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Donald Westlakes Figur Parker war schon Protagonist mehrerer offizieller Verfilmungen, darunter „Point Blank“, „The Outfit“, „Cover Hard“, „Payback“ und sogar ein Godard-Film („Made in U.S.A.“), doch 2013 ging er gar als Titelheld in einer Adaption mit Franchise-Ambitionen an den Start.
Der Film von Taylor Hackford beginnt als eine Art Heist Movie, in dem Parker (Jason Statham) zusammen mit vier Komplizen – Melander (Michael Chiklis), Carlson (Wendell Pierce), Ross (Clifton Collins Jr.) und Hardwicke (Micah Hauptman) – einen Jahrmarkt überfällt. Sie alle sind verkleidet, der Plan haarklein abgestimmt, während die Kamera der Titelfigur über den Rummel und durch die einzelnen Schritte des Plans folgt; eine filmische Entsprechung zur präzisen Planung des Gauners mit Ehrenkodex. Leider ist da die Crew, die er zuvor nicht kannte, anders drauf, schlampig und es gibt einen (unnötigen) Toten bei der Aktion, ehe sich das Quintett mit der Beute absetzt.
Parker hat dementsprechend wenig Lust einen weiteren Coup mit seinen Komplizen durchzuführen, die allerdings die erbeutete Knete in ihrer Gesamtheit zur Finanzierung des nächsten Unternehmens brauchen. Also versucht man Parker umzulegen und wähnt sich erfolgreich. Dabei ist die Szene etwas eigenwillig, da man nie genau sieht ob Hardwicke Parker nun verletzt oder absichtlich danebenschießt, als er den Mordbefehl bekommt. *SPOILER* Meine (nicht überprüfte These dazu: Vermutlich schießt er daneben, aber Parker schont sein Leben am Ende trotzdem nicht, da er ja den Tod des alten Mannes beim Raubüberfall verschuldet hat. Doch vermutlich kam das Testpublikum damit nicht klar und Hackford hat zumindest den Part entfernt, wo man das Daneben-Schießen sieht, und damit auch mögliche Ambivalenz des Titelhelden. *SPOILER ENDE*

Doch Parker hat die Tat angeschossen überlebt und sinnt nun auf Rache. Also folgt er der Spur seiner früheren Mitstreiter nach Florida, hat allerdings bald einen von den Ex-Kollegen gesandten Auftragskiller an den Hacken. Das hält einen wie Parker aber nicht von seinem Vorhaben ab…
In Florida findet Parker eine Mitstreiterin in der Maklerin Leslie Rodgers (Jennifer Lopez) und genau an dem Punkt schmiert Hackfords Film ein wenig ab. Zwar ist das Zusammenspiel zwischen der hart schuftenden Frau aus bescheidenen Verhältnissen und dem Arbeiterklasse-Verbrecher inmitten all der Luxusvillen nicht ohne Reiz und manchen amüsanten Wortwechsel, verkommt allerdings bald zur allzu zerdehnten Nebenhandlung, die dem Film aber dann erschreckend wenig hinzuzufügen weiß. Diee Größe des Leslie-Parts in Sachen Screentime erscheint angesichts ihres Sidekick-Status nie so wirklich gerechtfertigt, zumal sie am Ende auch übertrieben doof dargestellt wird, gerade gen Finale, was die Figur dann weiter untergräbt. Noch dazu besteht Parker, Ehrenverbrecher der ist, der durchaus vorhandenen Attraktion durch Leslie, schließlich wartet da noch die Frau seines Herzens, Claire (Emma Booth), obwohl der Film mit der Figur noch weniger anzufangen weiß als mit Leslie.
Dass Jennifer Lopez diese so große Rolle gerade mal okay spielt, steht dem Film auch nur begrenzt gut zu Gesicht, der immerhin einen kleinen Kurswechsel in Jason Stathams Filmographie versuchte. Der Actionstar versucht mehr als nur körperliche Präsenz zu zeigen und draufzuhauen, was tatsächlich in eine launige Gangsterperformance mündet, bei der in verschiedene Rollen schlüpft und mal als Priester, mal als texanischer Bonze die Leute an der Nase herumführt. Verschenkt dagegen sind die illustren Fieslinge um Michael Chiklis, Wendell Pierce (Stars aus „The Shield“ und „The Wire“ spielen zusammen) und Clifton Collins Jr., die den Film zwar schauspielerisch enorm bereichern, aber leider kaum Screentime haben. Nick Nolte ist mal für eine seiner üblich vernuschelten Gast-Performances an Bord, während Daniel Bernhardt als knallharter Syndikatskiller noch ein paar Akzente setzen kann.

Der einprägsamsten dieser Akzente stellt das ruppig-harte Aufeinandertreffen zwischen ebenjenem Killer und dem Helden dar, was in einer rohen Kampfszene, in der eher knüppelhartes Brawling als elegante Kampfkunst gefragt, gipfelt. Auch sonst kommt man im Hause Statham dann nicht ganz ohne Action aus, wobei hier weniger kunstvolle Martial Arts gefragt sind, sondern man zum Gangstersujet passend auf kurze Schusswechsel und Streetfighting setzt, was Taylor Hackford verhältnismäßig realistisch inszeniert, selbst im starken Finale, in dem Parker es mit mehreren Gegnern aufnimmt ohne dabei zur souveränen Kampfmaschine anderer Statham-Vehikel zu werden.
Hackfords Inszenierung gehört zu den Pluspunkten des Films, gerade durch die ruppige Tonart, die Erinnerungen an frühere Hard-Boiled-Storys wachruft und dementsprechend gefällt. Kleinere humoristische Brechungen lockern den Film auf, der Actionmomente mit einer Rachegeschichte und kleinen Heist-Einlagen verbindet und das sonnige Miami als ungewohnte Gangsterfilmkulisse nutzt – doch Villenviertel voll grüner Palmen können ebensolche Abgründe verbergen wie zwielichtige Nachtclubs. Man muss natürlich damit leben können, dass die Geschichte dabei auf Nummer sicher geht, die Ambivalenzen im Vergleich zu Werken wie „Point Blank“ oder „Payback“ zurückfährt und nie so wirklich die Frage aufkommt, ob der Held das tatsächlich überlebt (wie es etwa in mindestens einer früheren Westlake-Adaption der Fall war).

Wer jedoch gerne mal sehen will, wie Statham sein Portfolio erweitert und in einer etwas anderen Rolle aufspielt, der bekommt mit „Parker“ stilsichere Unterhaltung mit einigen Schwächen. Ein paar Straffungen in Sachen Maklerinnen-Geplänkel und eine bessere Ausnutzung der stark besetzten Fieslingsriege hätte dem Gangsterthriller gut zu Gesicht gestanden, dessen Flop dann doch etwas hart war. Eine Fortsetzung hätte das Potential nach oben jedenfalls gerne ausnutzen dürfen.

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