Elise (Veerle Bertens) und Didier (Johan Heldenbergh) sind ein unkonventionelles Paar und doch wie viele andere auch. Die junge stark tätowierte Frau und der bärtige Musiker, der Banjo in einer traditionellen "Blue-Grass" - Band spielt, haben sich sofort ineinander verliebt und sind in seinem Wohnwagen zusammengezogen, der auf dem Gelände eines alten Bauernhofes steht, den er erworben hatte und sanieren möchte. Sie teilt bald seine Begeisterung für die ursprüngliche amerikanische Musik und tritt als Sängerin gemeinsam mit ihm und seinen Freunden auf. Und dann wird sie schwanger. Einen Moment reagiert Didier geschockt, nicht bereit für diese Verantwortung, doch dann nimmt er seine Vaterschaft mit Überzeugung an. Als Mirabelle geboren wird, schließt sich der Kreis und das Glück ist vollkommen.
Nur langsam setzt Regisseur und Autor Felix Van Groeningen diese Situation ohne zeitliche Ordnung in Rückblenden zusammen, und lässt sie damit langsam erfahrbar werden. Der Beginn des Films wird dagegen von anderen, ernüchternden Bildern bestimmt - von einem kleinen Mädchen ohne Haare, dass an vielen Drähten in einem Krankenhaus hängt, Ärzten in weißen Kitteln und verzweifelten Eltern. Die verschachtelte Erzählform, die Van Groeningen für seinen Film wählte und die er bis zum Ende beibehält, unterliegt keinen spannungsfördernden Intentionen und soll auch keine Coolness erzeugen, sondern ist schlicht zwingend notwendig. Zum Einen gelingen ihm durch die zeitlichen Sprünge unmittelbare Verbindungen zwischen Gegenwart und Vergangenheit, die deren emotionale Abhängigkeit erst deutlich werden lassen, zum Anderen ist für den Betrachter das Geschehen nur so zu verarbeiten. Indem er das Ergebnis annähernd vorweg nimmt und erst danach die Entwicklung dahin beschreibt, nimmt er den Konsequenzen ein wenig die Tragik, so dass auch Raum für das Glück bleibt.
Einen wesentlichen Anteil daran hat die Musik. Die Auftritte der Band, das spontane Spiel im Freundeskreis oder das gemeinsame Singen von Elise und Didier vermitteln nicht einfach nur Lebensfreude, sondern sind essentieller Bestandteil ihres Daseins. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Stilrichtung vom Betrachter gemocht wird. Ihr Rhythmus und ihr unverfälschter Ausdruck übertragen sich auf Jeden, abgesehen davon, dass sie eine politische Dimension transportiert, die der Film ebenso unangestrengt und selbstverständlich integriert wie den Tod und die Liebe.
Van Groeningen erzählt seinen Film wenige Jahre zurück versetzt, so dass der frühere US-Präsident George Bush mehrfach im Fernsehen zu sehen ist. Einmal kurz nach dem Anschlag auf das World-Trade-Center, dann in einer Rede zur Stammzellenforschung, die er wegen der Arbeit mit Embryonen einschränkt. Didiers Vorliebe für Amerika drückt sich nicht nur in seiner Musik aus, er glaubt auch an das freie, weite Land, in dem Jeder neu anfangen kann. Die Aussagen George Bushs erzeugen in ihm aber nur Abscheu und Wut, die er bei einem Konzert verzweifelt heraus lässt, einem Höhepunkt des Films. Seine Abrechnung mit Religion, Glauben und bigotten Verhaltensweisen sind nicht einfach Ausdruck seines Atheismus, kein intellektuelles Gedankenspiel, sondern vom Wunsch geprägt, die Gesetze des Lebens und damit die Realität anzuerkennen.
Dem gegenüber steht die Gedankenwelt seiner Frau. Elise zieht sich nach dem Tod ihrer Tochter zunehmend zurück, verharrt stundenlang vor einer Art Altar, wo sie Erinnerungsstücke versammelt hat. Als sie das Glasdach der Veranda mit den Bildern von Falken beklebt, damit keine Vögel mehr dagegen fliegen, kommt es zum offenen Disput zwischen ihnen. Er wirft ihr vor zu glauben, Mirabelle könnte als Vogel zurückkehren, nicht begreifend, dass sie in diesem Gedanken ein wenig Trost findet. "The broken circle breakdown" kann und will keine Lösungen vorgeben, aber er ist kompromisslos in seiner Darstellung der menschlichen Existenz, bleibt nicht im Ungefähren oder Diffusen, sondern konfrontiert den Betrachter mit den Extremen - und fordert eine klare Haltung dazu ein.
Einmal sagt Elise, dass sie wusste, das es so kommen würde. Dass das Leben zu schön gewesen wäre, um immer so zu bleiben. Dass man sich nicht verlieben, nicht binden darf, um nicht enttäuscht zu werden. Die äußeren Umstände scheinen ihr recht zu geben, denn der Film schildert - wie im Titel plastisch beschrieben - den Zusammenbruch eines gebrochenen Kreises, die völlige Zerstörung einer idealen Form, aber "The broken circle breakdown" vermittelt genau das Gegenteil - den Wert des Lebens zu begreifen und in vollen Zügen anzunehmen (10/10).