Review

o, nach einer Menge leichter Kost wurde es mal Zeit für einen guten Film, und meine Hoffnung lag auf Steven Spielbergs Biopic zum ikonische Sklavenbefreier. Kaum einer versteht so gut, den Zuschauer zu packen, wie Spielberg das kann (Der weiße Hai ist perfektes Spannungskino, Jäger des verlorenen Schatzes über jeden Zweifel erhaben, E.T. nicht mein Geschmack, aber handwerklich grandios, Schindlers Liste ist natürlich auch ein Monolith usw.). Die Geschichtsstunde, die er hier abliefert, spielt für mich in einer Liga mit seinen großen Erfolgen. Daniel Day-Lewis gibt seine beste Vorstellung seit "The Boxer" (keine Ahnung, warum er mich da und in diesem Film so packt), Sally Field war nie auch nur ansatzweise so gut und Tommy Lee Jones bekommt die beste Szene des Films geschenkt. Schon der Anfang macht ganz deutlich, dass wir es hier nicht mit einem zweiten James Ryan zu tun haben - Krieg hat keinerlei Faszination, er besteht aus Männern, die sich im Schlamm prügeln und glanmzlos verrecken. Ziemlich schnell wird klar, dass es nur um ein paar Wochen im Leben des Präsidenten geht, und um eine große moralische Frage - ist es die Abschaffung eines moralischen Übels wert, einen brutalen Krieg zu verlängern? Nur in dieser historischen Situation hat nur diese charismatische Persönlichkeit die Chance, die Sklaverei in den USA für verfasungswidrig zu erklären - die einzige Möglichkeit, das Recht der einzelnen Bundesstaaten zu überformen. Nach dem Krieg ist diese Chance vorbei, die erfolgte Befreiung vielleicht sogar rechtswidrig. Der Süden ist aber zur Kapitulation bereit. Ein moralisches Dilemma, Lincoln ist de facto ein Despot, der seine Vorstellung durchdrücken will. Aber diese Vorstellung ist für uns eine moralische Selbstverständlichkeit, also wollen wir seinen Erfolg. Day-Lewis' Lincoln ist müde, heiser, aber getrieben von einem moralischen Imperativ, für den er Regeln biegt, dem er aber treu bleibt, auch, als seine Familie berührt wird.
Natürlich betreibt Spielberg hier Heldenverehrung, aber nicht ungetrübt. Lincoln zweifelt, stößt Frau und Kinder zurück, und am Ende, als sein Lebenswerk entschieden wird, sitzt er zu Hause und liest ein Buch mit seinem jüngsten Sohn.
Ich hatte auf einen guten Film gehofft, aber dank der Leistung des Hauptdarstellers fand ich ihn sogar hervorragend.
We hold th[is] truth[] to be self-evident - that all men are created equal.

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