Review

Isabelle (Diane Kruger) ist traurig. Sie hat in ihrem langjährigen Freund Pierre (Robert Plagnol) den Traummann für´s Leben gefunden. Doch über Isabelle´s Familie liegt ein Fluch: Jede erste Ehe geht zwangsläufig und vorallem schnell in die Brüche - die Zweite hingegen hält für die Ewigkeit. Um diesem Fluch zu entgehen, plant sie eine Scheinehe in Dänemark zu vollziehen, um sich danach direkt wieder scheiden zu lassen. Doch als sie in Kopenhagen ankommt, ist vom Scheinehemann weit und breit keine Spur - und das investierte Geld dafür futsch. Spontan fasst sie den Entschluss, dass ein anderer dafür herhalten muss. Unterwegs beim Flug hat sie Reiseführer-Redakteur Jean-Yves Berthier (Dany Boon) kenngelernt, mit dem sich die Kurzzeitehe sich mehr in die Länge zieht, als es sich Isabelle erhofft hat. Denn Jean-Yves muss nebenher noch arbeiten und so beginnt für beide eine abenteuerliche Hochzeitsreise von den Massai am Kilimandscharo bis nach Russland...

Romantische Komödie, die nächste Bitte!

Nachdem die Oscars  alle vergeben sind und sich die Pferdefleisch-Affäre allmählich wieder legt, kommt mir nach den lahmen Horror-Gurken und sonstigen billigen B-Movies ein leicht verdaulicher, romantischer Film gerade recht.
 
Wer den Stuss mit dem Fluch über die weiblichen Vorfahren nicht als bierernst einstuft, wird anfangs bemerken, dass diese französische Produktion very amerikanisch aussieht. Der Film braucht etwas an Laufzeit, um in die Pötte zu kommen. Das liegt daran, dass die eigentliche Geschichte, um die es hier geht, bei einem Familienfest nacherzählt wird (wobei die zwei Liebenden natürlich nicht anwesend sind), und somit immer wieder hin und her pendelt - zwischen dem Abendschmaus und der verzweifelten Isabelle. 
 Einzeln werden Pointen verstreut, aber die Geschichte wirkt anfangs zu konstruiert und sehr dick aufgetragen. Wenn man in Dänemark den angeblichen Ehemann nicht findet, sollte doch ein anderer dort zu finden sein, oder? Die Olsenbande hätte das mit Sicherheit gerichtet. An dieser Stelle hätte dem Drehbuch mehr Feingefühl und Glaubwürdigkeit gut getan, denn die spontane Entscheidung sich an die Fersen des Redakteurs zu heften, der bis dahin eben nur die Person im Nachbarsitz war, wirkt so konstruiert, wie Wrestling-Matchausgänge, dass es nicht mehr schön ist. 
Also dudelt der Streifen im "Sat 1"-FilmFilm-Niveau vor sich hin und bekommt überraschenderweise im weiteren Filmverlauf dann doch noch die Kurve. "Der Nächste, bitte!" punktet natürlich mit seinen verschiedenen Locations, die Tapetenwechsel mit sich bringen (erinnert mich an die alten Jump´n Run-Spiele auf dem C64) und Szenen, die auch mal  den Zuschauer richtig überraschen können (Stichwort: Löwe). Doch auch in Sachen Humor tritt man nach einer halben Stunde ordentlich auf´s Gaspedal. Dabei handelt es sich meistens um gut getimte Situationskomik, die immer heftiger wird. Und dank des Kurzzeitgedächtniss vergisst man immer mehr den holprigen Anfang und kann sich somit auf die Reise rund um die Welt konzentrieren, die so unterhaltsam und witzig ausfällt, und dabei nicht vergisst, Gefühle und Emotionen unterzubringen.
Auch wenn hier und da mal Gevatter Zufall im Spiel ist und man an weiteren Stellen in Sachen Logik ein Auge zudrücken muss, kann man sich vorallem an Dany Boon erfreuen, der den Film beinahe alleine trägt. Diane Kruger´s Charakter hingegen ist eher farb- und ideenlos ausgefallen und wirkt lediglich wie hübsches Beiwerk.

Das Ende dürfte jedem klar sein, auch wenn es mal wieder Schwachsinn hoch zehn darstellt, aber immerhin kann man sagen: Alles wird gut!

Im Ganzen gesehen ist "Der Nächste, Bitte!" eine der Liebeskomödien, die man sich anschauen kann - dank der Situationskomik und dem stetigen Locationwechsel hebt sich der Film minimal von sonstigen Schmonzetten ab und dürfte der perfekte Filmabend für alle Pärchen werden.

7/10

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