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Hochglanzthriller jüngerer Geschichte, gut eine Dekade nach dem damaligen Durchbruch mit Infernal Affairs (2002, samt Fortsetzung, Prequel und Artgenossen) in Aussicht derselben Reputation initiiert und so auch für das Marketing verabschiedet; eine Prämisse, die sich viel vornahm und auch so Einiges erreicht. So erstaunlich, wie die mangelnde Fortführung der seinerzeitig als gegeben angenommene Fundamente weitgehend ausblieb und nur zu einigen wenigen Inspirationen wie Color of the Truth (2003) oder Color of Loyalty (2005) und nicht viel mehr führte, so erstaunlich ist das jetzige Aufbäumen durch eine im Grunde anonyme Regie. Cold War ist trotz Aufwand in der Produktion, dem bemühten Prestige und dem gelungenen Renommee nicht von beständigen Filmemachern, sondern zwei 'Neulingen' geschrieben und inszeniert, die dem darbenden Hongkong-Kino auf überraschende Weise neues Leben verleihen und zumindest in naher Zukunft für ein Aufbäumen Erhaltung und Sorge zu tragen haben. Sequel in Vorbereitung:

Nach einem Bombenanschlag inmitten von Mongkok und der Entführung eines Emergency Unit Vans samt fünf Polizisten in New Territories South herrscht höchste Alarmbereitschaft in der Einsatzzentrale der Polizei. In der Abwesenheit des Police Commissioner Tsang Sheung-wing [ Michael Wong ] aufgrund einer Dienstreise übernimmt erst der Operations Deputy Comissioner Lee Man-bin [ Tony Leung Ka-fai ] und dann nach Antrag auf Befangenheit – einer der verschwundenen Polizisten ist Lees Sohn Lee Ka-cheun [ Eddie Peng ] – der Management Deputy Comissioner Lau Kit-fai [ Aaron Kwok ] mit Zustimmung vom Leiter des Security Bureau Luk Ming-wah [ Andy Lau ] die Operation "Cold War" zur Bezahlung der geforderten Lösegeldsumme und der Überwachung der Übergabe. Assistiert von den Senior Superintendent Albert Kwong [ Gordon Lam ] und Vincent Tsui [ Chin Ka-lok ], dem IT Director To Man [ Terence Yin ] und dem SDU Commander Michael Shek [ Andy On ] begibt sich Lau zum vereinbarten Treffpunkt, nur um sich dort einer Schießerei und der folgenden Anklage der ICAC, vertreten durch Officer Cheung Kwok-piu [ Aarif Lee ] aufgrund Betrug und Bestechung gegenüberzusehen.

Von der ersten Sekunde an ist der Film auf Eleganz, auf Präsenz, auf Schnelligkeit und eine Übersicht hin formuliert, wird mit einem Netz aus Organisationen und Struktur die Handlung eröffnet und in ihren verschiedenen Ebenen auch verändert oder fortgeführt. Dabei ist das Ziel des erzählerischen Komplotts eine Gesamtschau und Draufsicht auf die Polizei in ihrer Politik, wird die Stadt HK von der Warte der Gesetzeshüter und der Gesetzesgeber, und die Zivilisation als mögliches Opfer, aber grundsätzlich am Rande des Geschehens in Augenschein genommen. Persönliches hat hier keinen oder nur als Motiv für Fehlverhalten bis hin zum Verbrechen einen Belang, der Rest ist Diplomatie der Befugnis- und Entscheidungsträger im Anzug und das Führen und Schließen verschiedener offizieller und inoffizieller Bindungen.

Gespräche und Diskussionen über die eigene Hoheit von jeweiliger Macht, jeweiliger Konspirationen und Möglichkeiten der Einschränkung anderer Behörden und Beamter sind dabei mit das Hauptmerkmal der materiellen Energie, die das Drehbuch zu einer (gesellschafts)politischen Brisanz erheben. Des Eindrucks, dass man sich hier hinter Paragraphen und ihren Kommentaren und Auslegungen versteckt und so das narrative Format in eine Fassade kleidet, kann man sich mit zunehmender Dauer der Erzählung nicht verwehren, zeugt aber dennoch von dem wohlwollenden Bemühen um einige gewisse Nachdrücklichkeit des aktuellen Zeitgeschehens und strategischer Brisanz. Auf die Historie und Geschicke, auf die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft der Metropole HK, die sich hier in Glashochhäusern, Panoramen und diversen Rundblicken in Szene setzt, wird dabei ebenso stichwortartig wie ausreichend eingegangen; vor allem der Handover '97 verbal angerissen und die dortige Veränderung zu einer Special Administrative Region of the People's Republic of China mehrfach in Andeutung gesetzt.

Modifiziert und transformiert hat sich seitdem viel, was auch die filmkulturellen Belange und das Angleichen des kantonesischen Kinos an das nunmehr prosperierende und so die Bedingungen leistende und auch die Bedingungen stellende Mutterland anbelangt. Die Industrie fuhr ihre Erzeugnisse auf überschaubare Ergebnisse, entweder die kleinpreisigen Romanzen und Komödien oder die besser budgetierten, aber immer nur mit dem kommunistischen Geld produzierten und kollaborierten Geschichtsepen zurück. Das eigentliche Programm selber starb nicht grundsätzlich aus, aber tauschte die Identität ein oder ergab sich dem müden (lokalen wie internationalen) Kommerz und verzweifelten Nachahmen längst verblassender Tradition. Cold War, unterkühlt, glatt, poliert und im Grunde noch mehr technokratisch als schon die Overheard (2009/11) - Analogien, bedient sich aller dieser Elemente, bleibt dabei angenehm innerorts und nutzt lokale Genreaffinität und die entsprechende Prominenz, weist anders als sein großes (und unerreichtes) Vorbild auch Ansätze einer Aktionsdramaturgie auf, und setzt diverse schnellere Szenen wie Shootouts mit Maschinengewehren, dem Einsatz der Spezialeinheit gegen Detonationskünstler und entsprechend Autokollisionen und -explosionen als Mittel der knappen Aufmerksamkeitsspanne ein.

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