Du wirst nicht du, wenn du müde bist
Du sollst nur fehlerhafte Filme remaken. Das war immer ein Gebot, an das ich geglaubt habe. "Die Körperfresser kommen" ist die Ausnahme zu dieser Regel. Denn Philip Kaufmans Remake des Paranoiaklassikers aus den 50ern kann mithalten - wow! Das zeitlose Thema wurde schon dutzendfach aufgewärmt, doch im Endeffekt läuft es immer wieder auf diese beiden unumstößlichen Meilensteinen hinaus. Welcher einem dann besser gefällt, ist es Geschmacksache. Kaufmans Horror ist zeigefreudiger, theatralischer, effektvoller. Mit weniger Fingerspitzengefühl und Tiefe. Als Double Feature alle paar Jahre kann man die zwei Body Snatchers kaum schlagen. Alle anderen Varianten verblassen dagegen. Obwohl ich ein Faible für "Faculty" habe. In "Die Körperfresser kommen" folgen wir einer gemischten Personengruppe durch San Francisco, die nach und nach mit einer beunruhigenden Wahrheit konfrontiert wird: außerirdische Lebensformen kopieren immer mehr Menschen und nehmen deren Platz ein. Zuerst will es keiner wahr haben, doch schon bald könnte es zu spät sein...
Kaufmans Version ist bockstark an jeder Front und reiht sich mit "The Fly" und "The Thing" in die Phalanx nahezu perfekter Sci-Fi-Horror-Remakes ein. Dieses Genre scheint wie gemacht für diese Art von Erneuerung, die Hollywood schon seit Jahrzehnten inflationär nutzt. "Invasion of the Body Snatchers" (1978) hat eine einnehmende, alptraumhafte Atmosphäre und in Zeiten des kalten Krieges passte der Paranoiaschocker ideal. Kein Entkommen, kein Entrinnen, keine Chance auf Gegenwehr. Ein böses Szenario, in dem jeder auf sich alleine gestellt ist und man keinem trauen kann, egal wie gut man ihn kennt oder wie sehr man ihn liebt. Die schiefen Kamerawinkel, die ekligen Effekte, top aufgelegte Stars (u.a. ein quirliger und sehr junger Jeff Goldblum) und ein sich immer weiter zu ziehender Spannungsbogen verleihen dieser unaufhaltsamen Invasion ihre bleibende Wirkung. Und selbst wenn man schnell merkt, dass es dieses Mal vielleicht kein Happy End geben könnte, verschlägt einem das gemeine Ende zugleich die Sprache und zaubert jedem Fan von intelligenter Science Fiction ein breites Grinsen ins Gesicht.
Fazit: ein extrem gelungenes Remake über Paranoia, den Verlust der Individualität und die Angst, seine geliebten Menschen nicht wieder zu erkennen, allein unter "Feinden" zu sein. Eklig und gruselig, folgt einem diese Massenkopie noch lange nach der legendären letzten Einstellung. Besser wurden Remakes nur selten. Kaufmans bester Film und immer wieder ein Hochgenuss. Trotz kleinerer Logiklöcher und einem schaukelnden Robert Duvall als bedrohlicher Priester auf einem Kinderspielplatz... muss ich mehr sagen?