Rustikale Rentner-Action
So lässt sich Schwarzeneggers Comebackversuch in eigener Sache kurz und knapp zusammenfassen. Bereits in Stallones "Expendables"-Franchise hatte Arnie seine verdiente Rolle bekommen, jedoch schien diese angesichts der Tatsache, dass er in den 80ern und 90ern schlichtweg DER Actionheld war, einfach zu wenig. Wenn man sich an "Terminator 2", "Total Recall" oder "True Lies" erinnert, erkennt man die Größe, mir der der Name Schwarzenegger behaftet war. Arnies Filme waren unglaubliche Kassenschlager, aufwändig produziert und meist sehr unterhaltsam. Unter diesem Gesichtspunkt kommen dann aber die Filme zu kurz, die gerade unter Schwarzenegger-Fans riesige Steinbrocken im Brett haben: "Der City-Hai", "Red Heat" oder natürlich der unglaubliche "Phantom-Kommando".
An letzteren, vergleichsweise einfach ausgestatteten Filmen schien man sich orientieren zu wollen. Ob das jetzt tatsächlich der allgemeinen Rolle rückwärts im gegenwärtigen Actionkino oder einer gewissen Vorsicht der Produzenten geschuldet ist, kann man nur raten. Ich tendiere zum letzteren. Man hat hier offensichtlich gespart. Denn eines ist "The Last Stand" mit Sicherheit nicht:
spektakulär.
Insgesamt wirkt der Film sehr übersichtlich. Das betrifft vor allem die Handlung. Nun erwartet der Retrozuschauer natürlich auch keine wirklich spannende Handlung, aber selbst für das Genre ist das doch sehr dünn und zeugt von zahlreichen verschenkten Möglichkeiten, die Spieldauer doch etwas kurzweiliger zu gestalten. Macht nichts. Ist Ja ein Action-Film.
ABER:
Die Action ist zwar robust und routiniert inszeniert, jedoch gibt es kein Highlight und wenig nennenswerte Höhepunkte. Für einen Film, der das Bombastkino der 80er zitieren möchte, gibt es hier verdammt wenig Explosionen, eigentlich das A&O des Genres. Schießerein gibt es. Die sind übersichtlich, in der ungeschnittenen Version auch explizit in der Gewaltdarstellung, aber auch nicht ausreichend genug, um die Mängel zu kompensieren. Ein halbierter oder explodierter Körper ohne eine dramatische Spannungskurve im Vorfeld (wie sie z.B. bei Rambo III eingesetzt wurde) reicht nicht aus. Diese Höhepunkte sind schlichtweg keine. Hier scheitert auch die Erzählstruktur eindeutig und dies wird dann nicht mit einer Überhäufung an Schauwerten ( wie es z.B. bei Rambo IV gemacht wurde) ausgeglichen. Bei den Comebacks geht Stallone daher als eindeutiger Sieger hervor. Arnie hätte sich mit den Kurzauftritten begnügen sollen und wäre dann als ungeschlagener Actiondarsteller in den Hollywood aufgenommen worden.
Man kann diesen Film also gerne schauen. Man kann es aber ebenso gut auch lassen.
Arnold Schwarzenegger macht bei dem Ganzen einen sichtlich gealterten Eindruck. Er wirkt in seiner Massigkeit sehr unbeweglich und steif und sein permanentes Kopfschütteln beim Reden nimmt etwas überhand und dem Charakter noch mehr die Glaubwürdigkeit. Als habe man dies vorausgesehen, hat man als Gegenspieler einen mir unbekannten und schwach agierenden Charakter eingebaut, der die meiste Zeit in seinem Auto durch die Wüste düst. Peter Stormare wird als dessen Handlanger leider auch verheizt und setzt keine wirklich brauchbaren Momente. Also hier stiehlt niemand dem Ösi die Schau. Seine Sidekicks, allen voran Johnny Knoxville, hätte man sich sparen können. Weder die Handlung noch die Komik profitieren von diesen Charakteren.
Forest Whitaker sollte dem Ganzen dann vielleicht noch fehlenden Glanz und Charakter verleihen, aber auch desse Rolle hätte man sich nahezu komplett sparen können. Akzente setzt auch der Oscarpreistäger nicht.
FAZIT
Unterm Strich bleibt ein Film, der wohl zu recht im Kino floppte, für Genre- und Arniefans aber durchaus zu empfehlen ist. Hier und da gibt es solide Action jenseits des Direct-to-Video-Niveaus, die aber alles andere als Maßstäbe setzt. Arnie "spielt" seine Rolle mit einem guten Maß an Selbstironie, kann aber als Actionheld kaum noch überzeugen. Dabei wird er noch vom Drehbuch und teils auch der Regie und dem Schnitt im Stich gelassen, so dass man sich mit dem Ausleihen des Films begnügen darf. Ein Kauf der gerade erschienenen Blu Ray lohnt schon deswegen nicht, weil man diesen Film einfach nicht mehr so bald wiedersehen muss.