Review

16 Jahre nach „Der Pate – Teil II“ wurde US-Regisseur Francis Ford Coppola wortbrüchig und machte entgegen vorausgegangener Aussagen sein Mafia-Epos zu einer Trilogie. Das Drehbuch entwickelte er erneut zusammen mit Mario Puzo, von dem die Literaturvorlage stammt.

Zunächst einmal stellt sich die Frage nach dem Sinn dieser Fortsetzung: Will man wirklich einen Al Pacino als alternden, gesundheitlich angeschlagenen, mit sich und der Welt hadernden Paten, der der Mafia abschwören will, sehen? Einen, der seine Sünden beichtet?

Wie auch immer die Antwort auf diese Frage ausfällt, ein schlechter Film ist „Der Pate – Teil III“ sicher nicht. Die Verwicklungen von Vatikan und Mafia, bezugnehmend auf die Theorien zum Tod Papst Johannes Paul des I., eingebettet in das Epos um die Mafia-Familie Corleone, ist grundsätzlich spannender Stoff. Jedoch wäre das offene Ende des zweiten Teils ein wesentlich wirkungsvollerer Abschluss gewesen, als Al Pacino als geläuterten Paten zu präsentieren, der durch ein Geschäft mit der Vatikan-Bank die Halbwelt endgültig hinter sich lassen möchte. Das wirkt bisweilen fast wie eine nachträgliche Entschuldigung für die spezielle Härte des Vorgängers, ein Kuschelkurs mit den Sehgewohnheiten des Mainstream-Zuschauers. „Der Pate – Teil III“ wirkt zudem mehr wie ein Wirtschaftsthriller, wie typisches, modernes Big-Budget-Kino, dem zwar eine gewagte Thematik zugrunde liegt, dem es aber an dem besonderen Charme der ersten beiden Teile aus den 1970er-Jahren mangelt.

Dennoch hat man die Handlung auf rund 160 Minuten aufgebläht, was dem natürlich entgegensteht und letztlich dazu führt, dass ich erstmals Längen ausmache, ein unausgewogenes Timing, Schwierigkeiten in der Dramaturgie. Gilt Teil II als eine der besten Fortsetzungen, die bisher über die Kinoleinwände flimmern durften, hat Teil III mit den typischen Schwierigkeiten erzwungen wirkender Sequels zu kämpfen. So wird beispielsweise mit Vincent Corleone ein unehelicher Sohn Sonnys eingeführt, von dem vorher nie die Rede war. Diesem wird ein gewichtige Rolle zuteil, wird er doch zähneknirschend von Michael Corleone zum neuen „Don“ ernannt. Andy Garcia versteht es aber leider nicht, seiner Figur einen Ausdruck, eine Tiefe zu verleihen, wie es zuvor den unnachahmlichen Brando, Pacino und De Niro gelang. Aber wer hätte das auch ernsthaft erwartet? Zwar wird selbstverständlich viel Bezug auf die Ereignisse speziell aus Teil II genommen, jedoch meist um den Film um eine rührselige Komponente zu erweitern, ohne die die anderen Teile ganz vorzüglich auskamen. Es geht um die Beziehung Michaels zu seiner Ex-Frau, es geht um die Beziehung seiner Tochter zu Vincent, es geht um Michaels Sohn, der lieber Opernsänger werden möchte (und wird), statt zu studieren... usw. Ächz. Das ist mir einfach zuviel, zu dick aufgetragen und vor allem im Rahmen eines „Der Pate“-Films irgendwie unpassend. All das trägt aber enorm dazu bei, den Film zu strecken, als versuche man, dadurch das Epische zu bewahren – was nicht gelingt, zumindest in der nicht gewohnten Qualität. Der interessante, „Der Pate – Teil III“ zu einem Polit- bzw. Wirtschaftsthriller machende Part wird verwässert, etwas großes Ganzes, etwas Bombastisches, Wegweisendes vermag nicht zu entstehen. Trotz aller technischen Finessen und einem zwar bei Weitem nicht mehr so faszinierenden wie in Teil II, aber schauspielerisch dennoch erhabenen Pacino bleibt die Glaubwürdigkeit irgendwie auf der Strecke, was in einem zwar erschütternden, aber doch arg konstruierten, melodramatischen Ende gipfelt.

Fazit: Überladenes Hollywood-Kino, dessen Verquickung von der Geschichte eines büßenden, um Versöhnlichkeit bemühten Mannes, dem es einfach nicht gelingt, das, was sein bisheriges Leben ausgemacht hat, hinter sich zu lassen und dem kritischen Blick auf mutmaßliche Mafia-Verstrickungen des Vatikans, also die Aufhebung der Grenzen zwischen dem gemeinhin als böse Charakterisierten und der möchtegern-göttlichen, -moralischen Instanz, der Millionen Verirrte blind vertrauen, nicht so recht harmonieren will. Was bleibt, ist ein interessanter, recht guter Film mit vielen starken Einzelszenen, der aber die durch die Vorgänger sehr hoch gelegte Messlatte nicht erreicht und als Trilogie-Abschluss zwar ok, aber irgendwie unbefriedigend wirkt.

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