Review

Better chained, better chained!


Ein Freund meinte neulich (allerdings bezüglich „Amour") der sei so sinnvoll wie Sex mit seiner Freundin. Würde zwar Spaß machen, brächte aber nichts, sie nähme die Pille. So kann man das sehen. In vorliegendem Machwerk würde ich das Sex haben durch Onanieren ersetzen.

Abseits der Story selber, die ich gleich in einigen Zeilen darlege, interessiert mich mehr das Phänomen einer gewissen Massenhysterie, die offenbar einhergeht mit dem Serialisieren von Filmen. Ganz offensichtlich nämlich werden nicht nur die Filme in den nächsten Aufguss geschoben, sondern die Filmemacher gleich mit. Da gibt es eine ganze Reihe, deren berühmteste Vertreter sicher Nolan und Tarantino sind, vielleicht kommt inzwischen noch Rodriguez hinzu. Die Jungs sind so hipp wie des Kaisers neuen Kleider; und der Witz jener Geschichte ist ja nicht, dass die Menschen Kleider beklatschten, die sie gar nicht gesehen hätten, das wäre die marxistische Auflösung des Märchens, nein, ich denke, es ist die Jung'sche Variable hier: Sie sehen die Kleider! Und sie sind begeistert! Genauso wie viele durchaus helle Geister diesen Film hier sehen und offenbar als sehr befriedigend empfinden. Wie onanieren auf Viagra.

Okay, die Story: Ein deutscher Zahnarzt Namens Doktor Schultz (Christoph Waltz), inzwischen Bounty-Killer, meint Kopfgeldjäger, befreit den Negersklaven Django (Jamie Foxx) aus seinen Fesseln, weil er einen Scout braucht, der die Gesichter dreier gesuchter Galgenvögel kennt, die Schulz töten will. Cash for flesh, nennt sich die Devise. Das gelingt - so wie Schultz
alles widerstandslos gelingt - und er schenkt Django die Freiheit und macht ihn darüber hinaus zu seinem Partner. Doch das hat seinen Preis: Django will, dass Schultz ihm hilft, seine versklavte Frau zu suchen - Deal. Und auch das gelingt weitestgehend widerstandsfrei, beziehungsweise sind die Gegner in der Dick & Doof Liga angesiedelt. Jetzt geht es darum, die Braut aus der Sklaverei zu befreien.

Ich habe jetzt etwa 1 Stunde und 15 Minuten einem reichlich zynischen aber vollständig witzlosen, bzw. pointenfreien Geschehen zugesehen - rings um mich im Kino kringeln sich die Irren - ohne dass zudem irgendetwas geschehen wäre, das man mit Spannung assoziieren könnte, das ändert sich jetzt für einen kurzen Moment, als Django mit einem Sklaventreiber, den er Moonlight nennt, aneinandergerät. Nun, es passiert nichts und die Sache wird auch nicht mehr wirklich aufgegriffen, doch es ist der erste Konflikt dieses Films! Das erste mal, das etwas die slapstickhafte Bühne des total überlegenen Schultz versus XY überschreitet. Bravo. Nun, dann geht es aber auch schon widerstandslos weiter. Wir befinden uns in einer Sequenz, in der sich ein Monsieur Candy (Leonardo di Caprio) Owner des Dandylands und Veranstalter sogenannter Mandigowettbewerbe, ne Art fightclub für Negersklaven, überreden lässt, für absurd viel Geld was aus seinen Portfolio zu verkaufen. Einen seiner besten Kämpfer. Einer anderer wird nebenbei auf Candys Geheiß, von Django angestachelt, der nun den schwarzen Sklaventreiber mimt, von Hunden zerfleischt; spielt zwar keine Rolle, aber das ist nun auch schon egal. So nach 130 Minuten kommt der Streifen langsam zur Sache. Djangos Liebste, Broomhilda von Schaft (Kerry Washington), ist gefunden. Schmort gerade unpässlich im Strafofen auf dem Felde, wird aber schnell rausgeputzt um sie dem Doc zugänglich zu machen, der mal wieder deutsch reden möchte. Ganz zauberhafte Idee zwischen endlosen, platt (hihi) gewaltzten Dialogen (Col. Hans Landa's nunmehr Seriencharakter). Oh, und bevor ich's vergesse, der wohl einzige Lichtblick in dieser Augsburger Puppenkiste: Steven! Samuel L. Jackson als Oberneger und Housekeeper mit herrlich weißen Augenbrauen, der Onkel Tom des Monsieur Candy. Der schnallt natürlich sofort, dass das was faul ist.  Und das führt dann straight zum Showdown, den ich hier keinem vermiesen will. Nur so viel sei versichert: Selber onanieren ist befriedigender, als einem anderen dabei zuzusehen. Zumindest billiger.

Also wo waren wir stehengelieben, richtig, dem Einseifen des Publikums. Ich muss sagen, da leisten die Medien schon Erstaunliches. Zwar gelingt es schon seit Jahren nicht mehr eine Blockbustergeschichte über Mongoloidenniveau hinaus zu entwickeln, doch die Fähigkeit Fans einzusammeln, wurde perfektioniert. Da landet das Geld: Bei den immer gleichen 50 Schauspielern und Regisseuren, den Spezialeffekten und dem Marketing. Werbung hier als kybernetisches Verbundsystem, das auch die letzte Synapse anpingt und schreit: Geil!   

Ebenfalls aus meiner Sicht äußerst enttäuschend sind Set-Design und Musik-Score. Das eigentlich Markenzeichen Tarantinos. Früher hat er Travolta, der davor mit seinen Tanzfilmchen berühmt wurde, zum drogensüchtigen Ganoven stilisiert und damit genial gegen den Strich besetzt. Jetzt tritt jetzt Franco Nero auf. Aber nicht gegen den Strich, sondern auf dem Strich - der Mittelmäßigkeit. Früher brachte QT Musik, die gegen den Strich gesetzt war, Romantik im Tragischen, Tragisches in der Komödie, etc. Und jetzt
läuft Westernmusik zum Western. Oder dann plötzlich Hip-Hop, Niggatrash, yeah.

What a crap!

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