Inmitten der ganzen Hollywoodromanzen nach Schema F ist „Stadt der Engel“ eine echte Ausnahme, denn auf seine ruhige, fast schon poetische Weise ist der hier was ganz anderes.
Der Titel bezieht sich nicht nur auf die besondere Bezeichnung des Handlungsortes Los Angeles, sondern auch darauf, dass man hier Einblick in das Leben der Himmelsboten bekommt. Einer davon ist auch Seth (Nicholas Cage), der als Schutzengel immer wieder hilft, aber auch Verstorbene eskortiert, was immer wieder für beeindruckende Szenen sorgt, z.B. wenn Seth und ein Kumpan einen Überfall ohne Verluste ablaufen lassen oder Seth mit einem eben verstorbenen kleinen Mädchen des weinende Mutter im Krankenhaus begutachtet.
Aber zu einer Romanze gehören immer zwei und den Gegenpart stellt die Ärztin Maggie Rice (Meg Ryan) dar, in welche sich Seth verliebt. Er kann sich zwar für sie sichtbar machen, aber er wird nicht körperlich. Dafür müsste er zu einem Menschen werden und würde kein Engel mehr sein…
„Stadt der Engel“ ist ein eigenwilliger Film, der mit überraschend wenig Dialogen auskommt. Oft lässt Regisseur Brad Silberling die Bilder für sich sprechen, z.B. wenn sich die Engel am Strand oder eine Bibliothek versammeln. Immer wieder lädt „Stadt der Engel“ den Zuschauer zum Betrachten sehr gut durchkomponierter Bilder und zeigt ein Los Angeles, wie man es sonst selten in Filmen zu sehen bekommt.
Andrerseits ist „Stadt der Engel“ ein sehr gemächliches Werk, das den größten Teil seiner Laufzeit der Frage widmet, ob sich Seth nun für Maggie oder den Auftrag des Herrn entscheidet, wobei man die Antwort auf zumindest diese Frage schon denken kann. Lediglich das Ende kommt sehr überraschend daher und schockt den Zuschauer auf ungewohnte Weise.
Bis dahin widmet sich der Film doch erstmal dem Kennenlernen von Maggie und Seth, das jedoch etwas sehr gleichförmig abläuft. Nahezu jede menschliche Emotion wird von Seth mit kindlich anmutendem Staunen kommentiert, jedes Gefühl muss er sich beschreiben lassen, da er ja selbst nichts fühlen kann. Das ist nach einer Weile dann doch etwas zuwenig, um den Großteil der fast zwei Stunden Laufzeit zu füllen. Der auftauchende Nebenbuhler hat eh keine Chance gegen Seth, sodass von der Seite auch nie ernste Gefahr für das sich entwickelnde Glück von Ärztin und Engel entsteht.
So sind es dann einzelne Szenen, welche den Reiz von „Stadt der Engel“ ausmachen. Erfreulich die Nebenfigur des Mensch gewordenen Ex-Engels Nathaniel Messinger (Dennis Franz), der mit seiner lockeren Art und seinen Sprüchen immer wieder für die richtige Portion Humor sorgt, was auch eine Erfrischung ist, denn „Stadt der Engel“ setzt sich mutig mit ernsthaften Themen, vor allem natürlich Tod (immerhin müssen die Engel öfter Verstorbene einsacken), auseinander. Zudem ist „Stadt der Engel“ stellenweise emotional sehr packend, gerade der Schluss ist extrem bewegend und sorgt für akute Gefährdung des Taschentuchbestandes. Leider sind nicht alle Momente der himmlischen Romanze so bewegend wie jener Part.
Dafür kann man sich über einen ganz groß aufspielenden Nicholas Cage freuen, welcher den stets neugierig und erregt guckenden Engel sehr intensiv verkörpert und das Leiden, der geliebten Maggie gleichzeitig nahe sein zu können, aber unfähig sie zu berühren, spürbar rüberbringt. Meg Ryan kann da zwar nicht ganz mithalten, verkörpert die Ärztin mit Helfertrieb dennoch überzeugend. Dennis Franz sorgt mit Hingabe für Auflockerung und Andre Braugher als Seths Engel-Kumpan Cassiel ist fast ebenso gut wie Cage.
Letzten Endes ist es schwer „Stadt der Engel“ qualitativ einzuordnen: In einigen Szenen ist der Film blanke Poesie und wirklich herzergreifend, aber stellenweise etwas zu eintönig, wenn sich die Szenen zwischen Maggie und Seth etwas arg wiederholen.