"Schwarzer Markt der Liebe" - was sich nach einem trashigen Exploiter aus Jess Francos Repertoire anhört, entpuppt sich als bundesdeutsches "Machwerk" mit italienischer Beteiligung. Doch die Vergleiche kommen nicht von ungefähr - denn der verantwortliche Produzent ist niemand geringeres als Erwin C. Dietrich, der mit diesem Film einen Wendepunkt innerhalb seiner Karriere markieren sollte: Nackte Brüste, Blut und Brutalitäten sollten das Markenzeichen des Schweizer Produzenten werden, der mit zu den Pionieren des Sexfilms gehörte, und in den Folgejahren eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Jess Franco pflegte, aus der Klassiker wie "Jack The Ripper" oder "Rolls Royce Baby" resultierten.
Der spätere "Schulmädchenreport"-Regisseur Ernst Hofbauer, der auch das Drehbuch verfasst hatte, inszenierte nach wahren Begebenheiten, die seinerzeit in der Zeitschrift REVUE in einer Enthüllungsgeschichte aufgedeckt wurden:
"Schwarzer Markt der Liebe" gibt Einblicke in Strukturen und Vorgehensweisen von skrupellosen Mädchenhändlerbanden, die junge Tänzerinnen unter falschen Versprechungen anwerben, mit Hilfe von Drogen gefügig machen und sie dann in die Bordelle und Nachtclubs nach Übersee verschachern. Eine Reise ohne Rückfahrt-Ticket - denn die gutgläubigen Mädchen bleiben für immer verschwunden. Dreh- und Angelpunkt des finsteren Treibens ist das Miederwaren-Geschäft der lesbischen "Gräfin" (dargestellt von Tilly Lauenstein, bekannt aus dem Wallace "Der Mönch mit der Peitsche"), die das Treiben der skrupellosen Verbrecher Harald (Claus Tinney, "Heißes Pflaster Köln") und Rolf (Rolf Eden, im wahren Leben Playboy, Party-Löwe und Besitzer verschiedener Diskotheken wie das "Big Eden") finanziell unterstützt und sich dadurch Nachschub für ihre sexuellen Eskapaden erhofft. Ein eiskaltes Trio Infernale ohne Gewissen und Moral: Unliebsame Konkurrenz wird skrupellos aus dem Weg geräumt und das Schicksal der Mädchen steht weiht hinter den finanziellen Interessen der Bande.
Das in Schwarz-Weiß gedrehte Sex & Crime-Machwerk ist, trotz seines reißerischen Titels, noch relativ sittsam in Szene gesetzt. Hin und wieder wird dem Zuschauer ein Blick auf nackte Frauen unter der Dusche oder beim Umkleiden gegönnt, hier und da blitzt ein praller Busen oder spritzt etwas Blut - insgesamt erscheint die Inszenierung, auf heutige Verhältnisse gemünzt, etwas zu behäbig.
Es braucht auch einige Zeit bis "Schwarzer Markt der Liebe" halbwegs in Fahrt kommt und besticht im weiteren Verlauf vielmehr durch eine Menge kurioser Aspekte, die den eigentlichen Unterhaltungswert des Krimis ausmachen. Dazu zählt vor allem die Beteiligung von Rolf Eden, der den Film auch kurz und knapp mit einer Begrüßung an seine Fans einleitet.
Schauspielerisches Talent möchte ich dem Frauenhelden, der perfekt in die Rolle passt, auch nicht absprechen - trotzdem war es scheinbar notwendig, dass er von Gerd Martienzen, Synchronsprecher u.a. von Louis de Funes und Klaus Kinski, synchronisiert werden musste.
Claus Tinney, der in Hofbauers späteren "Schulmädchenreporten" stets den Lehrer spielen sollte, der den Reizen seiner Schülerinnen nie widerstehen konnte, sowie Ute Levka und Tilly Lauenstein machen das Ensemble perfekt. Darüber hinaus können vor allem der jazzige Soundtrack von Frank Valdor ("St. Pauli zwischen Nacht und Morgen") und Berlin, als Kulisse für das kriminelle Treiben, überzeugen.
Insgesamt ein leidlich unterhaltsamer Krimi mit einigen Längen und ohne spektakuläre Höhepunkte, wobei Hofbauers Werk vor allem interessant als filmhistorisches Dokument einer Zeit ist, in der solche Filme die Bahnhofkinos füllten. Mit einigen unfreiwillig komischen Spitzen, die das Unterhaltungspotential von "Schwarzer Markt der Liebe" zusätzlich anziehen, präsentiert Pidax Film hier einen weiteren Titel aus der Reihe "Pidax Film Klassiker" in gewohnt ausgezeichneter Qualität. Das Artwork des Wendecovers ohne FSK-Logo ist wirklich gelungen, ein Booklet rundet die perfekte Ausstattung dieser DVD ab. Ein Muss für jeden Sleaze-Liebhaber!