Review

Der Chefportier eines angesehenen Hotels geniesst in seinem Viertel grosses Ansehen, seine pompöse Portieruniform ist Zeichen seines Status. Da verliert er aufgrund von Altersschwäche seine prestigeträchtige Stellung mitsamt seiner Uniform und wird – ausgerechnet – zum Toilettenwärter degradiert. Um sein Ansehen nicht zu verlieren, klaut er die Uniform und spielt sich Daheim weiterhin als Respektsperson auf. Doch lange lässt sich der Schwindel nicht aufrechterhalten...
Der Film ist eine hübsche Satire auf Autoritätsverehrung und Statusversessenheit und zugleich ein bewegendes Psychogramm eines kleinen Spiessers, für den es gleich den Weltuntergang bedeutet, wenn er der Achtung seiner Umgebung verlustig geht. Emil Jannings in der Hauptrolle verkörpert diesen perfekt, spielt allerdings etwas an der Grenze zum Overacting, was andererseits auch zum eher satirischen Ton passt. Völlig übertrieben dargestellt zum Beispiel auch die Szene, in der auffliegt, dass er degradiert wurde: Die Frau, die ihn unversehens entlarvt, reagiert, als habe sie ihn grad einem Mord erwischt. Witzig natürlich, wie sich die Nachricht unter den Klatschbasen im Viertel verbreitet, oder der betrunkene Trompetenspieler, etc.
Kurios ist das angetackerte Happy End, das wohl ökonomischen Erwägungen entsprang. Murnau lässt zwar per Insert anmerken, dass es im wirklichen Leben nicht so zuzugehen pflegt, dennoch stört es: Abgesehen davon, dass es auf einer Deus ex Machina basiert, steht es der bis dahin aufgebauten, eher düsteren Stimmung diametral gegenüber und beisst sich daher mit dem Restfilm, ist zudem viel zu ausführlich geschildert und nur bedingt witzig. Andererseits könnte man es aufgrund seiner schieren Zuckrigkeit auch als Parodie auf Happy Ends verstehen…
Auffällig an der Inszenierung ist vor allem die Kameraführung; DER LETZTE MANN prägte ja den Begriff der entfesselten Kamera und so bewegt sich diese ziemlich dynamisch durch den Film, besonders in Szenen wie die mit dem „fliegenden Ton“ oder die Fahrt durch die Lobby des Hotels. Dieses Stilmittel wird auch eingesetzt bei der Darstellung der subjektiven Sicht der Protagonisten, vor allem in der Hochzeitsfest-Episode, in welcher der Hotelportier betrunken herumhockt und der Raum sich um ihn herum bewegt; auch Bildverzerrungen kommen hier zum Einsatz. In der Hinsicht entwickelt der Film expressionistische Züge, auch durch das erwähnte exzessive Spiel Jannings, das Spiel mit Licht und Schatten und vor allem in der Traumsequenz, wo auch eine verzerrte Architektur zu beobachten ist. Neben der Kameraführung dient der Dynamik auch, dass der Film vollständig ohne Zwischentitel auskommt, die den Erzählfluss unterbrechen würden.
Trotzdem kommt der Film nicht wirklich temporeich daher, denn dem Spiel von Jannings wird viel Raum und Zeit gelassen, was teils dann doch eine kleine Herausforderung an die Aufmerksamkeit des Zuschauers darstellt.
Alles in allem ist DER LETZTE MANN ein inhaltlich gewitzter und inszenatorisch eindrücklicher Film, der zu seiner Zeit bahnbrechend war und auch heute noch überzeugend ist. Sicher einer der ganz grossen Stummfilme.

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