Der Anfang der 90er war so etwas wie eine Explosion, was King-Verfilmungen betraf. Die späten 80er boten nicht mehr so viel richtig gutes aus Kings Feder, erst Friedhof der Kuscheltiere konnte wieder die alte Liebe zum Meister des Horrors entfachen. Und dann ging es auch Schlag auf Schlag. 1990 wurde mit ES ein wahrer Kult geschaffen, und Misery zählt noch immer zu den besten Filmen aller Zeiten. Klar, dass man sich in diesen Erfolg einreihen will, und so griff man erneut in die alte Bücherkiste und entschied sich, Manchmal kommen sie wieder aus der Sammlung Nachtschicht zu verfilmen. Das mag relativ mutig sein, waren fast alle bisherigen Verfilmungen aus diesem Sammelband Flops oder allgemein schlecht im Volksmund (Rhea M. und Kinder des Zorns). Und trotzdem wurde der Stoff konsequent verfilmt, mit Tom McLoughlin als durchaus fähigen Regisseur und einem Stab bunter Schauspieler.
So erzählt man die Geschichte von Jimmy Norman, einen ehemaligen Lehrer, der in seine Heimatstadt zurückkehrt, um erneut den Beruf des Lehrers auszuüben. Doch Jimmy assoziert mit der Stadt ein schreckliches Trauma, denn hier wurde sein Bruder Wayne von vier halbstarken Jugendlichen in einem Zugtunnel umgebracht. Jimmy musste das alles mitansehen. Doch die Halbstarken haben es nicht besser erwischt. Kurz nachdem sie Wayne umgebracht haben, kommt ein Zug den Tunnel entlang. Doch da Jimmy den Autoschlüssel der Jugendlichen mitgenommen hat, können diese nicht mit dem Auto fliehen und sterben schließlich bei der Kollision mit dem Zug. Jetzt, Jahre später, versucht Jimmy sein normales Leben in der Stadt wiederzufinden, doch eines Tages geschieht etwas furchtbares. Einer seiner Schüler stirbt auf mysteriöse Art und Weise und wird ersetzt durch Jemanden, der einem von Waynes damaligen Totschlägern sehr ähnlich sieht.
Kings Story wurde kaum verändert, hier und da wurden nur ein paar zusätzliche Details erweitert und das Finale wurde maßentauglicher gemacht. Hat Jimmy die Dämonen dort auf altertümliche Art und Weise in einem Ritual inklusive Opfer besiegt, werden die wiederkehrenden Halbstarken im Film sprichwörtlich von einem Zug aus der Hölle in eben jene zurückgeschickt. Diese Änderung ist wirklich besser, das Kurzgeschichtenende wäre unter Umständen (mal wieder) unfreiwillig komisch ausgefallen.
Anders als es bei vielen anderen Filmen von King ist, setzt der Regisseur neben den typischen Gruseleffekten auf einen betont sensiblen Rahmen, der den Film auch für mildere Semester zugänglich machen sollte. Leider liegt hier auch ein deutlicher Schwachpunkt im Film. Gerade zu Anfang erlebt Jimmy mehrere Rückblenden, die ihn an seinen toten Bruder erinnern. Das wäre einzeln ganz schön, aber hier wird dieser psychologisch sensible Rahmen leider totgeritten. Spätenstens wenn Jimmy im Fernseher plötzlich ein altes Video mit seinem Bruder sieht, ist das Fass am überlaufen, denn so dick aufs Brot geschmiert wurde selten eine familäre Sehnsuchtsorgie. Eigentlich wäre das beinahe noch zu ertragen, aber auch im Drehbuch erweisen sich deutliche Schwächen. Die penetrante Wiederholung des Satzes "Lauf Jimmy, lauf!" rüttelt wirklich an den Nerven, sowie die übertrieben liebevolle Beziehung zwischen den beiden Brüdern in jungen Jahren. Reißen sich andere in dem Alter gegenseitig die Haare aus, ist bei Familie Norman alles anders. So sagt Wayne zum Beispiel seinem kleinen Bruder "Wir werden immer zusammenbleiben." Wäre dieser sensible Rahmen etwas runtergeschraubt wurden, wäre der Film viel besser ausgefallen.
Aber mal abgesehen von massenweise Gefühl bietet der Film auch direkte Schockmomente und Gruselszenen. Die drei Jugendlichen an sich sind schon bedrohlich genug in Szene gesetzt, aber um noch eins drauf zu setzen haben sie auch noch alle relativ unangenehme und markerschütternde Lachen. Das gelächter von einem der Rowdys ist sogar so schrill, dass es wirklich in die Knochen zieht. Die Mehrheit der spannenden Momente sind auch fabulös in Szene gesetzt, mit am Besten hier der Moment, in der Jimmys Sohn eine Straße hinabgeht und kurz darauf im Hintergrund der pechschwarze Wagen der Untoten wie ein Löwe aus dem Nichts springt. Hier und da überschreitet der Regisseur aber auch das Maß seiner Schockeffekte. Sind die sogenannten Fratzen der Untoten schon eher typisch Tom Savini, sprengt die Szene, in der ein Mitschüler der Untoten in alle Einzelteile zerlegt wird, glatt den vorher eigentlich sehr subtil angelegten Rahmen des Geschehens.
Dabei tun die Schauspieler aber ihr Bestes. Tim Matheson kann als Jimmy Norman voll überzeugen, während Knickauge Brooke Adams routiniert die liebe Hausfrau runterspielt. Der gemeinsame Sohn Scott wird mal wieder wie jedes Kind in einem Horrorfilm übertrieben nervig und leichtsinnig dargestellt, was in manchen Szenen Ernüchterung um die Sympathie zu dem Jungen bringt. Die drei Jugendlichen sind am besten dargestellt, ihre typische Coolheit und bedrohliche Ausstrahlung wirken nie aufgesetzt. Die Nebendarsteller sind typisches Beiwerk, fallen aber in dem Sinne nicht schlecht auf.
Fazit
Oftmals unterschätzt, ist Manchmal kommen sie wieder neben Zimmer 1408 die beste Verfilmung einer King'schen Kurzgeschichte. Wer auf subtilen und relativ unblutigen Horror steht, sollte sich diesen Film mal anschauen.
8/10