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Nach "Inglourious Basterds" inszenierte Quentin Tarantino mit "Django Unchained" eine weitere Hommage an das italienische Genre-Kino der 60er und 70er Jahre. Was beide Werke gemeinsam haben ist zum einen eine epochale Lauflänge, einen genialen Christoph Waltz als Hauptdarsteller, der als Dr. King Schultz in "Django" seinen Part als Hans Landa aus "Basterds" nochmals übertrifft, und die Tatsache, dass beide Filme nur lose auf das italienische Original basieren und vielmehr lediglich den namhaften Titel eines Genre-Klassikers für eine eigenständige Filmhandlung nutzen. Um einem endgültigen Fazit vorweg zu greifen sei an dieser Stelle erwähnt, dass "Basterds" gegen "Django" ein langatmiger Rotz ist, der ohne Waltz grandioser Performance vor die Hunde gehen würde. Vielmehr noch: in der Dekade seiner Werke von "Kill Bill" über "Death Proof" zu "Inglourious Basterds" und letzten Endes "Django Unchained" führt letzterer ganz klar die Spitze mit "Kill Bill" an. Nein, Tarantinos opulentes Wild West-Abenteuer ist sogar noch einen Deut besser und beweist einmal mehr, dass Tarantino ein begnadeter, vielseitiger Regisseur ist. Keiner, absolut keiner, schafft es, so stilsicher und mit so viel Liebe zum Detail unkonventionelle Filmstoffe auf die große Leinwand zu bringen. Sein Einfallsreichtum kennt dabei keine Grenzen und während andere Regisseure lediglich schamlos Meisterwerke kopieren oder Originale als Remake lieblos auf den Markt schleudern, schafft es Tarantino immer wieder, ein Original so zu variieren, dass ein eigenständiger, zitatenreicher Film dabei herauskommt. 


Bei "Django Unchained" ist es dann auch eine mehr als tiefe Verbeugung vor dem Western, wobei Tarantino sowohl Elemente des klassischen US- als auch des Italowesterns grandios miteinander verknüpft und das Thema der Sklaverei als Hauptaugenmerk der Handlung mit einfließen und herrliches Südstaatenflair mit einfließen lässt, so dass "Django" streckenweise - und das ist jetzt nicht kritisch gemeint - wie die Hardcore-Variante von "Fackeln im Sturm" wirkt.
Stimmig in den Stilelementen, der Auswahl der Kostüme und der Kulissen, bedient Tarantino wirklich jedes Subgenre des Westerns, dass er in "Django" einbringt. 
Angefangen vom Theme des Original-"Django" von 1966 bis hin zu ausgewählten Stücken von Ennio Morricone oder Riz Ortolani aus diversen italienischen Genre-Klassikern wie "Brutale Stadt", "Der Tod ritt Dienstags" oder "Ein Fressen für die Geier" (Don Siegels Ausflug in die Gefilde des Italowestern) sowie Songs der Country-Legende Johnny Cast oder des Rappers Tupac Shakur - hier passt jede Nummer des grandiosen Soundtrack auf die jeweilige Szene wie die Faust aufs Auge und unterstreicht noch einmal das hohe Maß an Atmosphäre, dass Tarantino mit einer Leichtigkeit auf die Leinwand transportiert.

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