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Die Domstadt Köln galt Anfang der 60er Jahre als "Stadt der Dirnen" und als Verbrecher-Hauptstadt mit dem Spitznamen "Chicago des Westens". Grund genug, für die auf triviale Unterhaltungsschinken abonnierte Lisa Film, um die authentischen Ereignisse einen reißerischen Kiezkrimi zu drehen, der bei der Stadt Köln wegen der befürchteten schlechten Publicity genauso wie eine Bombe einschlug, wie an den Kassen der Lichtspielhäuser, in denen sich "Heißes Pflaster Köln" zu einem großen kommerziellen Erfolg etablierte.
Die Rahmenhandlung um Sex & Crime im Schatten des Kölner Doms ist schnell erzählt: Eine berüchtigte Zuhälterbande hält die Rhein-Metropole schon seit langem in Atem. Doch als sich das kölsche Milieu gegen die Konkurrenz aus Wien zur Wehr setzen muss, eskaliert die Situation. Im Hinterhof einer berüchtigten Halbweltkneipe wird ein österreichischer Lude mit einer Eisenkette brutal zu Tode geprügelt. Der Haupttäter, eine Schlüsselfigur des lokalen Verbrecheradels, muss sich wegen Mordes verantworten. Sein Bruder (Arthur Brauss) aber glaubt, die Gesetze der Unterwelt auf das Gericht übertragen zu können, und beginnt mit seinen Handlangern (u.a. Klaus Löwitsch, Rainer Basedow) einen Privatkrieg gegen den ermittelnden Staatsanwalt - was eine weitere Welle der Gewalt nach sich zieht.

"Hart und milieuecht" an Originalschauplätzen inszeniert, versucht Regisseur Ernst Hofbauer anhand verschiedener Einzelschicksale ein möglichst realistisches Bild der kriminellen Halbwelt zu skizzieren und kann dabei auf eine beachtliche Schauspielprominenz zurückgreifen. Neben Arthur Brauss und Klaus Löwitsch in frühen Rollen, spielen vor allem Richard Münch, Doris Kunstmann, Walter Kohut, Günter Ungeheuer, Beate Hasenau und Herbert Fux. Das Drehbuch, dass überwiegend an reale Begebenheiten rund um die Kölner Zuhältergröße Toni Dumm ("Dummse Tünn") angelehnt ist, stammt von Claus Tinney, der Jahre später für Regisseur Hofbauer in diversen "Schulmädchen"- und anderen aufklärerischen, pseudo-dokumentarischen Reportfilmen seinen Mann stand.
Und auch "Heißes Pflaster Köln" kann seinen "Reportage"-Charakter nicht verleugnen: Dabei gibt es weniger die genretypischen, inszenierten Interview-Ausschnitte, die den "investigativen" Charakter, beispielsweise der unzähligen "Schulmädchenreporte", verdeutlichten - sondern die Handlung selbst wird von unterschiedlichen Episoden zusammengehalten. Deren Protagonisten sind mehr oder weniger mit den Verbrechen auf dem Kiez verbunden: sei es der vorbestrafte Kneipenwirt, die abgebrühten Schulmädchen, die für etwas Geld zu kaltblütigen Mörderinnen werden, der ermittelnde Staatsanwalt, der mit harten Bandagen gegen die Verbrecher vorgehen will, der Kriminalbeamte, der stets gegen eine Mauer des Schweigens ankämpft, der Biedermann, der zum Monatsanfang zu seiner Stamm-Hure geht und sich vom Ehealltag ablenkt oder eben die rivalisierenden Zuhälterbanden, die gnadenlos um die Vormachtstellung auf dem Kiez kämpfen. Am Ende laufen alle Fäden zusammen - Köln ist zwar noch immer ein heißes Pflaster, aber in diesem Fall hat die Obrigkeit der Gerechtigkeit zum Sieg verholfen.

Und gerade diese episodenhafte Inszenierung macht den halbdokumentarischen Charakter dieses reißerischen Krimis aus, dessen Tempo dadurch mehrfach ins Stocken gerät. "Heißes Pflaster Köln" ist zwar ein unterhaltsames Zeitdokument mit viel Lokalkolorit - doch im Gegensatz zu den unzähligen "St.Pauli"-Verfilmungen von Rolf Olsen ist Hofbauers Krimi in der Milieuschilderung und Gewaltdarstellung viel zu bieder und kommt nicht über das Niveau einer "Stahlnetz"-Episode hinaus. Der fetzige Soundtrack peitscht die Schwarz-Weiß-Inszenierung zwar voran, aber Hofbauer kann das Tempo nicht halten. Interessant ist sein Werk vor allem aufgrund seiner Thematik - doch für einen rauen Kiezkrimi geht es in Köln noch viel zu gesittet zu. Insgesamt ist und bleibt "Heißes Pflaster Köln" ein unterhaltsamer Streifen, der viel seiner Möglichkeiten verschenkt und auf Dauer relativ blass bleibt.

KÖLNPROGRAMM, Verlag und Produktionsfirma für zahlreiche historische Filmdokumentationen aus Köln und vom Rhein, veröffentlicht "Heißes Pflaster Köln" erstmals die ungeschnittene Original-Kinofassung auf DVD - in bisher unerreichter Bildqualität! Die vorliegende SPECIAL EDITION enthält darüber hinaus als Extra und Erstaufführung, die restaurierten Original-Tonfassungen, so dass dieser Klassiker auch in englischer und französischer Sprache genossen werden kann. Zusätzliches Bonusmaterial wie der Original-Kinotrailer von 1967, eine Fotogalerie mit Standfotos, Filmplakaten, Artwork sowie Porträts der Schauspieler und die Original Pressemappe machen diese Veröffentlichung nahezu perfekt!

6,5

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