Review

Auftakt zur langlebig gehaltenen, auch vielfältig gestrickten und ausgiebigen Saga um die Belange von Hippie Nico von der Kripo, sein beruflicher Werdegang, die Weiterbildung, später auch die privaten Haushalte und allgemein die Scharmützel, (fast) ein knappes Dutzend Filme an der Zahl, später und zwischendrin noch erweitert durch nur bloß scheinbar zugehörige Abenteuer, im Deutschen durch ähnliche Schlagwörter oder die Synchronisation selber dazu gedichtet. Eine Erfolgsgeschichte auch, mehrere Jahre Zuspruch und Beliebtheit beim Publikum (nie wirklich vorneweg, aber längere Zeit konsequent Top 40), eine gewisse Nachhaltigkeit vorhanden, und ein Beispiel für das zeitgenössische italienische Kino, in seiner Veränderung, seinem Untergang und seinem Wandel. Vom Polizei-/und Kriminalfilm letztlich zur Blödelklamotte, ein langes Halten in den Charts, dann aber zwangsläufig auch ein Abrutschen in der Hitliste, ein Wechsel nicht der Macher dahinter, aber der Struktur, mit Höhen und Tiefen, mit Treffern und mit Nieten:

Marschall Nico Giraldi [ Tomás Milián ] ist wie seine Kollegen Brigadier Gargiulo [ Raf Luca ] oder Brigadier Columbus [ Jack La Cayenne ] unter dem leitenden Kommissar Tozzi [ Roberto Messina ] ein Agent der Squadra antiscippo, der Anti-Raub-Truppe, wobei er es vermehrt mit den gut organisierten Taten vom sogenannten "Baronet" a.k.a. Achille Bertinari [ Guido Mannari ] zu tun hat. Eines Tages stiehlt dieser allerdings eine Aktentasche von Norman Shelley [ Jack Palance ], einem in Geldwäsche verwickelten US-Diplomaten, was schnell zu vielen Toten führt.

Schlagzeilen leiten die Geschichte ein, die Zeitungen voll damit, mehrere Seiten mit unterschiedlichen Schwerpunkten der Nachrichtenagentur gefüllt, die Titelseite belegt, die Kriminalität auf dem Höhepunkt, das Verbrechen lebt und bebt. Entsprechend dessen, dem Verfall von Sitte, Moral und Anstand allgemein, der Verrohung der Gesellschaft, der Bedrohung der Zivilisation, ist die erste Szene schon eine, die man nicht alltäglich sieht. Eine Ablenkung aber nur, der Hebel für einen Diebstahl im großen Stil, werden ahnungslose japanische Touristen auf die falsche Fährte gelockt, mit einer obszönen Nummer ausgetrickst und ausgeraubt, am helllichten Tage, die Aufregung da, die Schlagzeilen gefüllt. Gerissen sind die Gauner hier, andere agieren mit Gewalt und Brutalität, mit Unverschämtheit und Skrupellosigkeit, die Methoden zahlreich, die Mittel unterschiedlich, die Banditen allgegenwärtig, Der Superbulle mit der Strickmütze als Antwort bitter nötig.

Corbucci, Amendola und Milián hier noch frisch im Genre unterwegs, der eine mehr, die anderen weniger, wird mit Schwung und Elan gehandelt, viele verschiedene Situationen gezeigt und rasch die ersten (von mehreren furiosen) Actionszenen präsentiert, Tat und Angriff, Flucht und Verfolgung, Verteidigung und Gegenwehr. Ein Motorrad rast in die Menge, ein Dieb wird durch den Markt geprügelt, nebenbei die saloppen Sprüche und Beleidigungen auf der (deutschen) Tonspur, der Polizist als Hanswurst und Haudrauf, bereit für jede Schandtat und die Schmutzarbeit, die beste Lösung, da die beste Kenntnis der Materie. Der Film kommt noch vom Fach quasi, mit Energie und Qualität, die Stunts ungehobelt, die Geschichte nichtig und dennoch aufs Tempo drückend. Ein ausgelöster Sturz kopfüber in den Acker in voller Fahrt, ein Tritt in den Unterleib, die Zeiten rau, der Beruf auf beiden Seiten des Gesetzes hart.

