Schon nach fünf Minuten wähnt man sich im falschen Film. Da sorgt John Cusack als eiskalte Killermaschine der CIA für mehr Bodycount als Statham und Co. häufig über die gesamte Laufzeit. Ja, genau der John Cusack, den wir vor allem als liebenswerten aber etwas verschrobenen Jungen von nebenan schätzen. Klar, er durfte mal in „Con Air" mitballern und seine düstere Seite haben wir inzwischen auch schon öfter gesehen, aber als Actionheld ist er in etwa so glaubwürdig wie Daniel Craig als Kita-Erzieher.
Zum Glück hat man im Anschluss mehr als genug Zeit um sich von diesem „Kulturschock" zu erholen, denn in den restlichen 90 Minuten des vermeintlichen Agententhrillers „The Numbers Station" passiert so gut wie gar nichts mehr. Dabei böte die Grundidee durchaus Möglichkeiten für allerlei Nervenkitzel und Klaustrophobie-Thrill.
Denn der effiziente Musteragent Emerson Kent (Cusack) wird kurzerhand in die englische Einöde versetzt, weil er sich weigert eine unbeteiligte Zeugin zu liquidieren. Dort soll er der Kryptographin Katherine (Malin Ackerman) assistieren, die auf einem ehemaligen Militärstützpunkt verschlüsselte Codes an global operierende Undercover-Agenten sendet. Der betuliche Rekonvaleszenz-Job bekommt eine unerwartet beunruhigende Note, als Unbekannte in die Anlage eindringen, das Team der zweiten Schicht ausschalten und offenbar böse Dinge mit den Möglichkeiten des geheimen Zahlensenders vorhaben. Überflüssig zu erwähnen, dass Kent und Katherine bei diesen Plänen eher stören ...
Aus diesem klassischen Belagerungsszenario macht Regisseur Kasper Barfoed erschreckend wenig um nicht zu sagen nichts. Zwar hetzt er seine Darsteller permanent durch allerlei dunkle Gänge und Räume, geht dabei aber dermaßen wirr und ohne jegliches Gespür für Spannungsmomente zu Werke, dass man ihm am liebsten zur beruflichen Umschulung verdonnern würde.
Das völlig phantasielose und holprige Drehbuch von F. Scott Frasier ist da natürlich auch nicht gerade hilfreich. Neben einem penetranten Mangel an Spannung und raffinierten Wendungen - bei einem Thriller nicht gerade ideale Rahmenbedingungen -, wartet das Script mit Kontinent-großen Logiklöchern und hanebüchenen Ungereimtheiten auf.
Nicht nur dass das angebliche und vor allem langgediente Krytographie-Genie Katherine als Prototyp des naiven Dummchens wie ein aufgescheuchtes Huhn hinter dem orts- und fachfremden aber nichts desto trotz gnadenlos souveränen Emerson hinterher dackelt, sie wird von diesem dann auch noch in einem der zahlreichen ruhigen (und überaus langweiligen) Momente als hochintelligent und mit Autoritätsproblemen behaftet analysiert. Für beides liefert sie im gesamten Verlauf natürlich nicht die Spur eines Anhaltspunktes. Ähnlich dilettantisch - immerhin dabei ist er konsequent - verfährt Frasier dann auch mit Emerson und den bewaffneten Eindringlingen.
Dumm nur, dass man aufgrund der lahmen Geschichte und der noch lahmeren Inszenierung zwar ordentlich Muße hatte, sich mit dem Actionheld Cusack zu arrangieren, dieser letztlich aber nur zu Beginn in Erscheinung trat, da er schlicht und ergreifend so gut wie nichts mehr zum Erschießen vorfindet. Zwar wünscht man sich rasch sehnlichst, dass er seine Fähigkeiten an der guten Katherine ausprobiert, aber leider entscheidet er sich trotz mehrfacher Aufforderung per Telefon penetrant dagegen und gibt den grüblerischen, gezeichneten Agentenveteranen mit Gewissensbissen.
Nachdem das - standesgemäß wenig glaubwürdige Ende - endlich geschafft ist, bleibt man ratlos ob der Frage zurück, was den in der Vergangenheit immer wieder in interessanten Projekten aufgetauchten John Cusack dazu motiviert haben könnte, in diesem unterirdischen britischen Agenten-Stückwerk mitzuwirken. Wenn er so weitermacht, ist er bald erste Buddy-Wahl für irgendeine Direct-to-DVD-Gurke mit Cubo Gooding, Christian Slater und/oder Val Kilmer. Da kann er dann auch befreit den Actionhelden geben, wird ohnehin kaum jemand mitkriegen.