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Zwei Durchschnittsdamen auf dem Weg nach Mexiko

Es ist schon so eine Sache mit einem reinen Frauenfilm, wenn man männlich ist. Mag man das, wenn emanzipierte Damen kurzerhand einen LKW in die Luft jagen, nur weil der Fahrer sie auf dumm-maskuline Art angebaggert hat? Und darf so viel Naivität in einem Film bei einer Hauptperson sein? Wie diskutiert man später über den Sinn und die Wertung des Films mit seiner Freundin, ohne dabei ein beziehungsrelevantes Gespräch vom Zaun zu brechen? Fragen über Fragen, aber zum Glück liegt die Regie des Streifens in den bewährten Händen von Ridley Scott, der trotz oder gerade wegen der Dialoge der Damen das Tempo recht hoch hält und dankenswerterweise auf ein Happy End verzichtet. Denn Längen wären der Todesstoß gewesen, da der Streifen sich auf des Leben der beiden Damen mitsamt ihrer männlichen Anhänge konzentriert.

Eigentlich wollen die liebenswert-naive Thelma und ihre Freundin, die abgebrühte Kellnerin Louise, nur ein nettes Wochenende in einer Berghütte verbringen, um einmal den tristen Alltag auszublenden, nichts, was man ihnen verwehren sollte. Doch leider erschießt Louise einen Mann, kurz nachdem dieser Thelma zu vergewaltigen versuchte, nicht mehr in Notwehr, sondern in Erinnerung an ihr eigenes Schicksal. Was also tun in solcher mißlicher Lage? Seit ehedem bietet sich im amerikanischen Kino der Ausweg „Mexiko“ an, dorthin soll also die Reise gehen. Nachdem durch Thelmas Dummheit – anders darf man das nicht nennen – auch noch Louises Erspartes von einem Durchschnittsdieb mit Waschbrettbauch nach einer Liebesnacht gestohlen wird, raubt Thelma kurzerhand einen Laden aus. Nun ist man zwar flüssig, aber von der Polizei verfolgt. Und während die Heldinnen ihrem Ziel näher kommen, schließt sich der Kreis der Polizei unter der Führung von Harvey Keitel - neben Michael Madsen einer der Positivpunkte - immer enger um sie, was schließlich zu einem bemerkenswerten Finale führt.

Es macht schon Spaß, Geena Davis als Thelma und Susan Sarandon als Louise zuzusehen, wenngleich dank der übertriebenen Betonung von Thelmas Naivität sich so manchmal der Griff zur Stirne anbietet. So dumm kann frau doch gar nicht sein, sich nur Brad Pitts Bauchmuskeln wegen aller Vernunft zu entledigen. Reichlich überzogen auch die restlichen Rollenklischees, gerade Thelmas Ehemann wird sehr eindimensional beschrieben, vielleicht, damit auch der dümmste männliche Zuschauer die Moral des Films versteht, die da heißt: „Du sollst Frauen nicht schlecht behandeln“. Es ist ein typisches Roadmovie, das wir hier vorgesetzt bekommen, lange Fahrten durch amerikanisches Hinterland mit stimmungsvoller Musik unterlegt. So gar nicht dazu passen will die herbe Nötigungsszene gleich zu Beginn der Reise, die als Auslöser für die Wandlung der Frauen dient. Man redet viel, wie das Frauen eben tun, man geht gemeinsam dem Schicksal entgegen, und wenn es denn bis in den Tod sein muß. Hier und da darf geschmunzelt werden, aber der Ton ist doch ein ernster, es ist ja auch mehr Drama als Komödie. Viel reißt der Schluß raus, das letzte Bild ist in der Filmhistorie legendär, aber irgendwie hat man kein gutes Gefühl dabei, wenn Raub und Mord ohne Kritik als Mittel zum Zweck geschildert werden. Obwohl, bei männlich dominierten Actionfilmen, findet man das ja auch gut…also nach Diskussion mit der Liebsten noch 7/10.

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