Heruntergewirtschaftet ist die Szenerie hier, das Revier abgewrackt, die Sonderkommission so edel ausgestattet wie die Beamten in ihren Manieren, also gar nicht. Die Regie passt sich dem an, neben den Fäusten wird mit dem Mundwerk gearbeitet, grob der Ton und grob die Bilder. Die Prämisse der Handlung wird eingangs kurz aufgeworfen und angerissen, dann wieder ignoriert bis fast vergessen, 'Und die Großen lässt man laufen' ist der Plot hier, drumherum werden alte Bekannten aufgesucht, wird der Nachfolger schon einmal vorweggenommen und rekapituliert, wird beruflich und privat ermittelt und auch etwas moralisiert. Milián hat im Original seine Stammsynchronisation, im Deutschen wird er hier durch Hartmut Reck eingesprochen, was unpassend bis gewöhnungsbedürftig ist und dem Part etwas seine Abgeklärtheit im Umgang mit all dem da draußen nimmt; später wird meist Thomas Danneberg als Sprecher erklärt. Zumindest wird diesmal ein Gegenüber aufgebaut, ein Gegner, eine Nemesis, die anderen Filme funktionieren teilweise als Krimi(komödie) oder als Undercovergeschehen mit (Anleihen beim Krimi, seinen komödiantischen Anteilen bzw.) dem allgemeinen Polizeifilm, hier wahrscheinlich genau richtig kommend zur Zeit, “Es ist genau pünktlich zwei Brüstchen.

So wird sich viel bewegt und viel geschnüffelt, es wird diskutiert und gestritten, es werden Frauen überfallen und sexuell genötigt, ein violentes Treiben, “Mit 'ner Wumme in der Hand hat man leicht 'ne große Fresse, gell?“, schlicht das Gebaren, die Inszenierung vom Kampf des Staatsapparates gegen die organisierte Kriminalität grell. Observationen führen zu Hetzjagden mit Blechschäden, führen zu Raufereien in Bauruinen, führen zu einem echten Starauftritt, garniert mit “dämlichen Sprüchen“; das ist oftmals besser abgemischt als noch in den Folgewerken, es ist heißblütiger, es ist körperlicher und körniger, es hat (wie der etwas langatmige zweite Teil) auch Ansätze von Sozialkritischen. Erstaunlicherweise ist der Hauptdarsteller (ausgenommen in der Disco- und Tanzszene) aber blasser als sonst, buchstäblich gar, er wirkt eher schlaftrunken, zuweilen wie übermüdet und allgemein geschafft, die Kostümierung ist anders, die Maske vor allem auch, Milián wird von Palance (in seinem Cameo) tatsächlich an die Wand gespielt.

Die eingeflochtene Liebes- oder Bettgeschichte ist trotz aller gebotenen Attraktivität von Omaggio eher traurig bis sentimental wirkend, eine kurze Verschnaufpause der zunehmenden Brutalität, bald herrscht Mord und Totschlag, selbst am Sonntag, nichts ist mehr heilig, ein Leben den Pfifferling nicht wert. Rom speziell und Italien generell hier als Art Klosettbecken, voll mit Sadismus, Zynismus, Radikalismus, Humorismus, dafür fehlt Humanismus, dafür wird über lose Hausdächer gesprintet, wird der Feind mit heißem Teer überschüttet, es wird von der Regenrinne gestürzt, es wird die aufblühende Romanze immer auf später vertröstet, oder ausgenutzt gar, schlecht behandelt, wenn auch nur zum Schein. Die Menschen so abgenutzt wie die Umgebung, Halsabschneider, Kidnapper, Erpresser, Hehler, Spitzbuben mit Spitznamen, Zuhälter, alle mit “Passierschein zum Friedhof“, alles miese Blutsauger. Auseinandersetzungen meist quer durch Holz und Glas und Mauern, mit unfeiner Beinarbeit und unsauberen Schwingern, mit Hals- und Beinbruch, dazu schlitternde, schlingernde, quietschende Raserei durch Stadt und Pampa, eine wahnwitzig wilde Kurverei von Die Superbullen auf den heißen Feuerstühlen, ein 'Rückfall' in alte Tugenden.













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