Matt Kowalski (George Clooney) und Ryan Stone (Sandra Bullock) sind mit Außenarbeiten an ihrem Raumschiff beschäftigt als plötzlich Trümmer eines russischen Satelliten das Schiff zerstören und die übrigen Raumfahrer töten. Ryan wird ins Weltall fortgetrieben, doch Matt gelingt es sie einzuholen. Gemeinsam versuchen sie mit wenig Atemluft und Schub eine Raumstation zu erreichen…
Alfonso Cuaróns außergewöhnliches Drama ist nicht etwa ein Science Fiction Film, sondern ein weitgehend realistisches Weltraumabenteuer, wie man es noch nie gesehen hat. In der Zukunft der Menschheit werden mit Sicherheit ähnlich gelagerte Filme entstehen, doch Cuarón („Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ 2004, „Children of Men“ 2006) kann nach 4-jähriger Vorbereitungs- und Produktionszeit für sich in Anspruch nehmen, dass er der erste ist, der das Überleben in der Schwerelosigkeit des unendlichen Alls so wirklichkeitsnah auf die Leinwand gebracht hat. In langen Kamerafahrten werden mehr als beeindruckende Bilder aus dem Weltraum gezeigt, immer mit der guten alten Erde im Hintergrund. Nach dem Trümmerschauer, den die beiden Protagonisten mit Glück überleben, wird die Stimmung klaustrophobisch, die Verlassenheit in der unendlichen Weite förmlich spürbar. Dem Zuschauer stockt der Atem, wenn sich Ryan immer mehr vom zerstörten Raumschiff entfernt und sich dabei ständig um die eigene Achse dreht ohne stoppen zu können oder später in der chinesischen Raumstation vergeblich um Hilfe ruft und in Visionen fällt. „Ich habe nie in meinem Leben gelernt zu beten. Das hat mir niemand beigebracht“. Doch die Weite des Alls gebietet Respekt vor der Schöpfung, nicht ohne Grund huldigt Cuarón, wenn Sandra Bullock in der Druckkabine in Embryonalstellung verharrt, der existenziellen Schlüsselszene aus Stanley Kubricks „2001 - Odyssee im Weltraum“ (1969). Die hohe visuelle Messlatte, die der Regisseur in der ersten Hälfte des Films setzt, kann er in den späteren Szenen im Inneren der chinesischen Station unmöglich halten, nun wechselt die Handlung zu eher konventioneller Hollywood-Action, die dann aber zu einem interpretationsträchtigen Ende führt. Während George Clooney, der bereits 2002 in der Stanislaw Lem Verfilmung „Solaris“ im All um sein Leben ringt, eher unterfordert wirkt, spielt Sandra Bullock („Speed“ 1994/97, „Miss Undercover“ 2000/05) die vielleicht beste, in jedem Fall ungewöhnlichste Rolle ihrer Karriere. Mit etwas mehr psychologischen Tiefgang wäre die Höchstnote zwingend gewesen, so bleibt es bei einem hoch spannenden, wie optisch tief beeindruckendem Trip ins All. (9/10)