Review

Regiedebüt von David Heavener, ein Schauerstück, im Gewand eines damals handelsüblichen Reißer um Recht und Gerechtigkeit und vor allem Selbstjustiz, was mit entsprechenden Mitteln propagiert und schließlich und endlich zur Zufriedenstellung der gemeinen Bedürfnisse auch ausgeübt wird. Countrybarde Heavener, Jahrgang 1958, hat vier Jahre zuvor seine ersten Erfahrungen als Schauspieler in dem ebensolchen Gespensterfilm The Border of Tong (1985) als einzelgängerischer Polizist während der Aufklärung eines Massaker in Chinatown ausgeübt – die Hong Kong Alternativfassung Darkside of Chinatown ist der amerikanischen Variante eindeutig vorzuziehen – und seitdem auf weitere Rollen vergebens gewartet. Als Entschluss dessen wurde im Anschluss an die unfreiwillige Auszeit das Geschick wie bei den meisten von ihm verkörperten Figuren in die eigene Hände genommen und die Geschichten für seine Helden selbst geschrieben, produziert und schließlich auch inszeniert. Outlaw Force als Beginn einer zweiten Karriere neben der Musik, in der Heavener zwar in mehr als einem folgenden Dutzend weiterer Arbeiten verantwortlich, aber nur den Eingeweihten ein Begriff und dies trotz ausschweifender Aktivität vor allem in den frühen Neunzigern, dem Zeitalter der Videothekenware war:

Als der Musiker und Bauarbeiter Billy Ray Dalton [ David Heavener ] einen kleinen durchreisenden Trupp von Punks unter der Führung von Washington [ Robert Bjorklund ] nach tätlichen Angriffen gegenüber einem afroamerikanischen Tankwart aus seinen Heimatstädtchen Silverado Canyon schmeißt, ahnt er noch nichts von der drohenden Tragödie. Während eines seiner Auftritte im örtlichen Pub dringen die weiterhin in der Gegend Herumlungernden [ u.a. Gary Appel, Michael Bernard, Randall Burnett ] in sein Farmhaus ein und vergewaltigen und töten seine schwangere Frau Millie [ Jenna Blair ] und verschleppen die kleine Tochter Hollie [ Stephanie Cicero ] nach Los Angeles. Von der Ermittlungen des lokalen Sheriffs ebenso allein gelassen wie von Inspector Wainright [ Paul L. Smith ] und Grady Purella [ Frank Stallone ], den Cops in der Großstadt, macht sich Billy Ray Dalton, ehemaliger Vietnamkämpfer und Green Beret selber auf die Suche nach den Übeltätern, die währenddessen den Verkauf des Kindes an einen Pornoring in die Wege leiten.

Anders als noch in den folgenden Werken üblich wandert Heavener hier vermehrt auf den Spuren des späten Bronson, des Einzelgängers, der, von einem Schicksalsschlag aus der Bahn des Lebens geworfen keinen Fuß mehr auf die Erde kriegt, sondern nur noch die Rache im Sinn und die Vergeltung als Ziel hat. Eine Art Nachklapp zu Death Wish, nur ohne richtiges Budget und auch nicht mit dem Talent, aus dem wenigen vorhandenen nun den großen Nutzen und anderweitig die Vorteile zu ziehen. Eigens mit den weiteren Programmen der Filmografie ist allerdings der Anklang an den Western, der hier als Neo- und als Großstadtvariante Einzug hält und in den ersten Einstellungen einschließlich eines Saloons und einer Barschießerei gar ausdrücklich Verwendung erhält.

Der Mann aus der Kleinstadt vom Lande, weitab vom Schuss und fern draußen in der unberührten Natur lebend, der von der Bevölkerung aus der Metropole heimgesucht und belästigt und um seiner Liebsten geraubt wird; Heavener inszeniert dies in den ersten Minuten gar nicht mal ohne Gespür und zumindest mit Ruhe und gewissen Herz und Gefühl, was erste positive Assoziationen für den Film und einige wenige Vorschusslorbeeren für den noch kommenden Rest im Siff ergibt. Eine Idylle in Silverado Canyon, mit dem Bergen drumherum und dem flachen und friedlichen Land mittendrin, was durch die Punks von außerhalb empfindlich gestört wird und schon allein wegen dem Auftritt und der Arroganz und der noch anschließenden Gewalteruptionen, der Unmenschlichkeit allein die Antwort der Rache gebiert.

So ganz ernst und für voll nehmen kann man dabei die Antagonisten, eine Zeckenplage in Leder und Ketten leider nicht; etwas, das auch für ihren Vergelter, den Cowboy im offenen Jeanshemd und mit dem Brustpelz im Anschlag gilt. Honkytonk und Hillybilly im Fransenponcho wird gleichsam zelebriert wie anderweitig die drogenumschwängerten Primitivlinge mit Bettwanzen an Bord und einem Hauptquartier aus Matratzen und Graffiti im Dämmerlicht gezeichnet werden; beides und sowieso alles immer eine kleine Spur daneben und zu dick drüber selbst über die Klischees, was sich auch bei den Polizisten – der Eine dick und stets am Fressen und der Andere bebrillt und in der Uni geschult und am Dozieren – fortführt und fast, aber auch nur fast auch lustig, in dem Fall aber eher irgendwie depressiv und traurig ist.

Denn so richtig in Gang und Schwung wie später bei Prime Target (1991) zum Beispiel und zum Ausüben von Selbstironie kommt es hier nicht. Nachdem irgendwann die Gänseblümlein von der Wiese gerupft und auf das Grab der Frau gelegt und der Gang in die Stadt, bzw. den Abgrund aus Fast Food Buden und Pornoschuppen angetreten wird, ist die Hälfte der Laufzeit vergangen und kommt dann nicht mehr viel. Action ist rar und sicher auch den fehlenden Finanzen geschuldet; ab und an wird sich geprügelt oder doch eher die Schmetterfaust zum schnellen Knockout der schmuddeligen Gegner gezückt. Dazu ein wenig Gerenne und ein wenig Geklettere die Häuser hinauf und hinab, was nun nicht gerade für Furore und den großen Adrenalinausstoß führt.

Details
Ähnliche Filme