Review

Cop contra dämonische Macht, „Hellbound“ und „Knight of the Apocalypse“ lassen grüßen, doch anno 2000 war es „Defender – Der Schutzengel“, in dem man dem Bösen mit der Knarre beikommen wollte.
Regisseur John Terlesky knallt den Genrefans auch direkt einen schnieken Auftakt rein, wenn John Kross (Mario van Peebles) und sein Partner während des ersten Golfkriegs mit einer Horde putziger Turbanträger aufräumen, die allerdings zuvor bei einer Ausgrabung den antiken Gott/Dämon Telal freigesetzt haben. Doch da wird formschön geballert, mit dem Schnitt wunderbar Dynamik erzeugt, vor allem wenn der Fall eines getroffenen Soldaten von ein oder zwei nie störenden Gegenschnitten unterbrochen wird. Nettes Detail: Den Chef der Übelwichte spielt Marshall Manesh, manch einem als Chauffeur aus „How I Met Your Mother“ bekannt.
Am Ende ist Kross schwer verletzt, fast alles anderen tot, sein Partner vom Bösen besessen und Kross wacht mit seltsamen Messernarben übersäht im Krankenhaus auf. Kaum verwunderlich, dass der ehemalige Soldat 10 Jahre später als Bulle jeden Filmcopklischee entspricht: Ein harter Draufgänger, der nur für den Job lebt und gerade deshalb der Beste ist. Die Frau ist ihm ausnahmsweise mal nicht abgehauen, sondern liegt infolge eines Raubüberfalls im Koma.

Von seiner Vergangenheit wird Kross eingeholt als eine von Telal gestiftete Droge in seinem Revier zu Amokläufen führt. Doch dies ist nur Nebenschauplatz, denn in Wahrheit will Telal ein bestimmtes Kind ermorden – und Kross ist dessen Beschützer, ohne es zu wissen…
Schaut man sich „Defender“ so an, dann wünscht man sich, dass man John Terlesky mal vernünftige Budgets und Drehbücher an die Hand gegeben hätte, denn Potential steckt in seinem B-Reißer durchaus drin, denn gerade die erste Hälfte hat ordentlich Dampf, haut actiontechnisch nicht schlecht auf den Putz: Neben dem tollen Auftakt bereitet vor allem die Discoschießerei große Freude. Zudem kitzelt Terlesky das Beste aus den sichtbar schmalen Mitteln, denn gedreht wurde am liebsten in Hinterhöfen, Lagerhallen und ähnlich kostengünstig zu mietenden Locations. Die damals schicke „Matrix“-Ästhetik wird dabei freilich kopiert, gerade Schutzengel Selene (Stacy Oversier) erinnert schon sehr an Trinity, aber auch Kross zeigt eine Vorliebe für lange Mäntel und beidhändiges Ballern.
Leider lässt „Defender“ bald diverse angefangene Handlungsstränge fallen, die von Telal gestiftete Droge wird auf einmal bedeutungslos und es geht lediglich um die Jagd des Dämons auf das goldene Kind oder wie man den Dreikäsehoch auch nennen will. Natürlich kann Telal in der Tradition von „Dämon“, „Shocker“ und Co. auch fix die Körper wechseln, wobei sich der findige Zuschauer bald denken kann, wer wohl besessen ist bzw. wer als baldiger Wirtskörper in Frage kommt.

Zudem schaltet Terlesky unverständlicherweise einen Gang runter, verlässt sich immer mehr auf seinen Plot, der leider konfuser und konstruierter wird je weiter der Film fortschreitet, und das Finale ist leider auch kein Brüller. Es beginnt mit einer netten Autojagd inklusive explodierendem Vehikel am Ende, ehe dann der Kampf Held vs. Dämon ansteht, der leider mit dem nervig-unrealistischen meterweiten Rumgewerfe des Unterlegenen gespickt ist (und Anlass für Wirework der vergessenswerten Sorte bietet), das man aus dieser Art von Film zur Genüge kennt. Die Erledigung des Dämons hält immerhin einen ganz netten Drehbuchkniff parat, den allerdings auch nicht völlig überraschend kommt.
Gegen dieses Chaos von einem Drehbuch spielt Mario van Peebles dann überraschend gut an, gibt sich keine Blöße, sondern agiert auf sehr gutem B-Niveau. Wunderbarer Support ist James Remar, der auch als Sidekick aufzublühen weiß. Ice-T zieht seine bekannte Gangsternummer ab, Stacy Oversier ist eher im Bereich von naja einzuordnen und vom Rest des Ensembles kann nur noch Daniel Hugh Kelly Akzente setzen.

„Defender“ stärkt als wirklich schnittiges B-Movie mit Drive und Schmackes an, baut dann aber leider immer mehr ab, vernachlässigt die Action für seinen kruden Plot, den John Terlesky allerdings als Co-Autor mitzuverantworten hat. Da kann er als Regisseur mehr wie vor allem die Auftaktszene beweist.

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