2. Staffel
Ist Will Graham wirklich der vom FBI gesuchte Chesapeake Ripper oder will der manipulativ auftretende Dr. Hannibal Lecter, jetzt Einflüsterer bei Jack Crawford, nur dafür sorgen, dass der Kontrahent ausgeschaltet ist und in den Katakomben von Dr. Chiltons „Spezialklinik“ vor sich hin vegetiert? Keiner traut mehr dem anderen, Lecter zieht wie immer die Fäden und macht sich sogar daran, die FBI-Psychologin Dr. Alana Bloom zu verführen. Doch auch Will hat noch einen Trumpf im Ärmel und schickt sich an, selbst aus seiner Zelle heraus noch zu agieren: er stiftet den Serienmörder Brown an, Lector zu töten...
War schon die erste Staffel von „Hannibal“, der weitestgehend von Bryan Fuller gescripteten TV-Serie, ein Füllhorn überraschender Ereignisse rund um das von Thomas Harris erfundene Figurenensemble, so durfte man gespannt sein, was dem Zuschauer mit Staffel Zwei so alles präsentiert wird. Natürlich werden die mehr oder weniger losen gewähnten Fäden von Season One wieder aufgenommen und bei unverändertem Stil und Ton der Inszenierung zu einer komplexen, sich stetig fortführenden Handlung geformt, die wiederum die typische Serienerzählstruktur sprengt und auch „Hannibal – 2. Staffel“ zu einem Groß-Event werden lässt, was möglichst nicht per wöchentlichem Rhythmus erlebt werden sollte sondern als TV-Marathon. Das schon von Anfang an virtuos gehandhabte Psychoduell zwischen Lecter und Graham wird hier noch einmal mächtig zugespitzt, verliert sich aber stellenweise in den allzu barock ausfabulierten Details um Analyse und Beeinflussung, was zu ersten Abnutzungserscheinungen führt. Doch das ist Meckern auf hohem Niveau, denn „Hannibal“ bleibt auch in Staffel Zwei höchst sehenswert.
Die dreizehn Folgen von Season Two tragen im Original jeweils den Namen des Gangs eines japanischen Multi-Course-Essens und natürlich werden Dr. Lecters exquisite Kochkünste genauso szenisch mit viel Liebe zum Detail inszeniert wie die morbiden Tableaus des Horrors, die das Salz in der Suppe dieser Serie ausmachen. Obwohl sich Bryan Fuller weiterhin kleinere Freiheiten nimmt und einige Details aus dem literarischen Oeuvre von Thomas Harris abwandelt, bleibt der TV-Ableger „Hannibal“ eine sehr werkgetreue Bearbeitung des Stoffes, der mit der zweiten Staffel sogar noch einige Lücken hin zu Ridley Scotts Kino-„Hannibal“ (2001) schließt. Die an Überraschungen nicht arme Season Two wird getoppt von einem bluttriefenden Finale, welches einen Heißhunger auf die bereits angekündigte dritte Staffel entfacht. Bildformat 1,78:1. Mit Mads Mikkelsen, Hugh Dancy, Laurence Fishburne, Caroline Dhavernas, Gillian Anderson u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin