Die Begeisterung um diesen Film kann ich nicht teilen.
Als "bester Mafiafilm nach dem Paten" wird "the Untouchables" auf dem Cover der DVD beschrieben und nach Betrachtung des Films ist das erste, was ich mich frage, ob das überhaupt ein Mafiafilm war. Denn von den Mafiamachenschaften wird nur am Rande erzählt. Im Vordergrund steht die Arbeit von Eliot Ness (Kevin Costner) und seiner unbestechlichen Truppe, die Al Capone (Robert de Niro) in die Knie zwingen will. Dazu gehören der aus Italien stammende George Stone (Andy Garcia), der Buchprüfer Oscar Wallace (Charles Martin Smith) und Jim Malone (Sean Connery), ein alternder Streifenpolizist, der sich eigentlich 10 Jahre zu alt und 20 Pfund zu schwer fühlt.
Schauspielerisch ist das alles auf hohem Niveau. Kevin Costner hat mir dabei am besten gefallen. Überrascht hat mich dagegen, dass Sean Connery damals den Oscar für die beste Nebenrolle erhalten hat. Seine Vorstellung ist zwar solide, seine Figur war jedoch ähnlich wie in der "Liga der außergewöhnlichen Gentleman" eine Qual für mich. Keine Minute ist Jim Malone zu sehen, ohne dass er einen seiner unglaublich weisen und flotten Sprüche daherbringt. Für meinen Geschmack wird das zu sehr ausgereizt. Besonders die Szene an der Brücke ist für mich sinnbildlich: Die Unbestechlichen hocken wartend in einem kleinen Häuschen. Offenbar aus Langeweile steht Malone auf und hält bei jedem seiner Verbündeten kurz an, um ihnen eine seiner Lebensweisheiten aufzuzwingen. Klar ist der ein oder andere Kracherspruch am Start: "Isn’t that just like a wop? Brings a knife to a gunfight?"(Übrigens von Jay-Z in seinem Track "Takeover" zitiert) Großenteils wirkte es auf mich jedoch überflüssig und stimmungshemmend.Optisch kann man dem Film wenige Abzüge verleihen. Die Kostüme sind ansehnlich und gut an das Flair des 30er Jahre Chicagos angepasst. Akustisch wurde ich weniger überzeugt. Ennio Morricone, der sein Können schon so oft unter Beweis gestellt hat, dass ich ihm nicht böse sein kann, war für den Score zuständig. Wieder fällt mir das Wort "unpassend" ein, weil ihn zahlreichen spannenden Szenen die Musik für unangebrachte Aufheiterung sorgt. Hat mir nicht gefallen.
Zur Story: Einigen Fakten nachempfunden, beruht "The Untouchables" auf der wahren Geschichte des Al Capone, der aus steuerrechtlichen Gründen 11 Jahre hinter Gitter musste. Hier kann man also keine großen Fehler machen. Trotzdem findet sich die ein oder andere Ungereimtheit, die mir nicht gefallen hat. Beispiel: Auf der einen Seite will man "einen Apfel direkt vom Stamm pflücken, damit er nicht faul ist". Auf der anderen Seite drückt man einem Buchhalter eine Wumme in die Hand und macht ihn zum Teil der Truppe. Das vermittelt für mich das Bild des amateurhaften Vorgehens, was mit Sicherheit nicht so gewollt war.Negativ aufgefallen ist mir zudem die Rolle des Al Capone. Robert de Niro ist ein genialer Schauspieler und macht seine Sache auch in diesem Falle gut. Das Problem ist, dass die ihm hier zugewiesene Rolle einen so großen Namen wie ihn nicht wirklich rechtfertigen kann. Die Figur des Al Capone hätte das zwar sicherlich verdient, aber seine Parts sind in diesem Film so kurz, dass sie eher überspielt wirken. Das hat mir nicht so recht gepasst.
Positiv möchte ich noch erwähnen, dass der Streifen sehr spannend ist, obwohl man das Ende bereits vorher kennt. Zumindest die meisten. Besonders die berühmte Szene im Bahnhof, wo Capones Buchhalter nach Miami durchstarten will, ist nervenaufreibend. Die Idee mit dem Kinderwagen fand ich zunächst blöd, dann aber doch künstlerisch hochwertig und optisch wieder ganz stark. Andy Garcia hat sich durch seinen Auftritt in dieser Szene bestimmt das ein oder andere Frauenherz zu Eigen gemacht.Fazit: Ein Film, der viel Lob eingesammelt hat, das ich nicht nachvollziehen kann. Vielleicht ist das der Bonus, der durch die hervorragende Besetzung entsteht. Spannend und optisch sehr ansprechend ist der Film zweifellos. Sotrytechnische, musikalische und dramaturgische Ungereimtheiten lassen den Film für mich aber in die Mittelmäßigkeit abdriften. Auf gar keinen Fall ist dieser Film in irgendeiner Form mit Klassikern wie dem "Pate" zu vergleichen. 5 Punkte also. Euer
Don