Ridley Scott schickt Susan Sarandon und Geena Davis auf einen Roadtrip
Louise Sawyer (Susan Sarandon) und Thelma Dickinson (Geena Davis) sind zwei Hausfrauen, die endlich mal aus ihrem öden Eintagsleben ausbrechen wollen. Sie beschließen spontan zu verreisen um endlich mal frei zu sein. An einer Raststätte versucht ein Mann Thelma zu vergewaltigen, worauf Louise ihn erschießt. Statt der Polizei zu die Notsituation erklären flüchten die beiden vom Tatort. Von nun an sind Polizist Hal Slocumb und etliche Polizisten hinter ihnen her. Die biederen Hausfrauen werden zu gejagten Outlaws...
Ridley Scott inszenierte ein Roadmovie mit zwei Frauen, die endlich mal etwas erleben wollen. Nachdem sie aber schnell etwas erleben, was ihnen gar nicht recht gefällt werden sie zu Gesetzlosen. Von dort an beginnt ein Roadtrip, der aber etliche lahme Momente besitzt. Einzig und allein das spektakuläre Ende mit finaler Jagd kann den Film vor der Bruchlandung retten. Der unterhaltsame Frauenpowerfilm ist „Thelma & Luise“ somit leider nicht.
Wie es sich für einen amerikanischen Roadtrip gehört dominiert in diesem Werk Countrymusik. Dieser Musikstil passt zum Film, denn er kann die traurigen und fröhlichen Momente der Frauen individuell unterstützen. Probleme gibt es aber bei den Actionszenen, denn dort wird selten der richtige Ton getroffen.
Ich hatte einen packendes Roadmovie mit Frauenpower erwartet und wurde weitestgehend enttäuscht. Dabei beginnt der Film gar nicht mal so schlecht. Scott beginnt die beiden Hausfrauen und ihr einfaches Leben darzustellen und drückt sie dabei in die „Hausfrau als Arbeitstier“ Ecke. Nachdem sie ihren Männern Zettel hingelegt haben, wo sie sind und was sie unternehmen geht’s los. Zwei schick gekleidete Frauen in mittlerem Auto begeben sich mit einem Caprio auf die Jagd und machen zu aller erst in einem Nachtclub halt, der aber eher an einen Countryclub erinnert. Die Frauen glauben etwas Böses und Mutiges getan zu haben. Diese scheinbaren unglaublichen Aktionen machen Hunger auf mehr.
Nach dem die beiden nun ordentlich Alkohol gebechert haben tauchen die ersten Männer auf. Dank des Pegfels verschwinden die Hemmungen schnell. Hier kristallisieren sich aber die Unterschiede der beiden Frauen heraus. Während Louise etwas vorsichtiger und überlegter zur Sache geht, lässt Thelma sich gleich gleiten. Das endet dann mit einer versuchten Vergewaltigung auf dem Parkplatz, welcher sehr ausführlich und hart dargestellt wird. Nur ein Auftauchen Louises verhindert schlimmeres.
Nun beginnt ihre Flucht, denn die beiden warten leider nicht auf die Polizei. Der anfängliche Schock weicht das überlegte Handeln, denn man will nach Mexiko fliehen. Indes heftet sich Polizist Hal auf ihre Spuren. Hier beginnt der Film leider seine Linie zu verlieren, denn es wird immer wieder zwischen Verfolger und Verfolgten umgeschaltet. Ich hätte mir nun ein reinrassiges Roadmovie zweier verzweifelter Frauen gesehen. Statt dessen werden zu Hause die verdutzten Männer gezeigt und die ergebnislosen Suchen der Polizei. Zu allem Überfluss treten nun auch noch der Dieb J.D (Brad Pitt) und Ehemann Jimmy vor die beiden Frauen, worauf ein wildes Sexgerammel und viel „bla, sülz,laber“ über eine Ehe und die Liebe folgt. *gähn*.. Nachdem man sich nach einer zu ausführlichen Nacht von den Männern trennen kann raubt man endlich einen Kleinladen aus. Die Polizei fasst indessen den Dieb J.D., der sich aber alles andere als kooperativ verhält (natürlich...). Die beiden mittellosen Frauen werden aber nicht zu den Furien, die man eigentlich erwartet hat. Erst ein frauenfeindlicher Tanklasterfahrer schafft es die beiden endlich zum Kochen zu bringen, worauf die beiden erst mal mit ihren erbeuteten Schießeisen den Tank sprengen. Der Vorfall wird explosiv und witzig inszeniert und stellt sicher eins der Highlights.
Zum Ende gibt es noch eine längere Verfolgungsjagd, die traurig bzw fröhlich endet. Hier sollte sich jeder Zuschauer sein eigenes Bild machen.
Anfang und Ende des Films sind klasse, leider geht dem mittleren Teil aber die Luft aus. Das Philosophieren um Männer, Liebe und Ehen will nicht zum Ende und Anfang passen. Ich persönlich hätte hier mehr verzweifelte Frauenpower erwartet, die aus Zwang zu Gesetzlosen werden. So begehen sie aber nur zwei Taten im ganzen Film, was den ganzen Polizeiaufwand nicht rechtfertigt. Unglaubwürdig auch die Rolle des Polizisten Hal, der viel zu menschlich mit den beiden Frauen fühlt und sie unbedingt retten will, statt sie dingfest zu machen. Mit einem unterhaltsameren Actionanteil wäre mehr drin gewesen. Der Roadtrip mit zwei Powerfrauen blieb leider aus.
Susan Sarandon spielt Louise Sawyer und hat somit den ruhigeren Charakter inne. Sie ist eindeutig der Kopf des Duos. Auf Grund des Altersunterschied zu Geena Davis wird dieses Gefühl noch verdeutlicht. Die Wandlung von der prüden Hausfrau zum abgeklärten Outlaw gelingt ihr. Eine Leistung, die Filmgeschichte schrieb, kann ich hier aber nicht erkennen.
Bei Geena Davis frage ich mich aber, wie sie ihr Hausfrauenleben so lange ertragen konnte. Die attraktive Frau ist von Anfang quietschvergnügt, so dass ich ihr das biedere Hausfrauenleben gar nicht abnehmen will. Eine deutliche Wandlung ist bei ihr nicht zu erkennen und trotz der negativen Erfahrung am Anfang, lässt sie sich gleich wieder mit dem nächsten Mann ein. Sorry, aber eine Hausfrau konnte ich da nicht erkennen.
Selbst Harvey Keitel bleibt als Polizist Hal Slocumb recht blass, sonst tritt er doch auch viel charismatischer auf.
Fazit:
Überschätztes Roadmovie, dass mich bitter enttäuschte. Die vielen Oscarnominierungen kann ich leider nicht nachvollziehen. Anfang und Ende sind zwar attraktiv und unterhaltend inszeniert, aber der Mitte fehlt Action, Dramatik und Spannung. Auch die Schauspieler können mich nicht vom Hocker hauen. Gerade mal Durchschnitt, denn in dem Genre gibt es viel bessere Alternativen.