Review

This film is dedicated to all the victims – known and unknown.

Basierend auf wahren Begebenheiten, erzählt Scott Walker´s dramatischer Crime-Thriller „the Frozen Ground“ (2013) die Geschichte des US-amerikanischen Serienmörders Robert Christian Hansen, der in den Siebzigern und Achtzigern zwischen 17 und 21 junge Frauen in und um Anchorage verschleppte, missbrauchte sowie gar mit seinem Kleinflugzeug an einen entlegenen Ort in der Wildnis Alaskas brachte – wo er sie irgendwann jeweils „laufen ließ“, allerdings nur um sie im Folgenden dann zu jagen, zu töten sowie ihre Leichen schließlich an verschiedenen Stellen jener nur schwer zugänglichen Region zu verscharren. Eine entscheidende Frage bei einem solchen Werk ist natürlich, auf der Basis welcher Herangehensweise das geneigte Publikum letzten Endes in einem vernünftigen Maße zufrieden gestellt werden soll – etwa da das Schicksal Hansons weitläufig bekannt ist (nach seiner Verhaftung wurde er im Februar 1984 zu „Lebenslänglich“ plus 461 Jahre Gefängnis ohne einer Chance auf Bewährung bzw. Begnadigung verurteilt) und es in jüngerer Zeit zudem ja eine beträchtliche Anzahl ähnlich gearteter Veröffentlichungen (sowohl im Kino als auch im TV) zu verzeichnen gab. Inszeniert von einem Debütanten, mit den beiden aufgrund ihrer inzwischen recht uninspirierten Projekt-Auswahl durchaus als „gebranntmarkt“ geltenden Mimen Nicolas Cage („Seeking Justice“) und John Cusack („the Factory“) in den Hauptrollen aufwartend, maßgeblich von Curtis '50 Cent' Jackson´s „Cheetah Vision“-Schmiede produziert sowie in nur wenigen Lichtspielhäusern dieser Welt gezeigt, erweckt der Streifen auf den ersten Blick weder allzu hohes Vertrauen noch sonderlich große Vorfreude – entpuppt sich „unter Strich“ aber dennoch als weitestgehend solide Kost, die vorrangig Fans des betreffenden Genres zu empfehlen ist...

1983 gelingt es der jugendlichen Prostituierten Cindy (Vanessa Hudgens), sich aus der Gewalt eines Mannes zu befreien, der sie zuvor entführt, gefangen gehalten sowie brutal vergewaltigt hatte. Den örtlichen Cops gegenüber gibt sie zu Protokoll, dass es sich bei dem Täter um den verheirateten Familienvater Robert Hansen (Cusack) handelt – bloß ist der ein gleichermaßen geschätztes wie angesehenes Gemeinde-Mitglied und vermag darüber hinaus auch noch ein verlässlich anmutendes Alibi vorzuweisen. Parallel dazu arbeitet der engagierte State Trooper Jack Halcombe (Cage) an dem Fall einer kürzlich gefundenen Frauenleiche, welche er als ein weiteres Opfer einer bislang unaufgeklärten Mordserie betrachtet. Als ihn der anonyme Tipp eines Kollegen auf die Aussage Cindys hinweist, fallen dem gestandenen Ermittler, der seiner Frau (Radha Mitchell) und Tochter (Clara Danielle Engstrom) zuliebe eigentlich in knapp zwei Wochen den Job zu wechseln gedenkt, prompt die markanten Gemeinsamkeiten zwischen den Verbrechen auf: Die erste „heiße Spur“ in der Sache – obgleich an sich noch fern von hieb- und stichfest. Überzeugt von der Glaubwürdigkeit Cindys, beginnt er damit, Robert´s Alltag, Leben und Vergangenheit genauer zu beleuchten – mit gedeihlichem Erfolg, u.a. da er im Zuge dessen auf eine schon länger zurück liegende Verurteilung stößt, die damals zwar aus einem minder schweren, nichtsdestotrotz artverwandten Delikt hervorging. Der Verdächtige selbst bekommt davon kaum etwas mit – und so nimmt jener stracks die nächste Teenagerin (Gia Mantegna) ins Visier, während sich Jack emsig darum bemüht, die „seitens der Menschen und Behörden enttäuschte“ sowie überdies erneut ins Rotlicht-Milieu abgetauchte Cindy doch noch als Zeugin zu gewinnen. Als sich Robert schließlich der sprichwörtlichen „Schlinge“ bewusst wird, die sich zunehmend enger um ihn herum zusammenzieht, begibt er sich sogleich daran, seine Fährte zu verwischen sowie Cindy nun „endgültig“ nach dem Leben zu trachten...

„the Frozen Ground“ leidet in erster Linie darunter, dass Geschehnisse wie die vorliegenden bereits relativ häufig „filmisch aufgearbeitet“ wurden – und es Scott Walker innerhalb dieses Rahmens weder von seinem selbst verfassten Skript noch der entsprechenden Umsetzung her geglückt ist, der Materie (inhaltlich wie stilistisch) einen wirklich inspiriert-originellen Ansatz abzugewinnen, ganz im Gegensatz etwa zu Spike Lee („Summer of Sam“) und David Fincher („Zodiac“) ihrerzeit. Unabhängig dessen, dass er sich vorwiegend an den real zugetragenen Ereignissen orientierte, schwören viele der gebotenen Eigenheiten den Eindruck altbekannter Klischees herauf: Dem drängenden Wunsch seiner Familie folgend, steht Jack unmittelbar vor der Annahme einer anderen (geregelteren, stressfreieren) Stelle – doch fordert ihm gerade dieser „finale Auftrag“ nahezu seine gesamte Kraft und Entschlossenheit ab, zumal es für ihn dabei auch diverse „Widerstände aus den eigenen Reihen“ zu überwinden gilt (u.a. da Kollegen seine Annahmen nicht teilen und der Staatsanwalt klarere Fakten verlangt, bevor er „weiterführende Schritte“ in die Wege leitet) – wohingegen Hanson „in den Augen der Öffentlichkeit“ als ein unbescholtener Bürger, Ehemann und Vater (komplett mit zahlreichen Freunden, einem achtbaren Job sowie nettem Häuschen in der Vorstadt) angesehen wird, dem wohl kaum das zuzutrauen ist, was ihm eine mittellose, minderjährige und zudem eventuell gar drogensüchtige Prostituierte vorwirft. Es dauert keine 25 Minuten, bis letzterer dem Zuschauer als der gesuchte Vergewaltiger und Mörder offenbart wird: Demgemäß entfaltet sich die Story primär auf die Anstrengungen Jacks fokussiert, rechtzeitig genügend konkrete Beweise gegen ihn zusammenzutragen, bevor er ein weiteres Mal zuschlägt. Dies geschieht inklusive all der üblichen (damit verbundenen) Frustrationen, Zuspitzungen und Fortschritte – bis hin zu dem Moment, in welchem der Täter (egal wie gewieft und bedacht er auch sein bzw. vorgehen mag) einen „entscheidenden Fehler“ begeht: Ein klassisches Ablaufschema, nicht nur im Bereich von „True Crime“-Adaptionen...

Was dem Werk unverkennbar zugute kommt, ist seine Konzentration auf die Figur der Cindy – jener verängstigen Entkommenen, die Jack (aus verschiedenen Gründen) nicht aufzugeben bereit ist – denn nachdem man ihr eingangs keinen wahren Glauben schenkt, rutscht sie stracks noch tiefer in bestimmte (u.a. von Strip-Clubs und Rauschmitteln) geprägte „selbst-zerstörerische Kreise“ ab. In Gestalt einer tollen, mehrschichtigen Performance meistert Vanessa Hudgens („Spring Breakers“) den Part mit Bravour. Obendrein herrscht sowohl eine ersprießliche „Dynamik“ als auch „Chemie“ zwischen ihr und Nicolas Cage (bzw. zwischen den jeweiligen Charakteren) – wobei der von ihm verkörperte Jack Halcombe übrigens (im Gegensatz zu vielen anderen) eine rein fiktive Person ist. Cage agiert hier angepasst zurückhaltend und ruft innerhalb des betreffenden Kontexts keinerlei Anlass zur Klage hervor: Rolle und Darbietung sind beidesamt als „solide“ einzustufen – worüber hinaus (erfreulicherweise) anzumerken ist, dass er sich in diesem Fall sichtlich mehr Mühe gegeben hat als zuletzt des Öfteren. Sein „Con Air“ Co-Star John Cusack verkörpert seinen Widersacher indes in etwa gleichermaßen anständig: Anders als in Lee Daniels´„the Paperboy“ agiert er im Vorliegenden deutlich „in sich gekehrter“ – schließlich ist Hanson sozusagen „ein Wolf im Schafspelz“, der seine abstoßend-grausamen Taten plant und durchführt, während er im Alltag ein „falsches Lächeln“ Schrägstrich „Bild“ nach außen trägt. Zwar hat man ähnliche Killer definitiv schon besser gespielt gesehen – doch vermochte mich Cusack dennoch weitestgehend zufrieden zu stellen. Unterdessen wird eines seiner Opfer von Gia Mantegna („Emergo“) rundum überzeugend portraitiert, fällt Curtis Jackson („Escape Plan“) als Cindy´s Zuhälter vor allem aufgrund seiner miesen Frisur (plus fehlendem Talent) auf, wurde Radha Mitchell („Silent Hill“) als Jack´s Gattin angrenzend umfassend verschenkt und haben gestandene Akteure wie Kevin Dunn („Warrior“), Dean Norris (TV´s „Breaking Bad“) und Jodi Lyn O´Keefe (TV´s „Nash Bridges“) dank ihrer gelieferten Leistungen dafür gesorgt, dass die verbliebenen Cast-Reihen (im Ganzen) überwiegend kompetent ausgefüllt anmuten…

