Review

In Mühen und Mühlen von Bürokratie

"Das Schloss" war der erste Haneke-Film den ich noch als Teenager im Fernsehen gesehen habe, und ich war hellauf begeistert davon, später auch von "Funny Games" - obwohl dazu, wie zu vielem anderen von Haneke, heute eine denkbar andere Einstellung mein eigen ist.
Das Kafka-Fragment las ich erst später und so mögen mir die Filmbilder aus den Neunzigern weiterhin Maßstab für diese Geschichte sein: eine Geschichte von Trost- und Ausweglosigkeit in einer kargen Welt, geprägt von absurder bürokratischer Gewalt. Trotz aller Bemühungen scheint es darin kein vorankommen zu geben, keine Hoffnung auf Fortschritt sinnvoll, keine Gewinnchance wahrhaftig aussichtsreich. "Das Schloss" halte ich so auch für Hanekes bislang einzigen fantastischen Film - der vermeintliche Scifi-"Wolfzeit" war doch auch etwas ganz anderes, und Fantastik in dieser Form bleibt bei jemandem der doch viel Realismus schaffen will gutmöglich weiterhin ein Unikat.
Liest man heute etwas über Hanekes "Schloss", dann ist dies meist negativ: der Film scheint allgemein als misslungen zu gelten. Auch aufgrund einer gewissen Distanz ist der Film für mich hingegen schon exemplarisch für die genaue Sprache die Haneke für viele andere scheinbar erst später (vollends) entwickelt hat. Über weite Strecken wirkt der Film dabei tatsächlich noch wie ein Making-of: vielleicht macht auch das den Unterschied zu anderen Filmen aus, denn als ich vor einigen Jahren den 1968er-Film mit Schell als K. und Helmut Qualtinger sah entfaltete sich keine grundsätzlich andere Erzählweise vor meinen Augen, obwohl der alte Film von einer szenischen Ausgestaltung wie sie hier vorgebracht wird denkbar weit weg ist. Eine wundervolle Abstraktion und wirklich zeitlose Geschichte also.

10/10

Details
Ähnliche Filme