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Der taube Postbote Ko Fung (Nicholas Tse) trifft an einem Tag gleich mehrmals wie durch Zufall die Tänzerin Jane (Karena Lam). Kurz darauf stirbt sie jedoch bei einem tragischen Unfall, kommt aber als Geist noch einmal auf die Erde zurück, um ihren letzten Wunsch zu erfüllen—zusammen mit ihrem Tanzteam ein Tanzturnier zu gewinnen. Sie sucht Hilfe bei Ko Fung, welcher der einzige ist, der sie sehen und hören kann, und schlüpft tagsüber, wie es das Geistergesetz in "Tiramisu" will, in dessen Körper, um mit seiner Hilfe ihr Team zum Sieg zu bringen. Nachts verbringt Jane romantische Stunden mit Ko Fung, wobei sich die beiden bald näher kommen. Doch auch die Unterwelt-Cops ruhen nicht und tauchen immer wieder auf, um Jane zurück ins Jenseits zu ziehen, wo sie sich auf ihr nächstes Leben vorbereiten soll.

Das klingt irgendwie verdammt kitschig, doch Dante Lam hat es geschafft, den Film in dieser Hinsicht trotz allem nicht zu abgehoben werden zu lassen. Gerade auch Sänger Eason Chans Gastauftritte, in denen er Ko Fungs Kumpel und Wohnungsgenossen spielt, sorgen für einige Lacher und lockern das sonst recht ernste, traurige Thema wunderbar auf. Trotzdem fehlt "Tiramisu" insgesamt ein wenig an Substanz. Was ist dieser Film denn nun? Ein Liebesdrama? Ein Tanzfilm? Jugenddrama? Eine fantastische Geistergeschichte? "Tiramisu" hat von allem etwas. So bekommt man als Zuschauer einen irgendwie unausgegorenen Mix aus all diesen Genres vorgesetzt. Zwar halten sich die Fantasy-Elemente bis zum Showdown am Schluss ziemlich zurück und die Liebe zwischen Mensch und Geist, die von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, ist gekonnt tragisch in Szene gesetzt. Und dennoch bleibt von allem ein bisschen zu wenig. Auch hat man das Gefühl, dass es in den gut 111 Minuten Film kaum möglich ist, die wichtigsten Personen kennen zu lernen. Obwohl Hongkong-Rowdy Nicholas Tse die Rolle des tauben Postboten sympathisch rüberbringt und auch Karena Lam als trauriger Geist zu überzeugen weiß, bleiben die Figuren zwar nicht blass, aber irgendwie ein wenig zu oberflächlich, wie Menschen eben, die man zufällig jeden Morgen in der U-Bahn trifft.

Das Finale in der Unterwelt dann, das in einem alten Schloss hinter diversen Farbfiltern spielt, in das Ko Fung schließlich reist, um seine geliebte Jane zu retten und wo die beiden bald von schwarzen Rittern auf Pferden gejagt werden, kann den Zuschauer fast aus der Bahn werfen. Ist "Tiramisu" in der ersten Hälfte nämlich noch die traurige Romanze, kippt der Film in der zweiten Hälfte um und spielt in einer Fantasy-Welt, wenn auch eher zurückhaltend und, zugegeben, mit nicht allzu viel Phantasie. Wer sich fürs Tanzen interessiert, wird sich über einige nette Tanzeinlagen freuen, die anderen sehen diese Szenen wohl eher als Lückenfüller an und mögen sich langweilen. Ach ja, der Titel "Tiramisu" rührt wohl daher, dass im Film hin und wieder ein Tiramisu gegessen wird. Dies ist aber kaum von Bedeutung, so dass man den Film auch ohne weiteres "Dancing Postman" oder "Loving A Ghost" hätte nennen können.

"Tiramisu" ist ganz und gar kein großes Kino, aber trotzdem nicht schlecht. Ein unterhaltsamer Film mit nettem Soundtrack für ruhige Stunden—und trotz allem süß wie Tiramisu.  

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