Walker´s Vorlage krankt an der Vertrautheit der Handlung, ihrer fehlenden psychologischen Tiefe sowie der Gegebenheit, dass der Streifen das zugehörige Sub-Genre in keinerlei Weise irgendwie „bereichert“ – und so fühlt man sich beim Sichten gelegentlich (unweigerlich) eher an thematisch verwandte Fernseh-Serien (á la „Criminal Minds“) als an spezielle „prominente Vorbilder“ (wie die zuvor bereits genannten) erinnert. Einige Schwächen auf dem Gebiet der Logik und Glaubwürdigkeit sind durchaus noch zu verschmerzen – doch wirkt ein Plot-Strang gegen Ende, der Cindy erneut in Lebensgefahr bringt, unnötig überdramatisiert und aufgesetzt. Grundsätzlich ist es so, dass die sich um sie, Hanson sowie die Ermittlungs- und Überzeugungsarbeit Jacks rankenden, sich parallel zueinander entfaltenden Bahnen der Geschichte u.a. für ein passables Maß an Abwechslung sorgen: Langweilig wird es zu keiner Zeit, sonderlich aufregend aber ebenfalls nie. In seiner Funktion als Regisseur ist es Walker gelungen, eine kalte, ungemütliche Atmosphäre heraufzubeschwören – sei es in den Straßen von Anchorage oder der umliegenden Wildnis Alaskas. Die Kamera-Arbeit Patrick Murguias („Brooklyn´s Finest“) ist hochklassig – doch kommen die kreierten Schnittfolgen ab und an ein wenig zu rasch geartet daher und hätte der Score Lorne Balfes („Ironclad“) gern „geringfügig zurückhaltender“ ausfallen dürfen. Einerseits ist die Entscheidung Walkers, auf das Aufzeigen allzu expliziter Gewaltakte zu verzichten, eine absolut löbliche – andererseits wird aber genau dadurch der erzeugte Eindruck von „gehobener TV-Kost in Spielfilmlänge“ nur noch einmal weiter verstärkt. Wirklich beklemmend-intensive Momente sucht man nahezu vergebens – einzig die Schilderungen Cindys sowie das Schicksal eines anderen Mädels gehören dieser Kategorie an. Abschließend ist an dieser Stelle noch zu erwähnen, dass mir das finale Verhör zwischen Jack und Robert wahrhaft prima zugesagt hat – wohingegen man definitiv darauf hätte verzichten sollen, die am Ende eingeblendeten Namen und Fotos der echten Opfer Hansons ausgerechnet mit einem rockigen Uptempo-Song zu unterlegen…

Fazit: Unabhängig einiger eindrucksvoller Landschaftsaufnahmen sowie einer herausragenden Performance von Vanessa Hudgens, handelt es sich bei „the Frozen Ground“ (2013) um einen in fast jeder Hinsicht mittelprächtigen „True Crime“-Thriller, der trotz markanter Mängel in den Bereichen Suspense und Originalität im Großen und Ganzen aber dennoch relativ solide zu unterhalten weiß...

gute „5 von 10“

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