Eigentlich kann ich mit solch kitschigen Familienfilmchen nur wenig anfangen, im Falle von „2 Mio $ Trinkgeld“ jedoch muss ich zugeben, mich äußerst köstlich amüsiert zu haben, ohne dass mir dabei mächtig dick aufgetragene Passagen gegen den Strich gingen.
Grund dafür dürfte vor allem die simple Aufteilung der Charaktere in „gut“ und „böse“ sein, die solch krasse Gegensätze bildet, dass man sofort mit der Begleit- und Identifikationsfigur des Filmes, der durch Nicolas Cage dargestellten Charlie Lang eins wird.
Er ist der super sympathische Nice Guy aus Queens, geht seiner beruflichen Tätigkeit als Polizist mit großer Leidenschaft nach, und findet am Abend auch noch die Zeit mit den benachbarten Kindern Baseball zu spielen.
Er ist hilfsbereit, anständig, und moralisch immer korrekt; kurz gesagt:
Er ist der perfekte Schwiegersohn.
Man kann ihm eigentlich nur einen Vorwurf machen:
Wie um Himmels Willen kommt er dazu eine solch hysterische Furie wie Muriel zu heiraten?
Dieses kapitalistische Macht-Weib ist die personifizierte Habgier, der zu Fleisch gewordene Egoismus und der Grund dafür weshalb viele Männer ihr Single – Dasein genießen (hrhr).
Man will es ja gar nicht glauben, dass diese Zicke mit Charlie einst liebevoll umging.
Da passt die finanziell stets besorgte, aber liebenswerte Kellnerin Yvonne sehr viel besser zum unglücklich verheirateten Ehemann...
Na worauf das wohl hinausläuft?
Als Charlie in der Cafeteria wo Yvonne arbeitet nicht genügend Kleingeld für ihr Trinkgeld aufbringt, und daraufhin verspricht den aktuellen Lottogewinn mit ihr zu teilen, falls dieser gewonnen wird, kann man sich den weiteren Verlauf der Geschichte auch schon weitestgehend zusammenreimen.
Durch den Lottogewinn und den daraus resultierenden unterschiedlichen Verwendungsideen kommt es zwischen Charlie und Muriel zu immer heftigeren Streitereien, die selbstverständlich auf eine Scheidung hinausläuft, und somit den gemeinsamen Liebesweg von Charlie und Yvonne ebnet.
Nicolas Cage ist dabei voll in seinem Element und mimt den gutherzigen Muster-Knaben hervorragend und harmoniert wunderbar mit der ebenfalls gut spielenden Bridget Fonda.
Die Szene in der Charlie voller Freude Yvonne über ihr Glück berichtet, welches sie natürlich erst gar nicht fassen kann, wurde erstklassig gespielt, und zaubert im entscheidenden Moment nicht nur Bridget Fonda ein Lächeln ins Gesicht, sondern auch dem Zuschauer, der sich für seine liebgewonnenen Figuren natürlich freut.
Ganz andere Gefühle tun sich da auf, wenn Rosie Perez im Bild ist und mit ihrer Habgier jede gute Laune zunichte macht, und gehöriges Kopfschütteln verursacht.
War sie schon in „White Men can’t jump“ unausstehlich, ist sie hier nun richtig zum Kotzen.
Auch nach dem Lotto Gewinnen ist ihr das Beschenken von Obdachlosen und Spenden für Wohltätige Zwecke immer noch zu teuer, bei der Scheidung fordert sie unverschämterweise den Gewinnanteil der Kellnerin zurück und setzt sogar um den Gerichtsprozess zu gewinnen dreiste Unwahrheiten in die Welt; von wegen Charlie würde sie zu Hause nur verprügeln.
Doch wie man es sich nur unschwer ausrechnen kann, läuft auch diese missliche Lage für Charlie und Yvonne auf ein gutes Ende hinaus, zwar etwas zu gut gemeint und nur beschränkt glaubhaft, doch wen stört das schon bei einem Film wie diesen?
Mir jedenfalls haben Nicolas Cage und Bridget Fonda in ihren Rollen sehr gut gefallen.
Die Szene in der sich beide zufällig im Hotel treffen und beide jeweils allein vor ihren Türen stehen und dabei aus großer Distanz aufeinander schauen ist herrlich, und wenn sich beide schwer unbeholfen und voller Nervosität über den Kauf eines Hotel-Bademantels unterhalten konnte ich mir in dem Moment das Lachen nicht verkneifen und kein liebenswerteres Paar vorstellen.
Ja bei dem guten Schauspiel, und der schlichten Schwarz-Weiß Malerei was die Figurenzeichnung betrifft, hat man sich in die Identifikations-Rollen sehr gut versetzt, bzw. Lichtjahre von den „bösen“ Figuren distanziert und sieht gerne über Kitsch und dick aufgetragene Szenen hinweg.
Die Geschichte wird daher mit großem Interesse verfolgt, einige nette Einfälle wie die Heldentat von Charlie runden das Ganze mit einem Hauch von Action ab und die solide Inszenierung von Andrew Bergmann tut ihr übriges.
So macht ein modernes Märchen Spaß!!