Ausgerechnet ihr Stiefvater (1981)

Ein Pianist ist verzweifelt über seinen beruflichen Misserfolg und die gescheiterte Beziehung zu seiner Freundin, die auch noch vor seinen Augen bei einem Verkehrsunfall stirbt.
Zurück bleibt die Tochter seiner tragisch verstorbenen Freundin, die unbedingt bei ihm und nicht bei ihrem alkoholabhängigen leiblichen Vater leben will. In dieser schwierigen Zeit der Trauer und des Streits um das Sorgerecht der Tochter beginnt eine Liebe zwischen Tochter und Stiefvater zu entstehen. Der vom Leben frustierte Stiefvater wehrt zunächst vehement ab, da er sich von gesellschftlichen Konventionen diktiert sieht, kann letzten Endes jedoch nicht widerstehen.
Diese Lolitageschichte zeichnet einen Mann, der im sozialen Leben versagt hat, da er hinter seinen eigenen Erwartungen von einer erfolgreichen Karriere als Musiker weit zurück bleibt und die Beziehung zu seiner Lebensgefährtin nur noch aus einem gelegentlichem "Hallo", wenn man sich mal begegnet, besteht. Sex gab es schon lange nicht mehr und sein Selbstwertgefühl ist im Keller, dadurch ist er nach dem Tod seiner Freundin von den Annäherungsversuchen deren Tochter zunächst geschockt, kann sich dem Gefühl von Liebe und gebraucht werden jedoch letzten Endes nicht erwehren.
Dieses französische Drama versucht die tabuisierte Beziehung zwischen einer Minderjährigen und einem Erwachsenen darzustellen ohne zu moralisieren. Die Ursache wie es dazu kommt, und warum die Beziehung scheitern muss ist meistens gut herausgearbeitet. Etwas skandalös wirken einige oben ohne Aufnahmen von der extrem jungen Darstellerin. Explizit wird es nie. Unglaubwürdig sind die Dialoge zwischen der im Film 14jährigen und ihrem 31 jährigen Liebhaber, denn solch reife Reflektionen über die eigenen Gefühle und die problematische Beziehung zwischen den Beiden führt vermutlich niemand in diesem Alter. Die Inszenierung ist bis auf das inhaltlich etwas verfahrene Ende durchgehend präzise und lässt keine Unklarheiten über Gefühle und Motive der handelnden Hauptfiguren.
Insgesamt ist der Film sehr sehenswert wenn man ein 70er Drama aus Frankreich mit einem etwas heiklen Thema sehen möchte, das jedoch nicht selbstzweckhaft behandelt wird.