Nach 3 langen Jahren ist der neue Film von Quentin Tarantino endlich da. Hat sich das Warten gelohnt? Ja! Django Unchained ist Tarantino's Hommage an den Italo-Western, auch Spaghetti Western genannt. Wie es für Tarantino üblich ist, vermischt er wieder mal mehrere Subgenres bei der Erzählung seiner Geschichte.
Stilistisch hält sich Tarantino und sein Kameramann Robert Richardson an die epische Präsentation der legendären Italo-Western von Sergio Leone. Wir bekommen wunderschöne Bilder und absolut grandiose und epische Landschaftsaufnahmen zu sehen. Doch Tarantino wäre nicht Tarantino, wenn er nicht ein paar Spielereien für uns parat halten würde. Somit bekommen wir auch viele untypische Einstellungen zu sehen. Dazu zählen auch viele Fast Zooms, die zum Teil einfach nur zum Wegschmeißen komisch sind. Auch die Beleuchtung, die Klarheit und der steile Kontrast sind für einen Western absolut untypisch. Aber so arbeitet Robert Richardson halt, und in Verbindung mit Tarantino ist das Ergebnis famos. Inhaltlich, und dazu zählt auch die Gewaltdarstellung, hält Tarantino sich an den Stil von Sergio Corbucci. Der rote Lebenssaft spritzt massiv über die Leinwand. Teilweise sogar so extrem, dass man es nicht mehr ernst nehmen kann. Man könnte fast meinen, dem Ganzen wird dabei ein gewisser Surrealismus zugesprochen.
Schon im Vorfeld war klar, dass dieser Film für Furore sorgen wird. Erstens wegen seinem Inhalt und zweitens wegen seiner Gewaltdarstellung. Doch ich kann Entwarnung geben. Tarantino zieht die Sklaverei nicht ins Lächerliche oder Comichafte. Dennoch sei gesagt, dass man bei Django Unchained viel, sogar sehr viel lachen kann! Doch niemals über die ernsten Themen. Zur Gewaltdarstellung muss ich sagen, dass es zwei Arten von ihr gibt. Einmal die grausame, reale (Sklaven werden brutal ausgepeitscht etc.) sowie die Rache-Gewalt, die in ihrer übertriebenen Darstellung und auch musikalischen Untermalung einfach nur Spaß macht. Tarantino gelingt hier die schwierige Gradwanderung zwischen Ernsthaftigkeit und purer Unterhaltung absolut perfekt. Daran kann man sehr schön erkennen, was für ein grandioser Drehbuchautor er ist.
Das bringt mich auch schon zu der Geschichte und ihren Charakteren. Inhaltlich ist der Film mal wieder grandios. Tolle Dialoge, absolut spannende Situationen, super unterhaltsame Set Pieces, und eine traumhafte Dramaturgie. Hier wird auch viel mit Symbolik gearbeitet, was mir sehr gut gefallen hat. Untypisch ist allerdings die linear erzählte Geschichte. Es gibt auch keine Kapiteleinteilung etc. Hier wird alles straight forward erzählt (mal von ein paar kurzen Flashbacks abgesehen, die für ein Spaghetti Western einfach typisch sind).
Schauspielerisch ist der Film absolut hochkarätig. Waltz übertrifft sich mal wieder selbst. Mit welch einer Eleganz er die Dialoge wiedergibt... das ist wie Musik für meine Ohren. Die Oscarnominierung ist definitiv gerechtfertigt. Nur frag ich mich, warum er als bester Nebendarsteller nominiert wurde!? DiCaprio gibt einen fantastischen Tarantino-Bösewicht ab. Ab und zu übertreibt er es ein klein wenig mit seinem Overacting. Aber dann gibt es wieder so klitzekleine Nuancen, die in seiner Mimik zu erkennen sind, und diese sagen mehr als tausend Worte. Absolut herausragende Performance. Sein "Schädel-Monolog" zählt zu den besten Szenen des Films. Dann hätten wir noch Don Johnson in einem kleinen Cameo als Big Daddy. Was soll ich dazu noch sagen? Legendär! Die beste Performance hat imo aber Samuel L. Jackson abgegeben. Meine Fresse, was für eine unglaublich geniale schauspielerische Leistung. Hier stimmt alles. Seine Körpersprache, seine Stimmlage, sein Aussehen, seine Dialoge, und wie er diese wiedergibt. Einfach traumhaft. Und zudem extrem lustig! "Oh, sweet Jesus, let me kill this nigger!" Hahahaha. Kerry Washington bleibt leider ziemlich blass als Broomhilda, aber das liegt an ihrem flach angelegten Charakter. Sie selbst spielt gut. Nun zu Foxx. Ja, er ist gut, sogar sehr gut zuweilen. Aber gegen Waltz, DiCaprio und Jackson hat er keine Chance. Hätte gerne gesehen, was Will Smith aus dieser Rolle gemacht hätte.
Was bei einem Tarantino Film natürlich nicht fehlen darf ist die einzigartige Musikauswahl. In Django Unchained hat Tarantino zum allerersten Mal auf extra für ihn komponierte Musik zurückgegriffen (neben alten bekannten Songs aus verschiedenen Italo-Western). Hat das funktioniert? Ja! Selbst die Hip Hop Songs, die er hier verwendet passen hervorragend. Das hätte ich niemals für möglich gehalten.
Django Unchained ist meiner seiner Laufzeit von 165 Minuten der längste Film, den Tarantino bisher gemacht hat. Doch fühlt er sich auch so lang an? Nein, zu keiner Sekunde! Der Film ist von Anfang bis Ende Unterhaltung pur und es kommt niemals Langeweile auf. Es gibt viele Dialogszenen. Aber diese sind niemals zu lang oder zu aufdringlich, nur damit Tarantino zeigen kann, wie toll er diese doch schreiben kann. Trotzdem sei dazu gesagt, dass gerade der Mittelteil sehr ruhig inszeniniert ist. Da also keine Action erwarten ;) Doch auch hier vergeht die Zeit wie im Flug, da es einfach unheimlich viel Spaß macht dem genialen Schauspiel zu zusehen.
Fazit: Django Unchained ist ein weiteres Meisterwerk von Quentin Tarantino und imo der mit Abstand beste Film 2012.
10/10
Ranking:
1. Kill Bill (Vol. 1 & Vol. 2)
2. Pulp Fiction
3. Django Unchained / Inglourious Basterds
4. Reservoir Dogs
5. Jackie Brown
6. Death Proof