Der Absturz eines Alkoholikers
Captain Phillips & Flight... das waren zwei Filme mit zwei großartigen amerikanischen Schauspielern & wahren, interessanten Geschichten... die mich aber trotzdem nicht so sehr juckten, dass ich ins Kino hätte gehen wollen. Trotzdem mussten sie in die Sammlung sobald es sie günstig auf Blu-ray gab. Und während mich das Tom Hanks-Vehicle etwas enttäuschte, fand ich Flight besser als gedacht. Wenn auch nicht so gut wie die großen Alki-Klassiker, trotzdem ein starkes Charakter-Portrait.
In Flight geht es (nach einer wahren Begebenheit), um einen alkoholkranken Piloten, hervorragend & wie erwartet gespielt vom immer gern gesehen Sympathieträger Denzel Washington, der trotz/wegen seines morgendlichen Drogenrausches eine defekte Passagiermaschine mit einer schier unglaublichen Aktion vor dem totalen Absturz rettet & der sich nun seinen inneren Dämonen & der Staatsanwaltschaft deswegen stellen muss. Mörder oder Retter? Opfer oder Täter?
Auch wenn ich Leaving Las Vegas und vor allem den Wilder Klassiker Das verlorene Wochenende noch eindringlicher & schockierender fand, ist Flight mit Sicherheit unter der Top10 meiner besten Filme zu diesem Thema zu finden, eher noch Top 5.
Flight bietet nur kurz zu Beginn die Absturzszene mit Spannung und Action, danach gibt es nur noch Ersteres, und zwar durch den einsamen Kampf eines Mannes gegen sich selbst & die Sucht. Er verliert Familie, Freundin, Freunde, Beruf, Hoffnung, Stolz... und trotzdem kann er kaum ohne das teuflische Zeug leben. Manchmal hatte ich Gänsehaut und bin nun wieder weit davon weg, diese Krankheit zu unterschätzen.
Ob er zur Flasche greift bzw. gewinnt oder am Ende daran zu Grunde geht, steht auf Messers Schneide & man weiß wirklich nicht wie es ausgehen wird. Und Empathie, Mitleid & viele offene Möglichkeiten wo eine Handlung hin verlaufen kann, sind noch immer so mit das Wichtigste an einem Film. Und nicht Viele können diese zwei Seiten eines verunsicherten Mannes so darstellen wie Herr Washington - mal ein überlegter, recht ruhiger Mann, der versucht sich zu kontrollieren, dann wieder ein offenes, selbstgerechtes Arschloch. Angsteinflössend & jeden Tag Realität auf der Welt.
Kleine Mängel wie ein übers Ziel hinaus schießender John Goodman als Drogenticker-Freund, eine etwas zu lange Laufzeit oder ein wohl so nicht realistisches, stattgefundenes Flugmanöver stören mich da nicht mehr wirklich.
Fazit: Alkohol, die Droge, die am stärksten unterschätzt & klein geredet wird... leider auch von mir. Also mal kein Prost auf diesen gelungenen Film zu dem Thema, sondern einfach nur ein Hoch