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Chicago 1930 auf der großen Leinwand

Eliott Ness, hüftsteif und mit der Ausstrahlung eines typischen deutschen Beamten: Kevin Costner, wird vom Schatzamt nach Chicago gesandt, um dem dortigen Gangsterfürsten Al Capone, sehr übertrieben und mit seinen eigenen üblichen Ticks dargestellt von Robert De Niro, das Handwerk zu legen. Da bis hinauf zum Richter alle Angehörigen der Staatsgewalt korrupt sind, ist Ness nach den ersten Fehlschlägen auf Hilfe anwiesen und stellt sich, unter der Anleitung des erfahrenen Straßenpolizisten Malone – brillant Sean Connery – eine kleine Truppe zusammen, die fortan als „Untouchables“ alle Register zieht. Zwar wird der Trupp von Capones loyalem Killer Nitti dezimiert, doch am Ende zahlt sowohl dieser als auch Capone selbst den Preis des Verbrechens. Capone wandert wegen Steuerhinterziehung hinter Gitter, und Ness geht zurück zum Schatzamt, stempeln...

Wenn Brian De Palma einen Film dreht, liegen Genie und Wahnsinn nahe beieinander. Das kann schiefgehen, führt aber auch zu großartigen Szenen wie in diesem Film eine wunderbar choreographierte Schießerei in einem Bahnhof um Mitternacht, faszinierend geschnitten und montiert, mit wenigen Stilmitteln jedoch für die Ewigkeit als Anschauungsunterricht für angehende Regisseure verwendbar. Eine schöne Schar Schauspieler hat sich De Palma da auch zusammengeholt, man sollte meinen, da könne nichts passieren. Leider hat aber Costner als Hauptfigur die Ausstrahlung von einem Salatkopf, und De Niro übertreibt sein Spiel völlig, wirkt so eher wie eine Karikatur als wie ein wirklich übler Gangster. Gut, daß Sean Connery mittun darf, und auch Andy Garcia ist eine Bereicherung für den Film geworden.

Man ist etwas zwiegespalten, denn auf wirklich großartige Szenen folgt teils Langeweile, ganz unschön etwa die Kapitel bei Ness zu Hause, und im Mittelteil wird ein wenig verschleppt und gedehnt, bevor der Film in der letzten halben Stunde wirklich an Fahrt gewinnt. Nun, ein Actionfilm ist es sicher nicht und sollte es auch nicht sein, eher ein Gangsterdrama, wenngleich die Schießereien doch einen guten Härtegrad haben. Absolut positiv auch die Ausstattung und die Filmmusik, wenn Morricone dransitzt, kann im letzteren Bereich nichts schiefgehen, und Anzüge von Armani stehen einfach jedem halbwegs normal gebauten Menschen gut zu Gesicht, eine Freude, die Darsteller gut gekleidet zu sehen. Insgesamt ganz sicher ein guter Gangsterfilm mit kleineren Schwächen, der besonders durch die recht fade Darstellung von Costner verliert – aber das mag subjektiv sein, wie eigentlich eine jede Kritik. 8/10

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