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Maddalena Cecconi und ihr Mann Spartaco leben am Existenzminimum. Als Krankenpflegerin ist sie den ganzen Tag unterwegs, bettlägerigen Menschen Spritzen zu geben, und für die siebenjährige Tochter bleibt da nicht mehr viel Zeit. Die soll es doch aber mal besser haben, und als die Cinecittà-Studios einen Aufruf starten, dass ein sechs- bis achtjähriges Mädchen für einen Film gesucht wird, da wird Maddalena zur Löwenmutter. Die letzten Ersparnisse werden für Kleidung und Bestechungsgelder ausgegeben, es werden keine Kranken mehr gespritzt sondern die Zeit im Studio oder beim Friseur verbracht, und es wird ein gewaltiger Aufwand betrieben, nur damit die kleine und untalentierte Valeria zu den Probeaufnahmen eingeladen wird. Mit Hilfe der Beziehungen zum windigen Annovazzi klappt das auch recht gut, aber was kommt dann? Wird Valeria zum Filmstar aufgebaut und ausgebeutet werden? Oder übernimmt sich Maddalena mit dieser Sache und wird mitsamt ihrer kleinen Familie auf der Straße landen?

Es ist schon interessant, wie unterschiedlich ein Film aufgenommen werden kann. Rein prinzipiell läuft BELLISSIMA als Drama, und gerade die letzte halbe Stunde des Films ist eine zutiefst zu Herzen gehende und wahrhaft berührende Tragödie. In der allgemeinen Rezeption wird der Film aber auch gerne als Komödie gesehen, weil er als einziger Film Viscontis über lange Strecken hinweg einen heiteren Unterton hat. Anna Magnani spielt immer mit einem gewissen Schmunzeln auf der Seele, und lässt den Zuschauer an ihrem stressigen und ausgefüllten Leben immer mit einem Augenzwinkern teilnehmen.
BELLISSIMA wird aber auch gerne als Satire verstanden. Als Satire auf die Filmwelt nämlich, in der die Filmschaffenden sich über das Gefühl echter Angst und echter Unsicherheit vor Lachen ausschütten, weil sie nur noch künstliche Gefühle sehen und wahrnehmen können, und diese künstlichen Gefühle als echt erachten. Gleichzeitig lacht der Regisseur Blasetti, der im Film sich selbst spielt, als Einziger das angsterfüllte Mädchen nicht aus, denn er spürt instinktiv, dass er Valeria viel besser für sein Projekt ausbeuten könnte als die anderen Mädchen …

Diese Teile des Films sind, ich erwähnte es, ergreifend und berühren den Zuschauer in seiner Seele. Was der Film aber auch ist, und hier schweigt die arrivierte Kritik: Er ist zu langen Teilen nervig! Es wird fast ununterbrochen geredet, außer in den Szenen in denen geschrien wird. Wer Italien und die Italiener kennt weiß, dass hier auch gerne einmal alle Menschen gleichzeitig reden, und jeder natürlich gehört werden will. BELLISSIMA mag an dieser Stelle vielleicht dem Neorealismus zugerechnet werden können, wird diese Eigenart doch ausgiebig vorgestellt. Aber irgendwann reicht es dann auch mal wieder, und wenn Maddalena und Valeria im Projektionsraum stehen und mucksmäuschenstill sein müssen, dann durchzieht ein vollkommen irriges Gefühl der Ausgeglichenheit den Zuschauer: Endlich Ruhe!

Nicht falsch verstehen, BELLISSIMA ist ein guter Film, der einen Einblick in eine Wirklichkeit zeigt, die es so schon lange nicht mehr gibt, und in der keiner aus unserer Gegenwart gerne leben möchte. Gleichzeitig fehlt zum Beispiel die Bitterkeit von FAHRRADDIEBE oder die Düsternis der frühen Rossellini-Filme. Es sind nicht die weltbewegenden Tragödien die hier gezeigt werden, und auch das notwendige Arbeitsmittel wird nicht gestohlen. Nein, es ist das tägliche Allerlei, das immer wiederkehrende Chaos eines normalen Tages, das Alltagsleben einer armen Familie mitsamt ihren großen und kleinen Problemen was hier dargestellt wird, und der Zuschauer hat keinerlei Probleme sich in diese Welt hineinzufühlen und mit den Protagonisten mit zu leiden. Aber irgendwann kehrt dann einmal Ruhe ein, und es ist, für heutige Ohren und Sehgewohnheiten, eine Wohltat, dass auch die Maschinengewehrschnauze von Anna Magnani einmal versiegen kann, auch wenn der Grund dafür zutiefst bemitleidenswert ist.

Ein zwiespältiges Gefühl durchfährt mich nach dem Film. Einerseits habe ich einen wunderbaren und erschreckenden Einblick in die damalige Welt erhalten, habe mit einer Löwenmutter dafür gekämpft, dass es die Tochter einmal besser haben wird, und Maddalenas Umwelt verflucht für all die Widerstände die sie zu überwinden hat.
Andererseits geht all das Drama und all der Ernst ein wenig im Dauerfeuer der Dialoge unter, und gerade die Szenen etwa mit den Nachbaren, die alle in der kleinen Wohnung der Cecconis stehen und alle auf einmal an Maddalena und ihrem Mann herumkritteln, sind mit Verlaub gesagt etwas strapaziös. Ich für meinen Teil habe mich gefreut wenn diese Szenen vorbei waren …

BELLISSIMA ist ein guter Film mit bemerkenswerten Darstellern und genauso bemerkenswerten Einblicken. Aber nochmal werde ich ihn sicher nicht sehen. Und es ist mindestens genauso bemerkenswert, dass ich so viele Worte verliere über das Hören so vieler Worte, ohne mich wirklich in den Film hineinzuarbeiten. Was über den Film dann wiederum so einiges sagt …

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