Staffel 3
Und das soll es nun gewesen sein? Nach drei Staffeln in der Stadt der Olympischen Winterspiele 1994 ist es vorbei mit der herzlichen Diktatur des von Steven Van Zandt so urig verkörperten Mafioso. Es bleibt unklar, ob schwächelnde Quoten oder Meinungsverschiedenheiten hinter den Kulissen die Absetzung herbeiführten. Geahnt hat man sie aber wohl schon beim Dreh, denn die insgesamt 24. und somit letzte Folge schließt auffallend rund ab und steht nicht zuletzt wegen des Mitwirkens eines alten „Sopranos“-Kollegen würdig am Ende einer nicht immer glaubwürdigen, jedoch durchweg unterhaltsamen Mafiasatire.
Lillehammer, dieser beeindruckende, gegenüber anderen Serien als Alleinstellungsmerkmal fungierende Drehort, war der Produktion zwar nie genug; so ging es immer mal wieder in die USA und diesmal wird im Einstieg ein brasilianischer Kontrast mit Strand und Meer gesetzt. Doch die Rückkehr ist dem Nordland gewiss, denn das Drehbuch führt den Hauptdarsteller stets zu Treueschwüren gegenüber der neuen Heimat – auch deswegen verzeiht man dem Clubbesitzer sein einnehmendes Wesen gerne.
Dabei liefert der Rio-Subplot nur wenig mehr als eine erste Herausforderung für Van Zandt, der weitere folgen, die wie abzuarbeitende Aufgaben aneinandergereiht werden. Die grobschlächtige Hauruck-Methodik der Problemlösung ist einer der Gründe, weshalb „Lilyhammer“ so gut funktioniert. Ein anderer sind die vielen schillernden Nebenfiguren. Die Rückkehr des ehemaligen Beamten Jan Johansens (Fridtjov Såheim) und seine erneute Integration in den Machtbereich Taglianos mag angesichts der zurückliegenden Ereignisse etwas konstruiert wirken, der Darsteller stellt aber unter Beweis, dass seine Figur zu den verabscheuungswürdigsten, aber auch mitleiderregendsten und damit interessantesten der Serie gehört. Ansonsten ist vor allem Trond Fausa Aurvåg als Torgeir längst unverzichtbar geworden. Sein gutmütiges Wesen wird diesmal insbesondere mit einem persönlichen Traum vom perfekten Schanzensprung unterstrichen, der in einer liebevollen Anspielung auf biografisch angelegte, aus dem Off erzählte Gangsterepen wie „Good Fellas“ gipfelt. Über Rhys Coiro als Hauptantagonist der Staffel kann man geteilter Meinung sein.
Obwohl ein leichter qualitativer Abschwung in den Drehbüchern bemerkbar ist, wird „Lilyhammer“ bis zum Schluss von seinen Besonderheiten geprägt und bietet einen einmaligen Gegenentwurf zu überfilmten US-Metropolen. Was Van Zandt aus seiner Rolle macht, kann kein Autor vorausplanen und der Charakter der Originalschauplätze Norwegens und Brasiliens lässt sich nicht nachstellen. Ein Unikat, dem hier der Riegel vorgeschoben wird.