Review

Auf dem zu einem Zirkus gehörenden Rummelplatz erzählt ein Schaubudenbesitzer dem staunenden Publikum folgende Geschichte:

"Hans und Frieda, die beiden Liliputaner des Zirkus Tetrallini, sind ineinander verliebt.
Hans bewundert jedoch die schöne Trapezkünstlerin Cleoprata und bemüht sich stets, ihre aufmerksamkeit zu erregen.
Cleopratra findet die Bemühungen des Zwerges wohl sehr lächerlich, lässt sie sich aber nicht nur gefallen, sondern stachelt den klienen, schon um Frieda zu ärgern, immer wieder dazu auf, ihr den Hof zu machen.
Hansens Kollegen, die übrigen Abnormitäten der Truppe, beobachten Cleopratas Spiel mit Empörung, umso mehr, da sie alle, außer dem verblendeten Hans, wissen, dass die Trapezkünstlerin die Geliebte von Hercules ist.
Der Kraftmensch ist den Missgeburten ohnedies verhasst, da er sie stets verspottet.
Auch Venus, die Seiltänzerin, und Phorso, der Clown, stehen auf Seiten der Liliputaner:"

.........doch sind alle Bemühungen, Hans zur Vernunft zu bringen, vergeblich.
Da er Cleoparta stets wertvolle Geschenke macht, ermuntert sie ihn immer mehr, um sich in seiner Abwesenheit heimlich mit Hercules über ihn lustig zu machen.
Als jedoch Cleo eines Tages erfährt, dass Hans eine große Erbschaft gemacht hat, ändert sie ihr Verhalten ihm gegenüber.
Sie beschließt ihn zu heiraten und ihn dann, mit Hilfe von Hercules, aus dem Wege zu räumen, um ihn als seine Witwe zu beerben.
Hans ist überglücklich, dass Cleopatra ihn heitraten will: die arme Frieda ist vergessen.

Die Hochzeit findet statt, doch nun muss Cleopatra mit Entsetzen erkennen, dass die Abnormitäten sie jetzt, da sie die Fraudes Liliputaners ist, als eine der ihren anerkennen.
Sie hat Hans Gift in den Wein geschüttet, und nun, in ihrer Erregung und im Entsetzen über diese unerwartete Wendung, verrät sie sich Hans gegenüber.
Hans erkrankt schwer, wird aber noch gerettet, und Cleopatra versucht nun ihn von ihren guten Absichten zu überzeugen.
Sie pflegt ihn aufopfernd, und Hans tut, als ob er nichts bemerkt hätte, doch in Wirklichkeit nimmt er sich vor ihr in acht, schüttet die Medizin weg, welche sie ihm reicht, und ruft seine Freunde zu Hilfe.
Und die Missgeburten, diese Ausgestoßenen der menschlichen Gesellschaft, die zusammenhalten wie eine große Familie, kommen, um einem der ihren zu helfen und Rache zu nehmen für ihn.

Hercules, welcher erfahren hat, dass Venus die Wahrheit ahnt und die Anzeige machen will, will das Mädchen gewaltsam zum Schweigen bringen; doch sein Plan misslingt.
Die Abnormitäten greifen ein, retten Venus und greifen die beiden Verbrechen an.
Hercules stirbt, und auch Cleopatra verfällt der Rache, die furchtbarer ist als der Tod.
Der treuen Liebe Friedas gelingt es schließlich, Hans seine furchtbare Enttäuschung über Cleopatra vergessen zu machen, und auch Venus und Phorso finden ein gemeinsamesGlück." (nach einem alten Filmprogramm)

Und dann zeigt der Schaubudenbesitzer, was aus der bildschönen Cleopatra geworden ist: Sie ist nun selbst ein "Freak", eine Abnormität:
"Glauben Sie´s oder nicht. Hier ist Sie!"
- Ein gackerndes Wesen, halb Frau, halb Huhn, präsentiert sich den entsetzten Blicken der Zuschauer.
Wie sie zu dem geworden ist, was sie nun darstellt, bleibt im Dunkeln: Ob die Freaks mit okkulten Mächten im Bunde sind oder sich auf ihre Art an Cleopatra gerächt haben, bleibt dahingestellt.


Tod Browning, der eminente Schwierigkeiten hatte, der Öffentlichkeit seinen Film in einer ungekürzten Fassung vorzustellen ("FREAKS" geriet immer wieder mit den Zensurbehörden aneinander, und die im Umlauf befindlichen Kopien sind größtenteils geschnitten), hat in dieser Produktion hauptsächlich mit Menschen aus dem Zirkus- und Rummelplatzmillieu zusammengearbeitet: "In der Gemeinschaft dieser abnormen geht es zu wie in jeder menschlichen Gemeinschaft, so menschlich, dass die Zirkusschöne und Hercules mit ihren Heucheleien und ihren Mordanschlägen auf den Liliputaner Hans sehr schnell zu den eigentlichen Monstrositäten werden.

Im Kontrast zu wirklicher physischer Monstrosität werden die eigentlichen Monstrositäten wie Dummheit und Arrogaz aufgedeckt.
Die liebevollen Umarmungen und Gesten der Zuneigung unter den Freaks transzendieren dabei den Rahmen dessen, was man in dieser Hinsicht sonst aus Hollywood kennt; es sind schon Anklänge an Murnau und Dreyer.
Die Verachtung und Demütigung, die den Freaks widerfährt, indem sie zu Monstern gestempelt werden, macht sie zu einer verschworenen Gemeinschaft.

Bei der Hochzeitsfeier von Hans und Cleopatra singen sie: "We accept her, one of us, loving couple, loving couple, Gugengabl....."
Für die Abnormen ist der Normale der Outsider; diese Variation des Outsiderthemas entbehrt nicht der Pikanterie.
Als die Mordanschläge entdeckt werden, wenden sich die An´bnormen gegen das Monster Cleopatra, die rache der Abnormen am Terror der Normalen."

"FREAKS" ist ein gegen sich selbst gerichteter provokanter Titel, dessen Programm sich gegen die Dummheit und Inhumanität richtet.
Die Schwachen, die Unterdrückten vermögen sich selbst durch eine Solidarisierung zu helfen.

Ihnen gehört unsere Sympathie!

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