Review

Die erste Begegnung zwischen Kunststudentin Sun-Hwa und dem Zuhälter Hang-Gi verläuft bereits dramatisch, ist aber bezeichnend. Hang-Gi ist es gewohnt sich zu nehmen, was er haben will - ohne jegliche Kompromisse. Entsprechend seiner Maxime fällt er in aller Öffentlichkeit über Sun-Hwa her und zwingt ihr einen Kuss auf. Die Polizei stellt ihn vor Ort, Sun-Hwa demütigt ihn und läutet damit ihren eigenen Untergang ein. Der "Bad Guy" runiert sie, zwingt sie in die Prostitution - und lebt damit in einem innerlichen Zwiespalt von Zuneigung und Abscheu zu der Studentin, die allmählich ähnliche Emotionen entwickelt...
Tja...ist der Film nun hemmungslos romantisch oder doch nur abartig? Vielleicht beides. Ohne Zweifel aber ist Kim Ki-duk ein großartiges Portrait über eine gefühlskalte Gesellschaft gelungen. Liebe oder Menschlichkeit begegnet man aus Unfähigkeit und schierer Angst mit massiver körperlicher Gewalt und nicht von ungefähr penetrieren sich die männlichen Konkurrenten ausschließlich mit obskuren Stichwerkzeugen. Vollkommen hilflos versucht Hang-Gi sich mit seinen Gefühlen auseinanderzusetzen und wenn er einen kleinen Beweis für seine Zuneigung zu Sun-Hwa aufbringt, dann ringt der Soziopath seine schwersten Kämpfe mit sich aus - in diesen Momenten wird der Film zum Monster und schmeisst den Zuschauer in ein ähnliches Gefühls-Chaos wie das seiner Hauptdarsteller. Der "Bad Guy" entpuppt sich in den wenigen, von vager Zärtlichkeit gekennzeichneten Szenen als bemitleidenswerte Figur, die Menschen zerbricht um sie von sich abhängig zu machen. Auch Sun-Hwa muss durch dieses Martyrium und in vielen wunderschönen Szenen bringt die Regie die Hassliebe der beiden auf den Punkt. Während sie vor Entmenschlichung sichtlich verkümmert und Hang-Gi nur im Verborgenem zu Gefühlsbekenntnissen in der Lage ist, entfaltet der Film seine düstere, schmerzliche Tragik mit vielen Details und Nuancen bis zu einem perfiden HappyEnd, das einfach nur erschüttert.
Hat der "Bud Guy" endlich sein Glück gefunden oder es auf ihre Kosten erzwungen? Hat sich Sun-Hwa bis zur Selbstaufgabe erniedrigen lassen oder ist sie blind vor Liebe? Der Film bezieht keine konkrete Stellung, sicher ist nur, dass man es mit einem der schönsten und schlimmsten Liebesfilme der letzten Jahre zu tun hatte...

...das geht übrigens auch zu großen Teilen auf das Konto der beiden Schauspieler Jo Jae-hyeon und Seo Won, die schlicht Großartiges leisten! Besonders Seo Won ist ein unglaubliches Talent und ihre Darstellung ist frei von Peinlichkeiten und Plattitüden - zu schade, dass man ihr nicht das Publikum bieten kann, das ihr gebührt...

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