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Alkohol ist bei uns in Deutschland die Volksdroge Nummer Eins. Es gibt viele Anlässe, mal einen zu heben - seien es Geburtstage, im Garten beim Grillen oder einfach das Feierabendbier mit den Kollegen an der Tanke.
Doch bei vielen bleibt es eben nicht dabei. Bei vielen fängt es an, auch mal unter Stress oder aus Frust  zuhause alleine zu trinken und ehe man sich versieht, ist man Alkoholiker. Natürlich ist das ein schleichender Prozess, es dauert Jahre, aber irgendwann hat man diese Sucht nicht mehr im Griff - man  trinkt vielleicht täglich, vielleicht auch mal heimlich. Das Schlimme dabei ist, dass man solange sein Leben "unter Kontrolle" hat, sprich Arbeits- und Familienleben, sieht man das nicht ein bzw. verdrängt die Tatsache, dass man wirklich abhängig ist. Bis eben mal etwas Schreckliches passieren muss.

Es gibt viele unterschiedliche Trinkertypen oder Krankheitsverläufe der Alkoholkrankheit. Doch genau solch einen Menschen wie ich genannt habe, spielt Denzel Washington.
Pilot Whip Whitaker (Denzel Washington) hat  jahrelang Erfahrung gesammelt, was das Steuern von großen Flugzeugen angeht. Doch genauso viel Erfahrung hat er mit dem Saufen und Kokain. Whitaker haut sich morgens erst einmal eine Dröhnung rein, setzt sich unmittelbar danach ins Flugzeug und vermischt dort heimlich Wodka (Wodka bringt keinen Atemgeruch mit, der einen verraten kann) unter den Orangensaft, sobald es die Gelegenheit zulässt. Weder der Co-Pilot noch seine Crew wissen etwas davon.
Am Morgen "X" startet Whitaker routinemäßig die Maschine. Doch ein technischer Defekt macht das Flugzeug unkontrollierbar und somit ist das Flugzeug mit 105 Menschen an Bord dem Untergang geweiht. Doch auch ein zugesoffener Whitaker verliert nicht die Nerven (im Gegensatz zum Co-Pilot, der schon seinen baldigen Tod vor den Augen hat) und manövriert in einer spektakulären Notlandung die Maschine in ein Feld. Lediglich sechs Menschen sterben. Er selber, wie auch viele andere müssen ärztlich versorgt werden und bei seiner Blutentnahme kommt heraus, dass Whitaker über zwei Promille während des Fluges hatte.
Natürlich wollen Versicherung und die Fluggesellschaft nicht zahlen und mit allen Mitteln versuchen, dem Piloten die alleinige Schuld zu geben. Doch dann kommt Whitaker´s alter Freund Charlie Anderson (Bruce Greenwood) und will ihm mit dem Anwalt Hugh Lang (Don Cheadle) aus der existenzvernichtenden Situation helfen - Whitaker muss nur die Finger von den Drogen lassen...


Robert Zemeckis ("Zurück in die Zukunft") lässt den Zuschauer anfangs noch im Ungewissen. Oder besser gesagt auf der sicheren Seite, wie sich  sein Hauptprotagonist fühlt. Dabei reißt Zemeckis nur schablonenhaft die Drogengeschichte an und serviert sie eher im Party-Modus aka "Savages" oder sonstigen Drogen-Pro(paganda)-Filmen, ehe er es erstmal richtig  mit dem Flugzeugabsturz krachen lässt. Man merkt, der Mitfünfziger hat es noch richtig drauf - was die Spannung und Action betrifft, ist hier natürlich schon der Höhepunkt erreicht. Mein Puls war auf jeden Fall auf 180.
"Flight" lebt jedoch in erster Linie von seinen Figuren und Süchten und ist somit natürlich dem Drama zuzuordnen. Zemeckis macht dies geschickt: Er stellt seinen Charakter zu keiner Zeit in Frage, ob der Flug im nüchternen Zustand noch mehr Leben gerettet hätte. Man kann sogar eher das Gegenteil behaupten, dass in dieser Situation die Alk-/Kokain-Kombi geholfen hat, einen kühlen Kopf zu bewahren. Nichtsdestotrotz liegt das Hauptaugenmerk auf dem "Danach" und wie sein Hauptcharakter handelt und entscheidet. Dies bringt teilweise Spannung, schockiert ein wenig und auch ein paar Sequenzen leben dann von den typischen "Yo Yo Yo"-Momenten eines Denzel Washingtons, der andere mit seinen Sprüchen ins Abseits stellt und aus dem Spiel nimmt - und trotzdem suhlt sich der Film in der Drama-Schiene.

Das Drehbuch ist ordentlich durchdacht (zumindest in dieser Hinsicht), da das Gleichgewicht zwischen Leben und Knast öfters mal hin und her pendelt, bis man zum Ende hin zu der einzigen vernünftigen Lösung für diesen Film kommt. Als Nebenstrang lernt der alkoholkranke Whitaker Nicole (Kelly Reilly) kennen und lieben, die gerade auf Heroinentzug ist und es diesmal auch packen will. Dennoch halte ich diesen Plot für überzogen und das aus einem einfachen Grund: Muss es denn wirklich Heroin sein? Kelly Reilly sieht selbst als Drogenbraut noch hübsch aus, dennoch spielt sie einen übertriebenen Charakter  für eine Frau, die kurz davor war, sich den goldenen Schuss zu setzen. Denn ansonsten hat sie ihre Leben einwandfrei im Griff.
Was mich wirklich angekotzt hat war die Rolle von John Goodman. Auch wen ich "King Ralph" gerne sehe, ist seine Li-La-Laune-Bär-Jamaika-Dealer-Rolle total daneben und spricht gegen Ende sogar für das Pro von Drogen. Ich kann nicht behaupten, dass ich nicht lachen musste und Goodman ganz trollig wirkt, aber wenn man das Filmgeschehen sacken lässt, ärgert man sich umso mehr darüber. Dass überhaupt so ein Klischee-Typ in solch einer wahnsinnig guten Studie drin vorkommt. Dafür gibt es zwei Punkte Abzug.

"Flight" kann ich allen Menschen nur ans Herz legen, denn vielleicht können viele von euch (außer die Extrem-Abstinenzler) einige Gemeinsamkeiten entdecken und mit Denzel Washington sehen, wohin das im "Endstadium" führen kann. Jungs & Mädels, keine Unterstellungen gegen euch, aber es werden viele dabei sein, die gerne mal "einen trinken"...


Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass weltweit ungefähr 140 Millionen Menschen alkoholabhängig sind. Nach aktuellen Schätzungen gibt es zwischen 1,3 und 2,5 Millionen alkoholabhängige Menschen in Deutschland. Etwa 9,5 Millionen Menschen konsumieren Alkohol in riskanter (gesundheitsgefährdender) Weise. Das ist eine hohe Hausnummer... Viel Spaß bei dem Film

8/10

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