen Buddha wird in keiner Szene durchleuchtet und auch dem potentiellen Mordopfer werden lediglich vage Andeutungen zugeschustert.
Wie soll man also einschätzen können, was bei Charlie Realität oder Paranoia ist, wenn man Charlie selbst rein gar nicht einschätzen kann?
Und dann die nebulöse Beziehung zwischen ihm und Florence. Was findet man spontan an einer Frau, die weder Sex-Appeal, noch Humor mitbringt und einfach nur ein wenig schräg ist und zwar schräg im Sinne von emotional unnahbar und offenbar zwischen den Sphären schwebend? Wenn es um Dämonen der Vergangenheit geht, könnte Charlie in ihr seine eigene Mutter sehen, aber da man nichts über seine Kindheit erfährt, bleibt dies genauso im Dunkeln wie die Herkunft der Narben auf seinem Rücken.
Die schwerfällige, nahezu lethargische Erzählweise macht es darüber hinaus nicht leicht, dem Stoff überhaupt Aufmerksamkeit zu schenken, denn so etwas wie Action sollte man hier keineswegs erwarten. Ohne jegliche Spannung wird der Ablauf des angepeilten Auftragsmordes in Szene gesetzt und wie eine Nebensache abgehandelt, während ein zielloser Ausflug mit Florence, nebst kurzem Aufenthalt in einer Kirche quälend langatmig in Szene gesetzt ist, ohne dass auch nur ein Hauch an Substanz herausgefiltert werden könnte.
Am Ende, als es nochmal zurück zum Tatort geht, erhält man zwar so etwas wie eine Auflösung, doch in dieser melodramatischen Inszenierungsform stimmt der Ausklang auch nicht gerade glücklich.
Von daher ist ein ausdrucksstarker Mime wie Willem Dafoe mit nur zwei Minuten Präsenz totale Verschwendung, eine tote Ziege auf regennasser Straße macht auch keinen Sinn und wer keine schlüssige Erzählung liefern will, sollte zumindest Ansätze bieten, um sich im Verlauf seine eigene Geschichte zurecht phantasieren zu können.
Insofern versagt der Streifen auf allen Ebenen und nur wer den überaus beschwerlichen Mindfuck schätzt, möge sich mit dem Werk der Selbstläuterung unterziehen.
2 von 10