Direkt an den Vorgänger Tai Chi Zero (2012) angesiedelte, in Erwartung eines Erfolges, der im Übrigen ausgeblieben ist, auch back-to-back gedrehte und veröffentlichte Fortsetzung eines Möchtegern-Epos, dass mehrere gescheite Zutaten nicht in der richtigen Form zubereiten und zu einem einheitlichen Genuss machen kann. In Anbetracht des Budgets von 35 Millionen USD für das gesamte Werk, 280 Drehtagen, ein Aufgebot an die jüngere Zuschauerschaft ansprechenden Newcomer plus der Ergänzung von Cameos diverser Altstars und gar Genregrößen wie z.b. Yuen Biao, Patrick Tse, Bruce Leung oder Publikumsmagnet Daniel Wu, und eines im Grunde beeindruckenden visuellen Geschmacks, ist das Endergebnis ein laues Lüftchen aus Größenwahn, Kintopp und Kommerz. Eine bessere Samstagnachmittag - Matinee für den verregneten Tag, aber trotz der narrativen Entstehung der speziellen Kampfkunst Tai Chi im Gewand eines großen Abenteuers weder ein richtiger Eastern, der seinen Titeln auch nur annähernd gerecht wird und diesen so überhaupt nicht entspricht, noch ernsthafte Konkurrenz für Yuen Woo-pings The Tai-Chi Master (1993), in dessen Fußstapfen man als einst proklamiertes Remake für kurze Zeit schwebte. Vorhang auf für Überfluss auch von Eintönigkeit und Schwunglosigkeit trotz vermeintlichen Trubels im farbenprächtigen und nach Geld und Produktionswut riechendes Extrem:
Frühes 19. Jahrhundert. Qing Dynastie. Henan Provinz.
Kurz vor der Hochzeit von Yang Luchan [ Jayden Yuan ] als dem Zugereisten mit Chen Yuniang [ Angela Yang ], der Tochter des Dorfvorstehers und seines Lehrmeisters Chen Changxing [ Tony Leung Ka-fai ], taucht mit Chen Zaiyang [ William Fung ] der verstossene Spross der Chen-Familie auf. Zaiyang, der im Auftrag des kriegstreibenden Fang Zijing [ Eddie Peng ] und des britischen, für die East India Company tätigen Industriellen Fleming [ Peter Stormare ] den ehemaligen Kämpfer der Widerstandstruppen Divine Truth Cult und so als störend empfundenen Yang vertreiben oder sonst wie ausschalten soll und dazu auch seine stumme Frau [ Nikki Hsieh ] und heimtückische Tricks einsetzt, scheint schnell die Macht im Dorf an sich zu reißen. Um ganz auf Nummer Sicher zu gehen, wird schwere Artillerie vor den Toren platziert.
Zugutehalten muss man dem nunmehr wohl abgeschlossenen, obwohl einst als Trilogie angesetzten Opus von actor-goes-director Stephen Fung wie auch schon im Vorläufer die Erschaffung einer wenigstens optisch vereinnahmenden Ära und ihrem ganz speziellen Mikrokosmos aus period piece, Comic, Einflüssen unterschiedlichster Epochen und Stilrichtungen sowie kleinere Annäherungen an Tradition und Historie im Verbund mit Modernität. Das Ziel scheint dabei durchaus klar, die Annäherung sonst antithetischer Begriffe, die Präsenz einer so zwar schon in einzelnen Details gesehenen, aber niemals komplett in dieser Mischung zum Leben erweckten Welt. Ein Zeitalter zwischen Umschwung und Aufbruch, zwischen Abschied und Gefahr, in der die westlichen Eindringlinge nicht nur ihre Technik, sondern auch den Eroberungswillen in die Land und die dortigen Einheimischen zum Entscheid für den Fortschritt und dem Verbleib im guten alten Hier und Jetzt, aber mit der Bedrohung des Verbleibens im Rückschritt zwingen. Fast jede Erfindung hier wird einem Kriegsgerät gleich- und so auch eingesetzt, sei es die wandelnde Eisenbahntrasse aus Teil 1, oder das menschliche Fluggerät hier; technisch und allgemein handwerklich jeweils schon mit guten Effekteinsatz in Szene gesetzt und mit den Einflüssen von Steampunk und Industrial im organischen Entwurf.
Doch selbst in der Gesamtlaufzeit von guten 200 Minuten entwickelt sich nur das Futter für das bloße Betrachterauge, niemals für die anderen Sinne oder gar dem Gefühl, bleibt die Handlung selbst mit dem Einbezug von Wissenschaft und Kunst und schwankend zwischen Schüler-Lehrer- und Vater-Sohn-Theorie nahezu von Beginn an auf der Stelle, ohne weitere Entwicklung von und Interesse für die Figuren und ihr Geschick. Trotz einigen (wenigen) Neuankömmlingen in der letztlich banalen Erzählung, auch gleichsam kurzen Ausflüge n aus dem Dorf und seiner ewigen Litanei vom Fremden unter den Anwohnern und der Ungewissheit durch ihn, auch durch zwei Rückblenden in die Vergangenheit erlangt das Konstrukt der Autoren Chang Chia-lu und Cheng Hsiao-tse, die das Bildmaterial letztlich auch im Schneideraum montiert und so ein zweites Mal ihren Einfluss freien Raum gelassen haben, nahezu niemals zu weiterem Gedeih und auch nicht der Aufmerksamkeit am späteren Verderb. Personen sind egal bis unsympathisch, entnervend die Beschränktheit der Dorfbewohner und ihr Rassismus gegenüber dem 'Eindringling'. Monolog und Dialog bleiben Phrasen, der Humor, wenn denn sichtbar, ist eher kindischen Gemüts und die Lehre vom Tai Chi ist wie alle anderen Motive und die Bösen in dem Plot einfach pures wiedergekautes Klischee. Selbst im Fortgang zur Eröffnung machen sich die Déjà-vu breit, verpufft das Ausloten der anfangs beeindrucken formalästhetischen Wirkung im Nichts. Kämpferische Auseinandersetzungen oder irgendwelche Ereignisse, die das großzügig ausgestattete und blink und blank geputzte Produkt irgendwie in die Bewegung und voran bringen, bleiben erst aus, dann rar und dann auch noch in Miß-Inszenierung eines ungelenken Formenspiels und choreographischer Krise.
So werden die Talente vom Hauptdarsteller Yuan, der immerhin Mitglied des chinesischen Wushu Nationalteam und olympischer Gold medaillist ist, und Action Director Sammo Hung erst nicht benutzt und dann reichlich verschwendet, ihrer Funktionalität mit vielerlei Showeinlagen wie Wirework, Zeitraffer und blur motion großteils beraubt; auch die vorläufige Zerstörung des Dorfes durch Kanoneneinschläge verpufft als Kleinform eines angestrebten Spektakels weithin. Eine bessere Staffage, mit viel Dekoration und Insigne, bloß halt erstaunlich trieb- und drucklos und fern dynamischen Gespür.