Auf den ersten Blick könnte es sich um eine der zahlreichen Hooligan-Gurken aus England handeln, doch auf dem zweiten entdeckt man, dass Frank Harper mit seinem Regiedebüt eher in Richtung Guy Richie tendiert und einen zum Teil angenehm altmodisch aufgezogenen Gangsterfilm präsentiert.
Im Londoner Untergrund zählen Micky (Frank Harper) und sein Cousin Ray (Craig Fairbrass) zu den angesehenen Größen, die im Problemfall nicht lange fackeln. Doch als Ware im Wert von 50 Millionen Pfund verloren geht und ihnen die Russen-Mafia droht, muss rasch ein Plan ausgeheckt werden. Dieser führt sie nach Berlin, wo es um Diamanten, aber auch einen Spitzel aus den eigenen Reihen geht...
In den ersten zwanzig Minuten werden gefühlte dreißig Figuren per Standbild und Namenseinblendung vorgestellt, was ein wenig auszuufern droht, zumal es im Kern nur um Micky, Ray und deren eigentlich überschaubare Familienbande geht. Die Grundlage der Milieubeschreibung ist dadurch allerdings gesetzt, einige Erläuterungen von Micky ergänzen, schweifen jedoch nie ab und ab und an wird ein wenig Zynismus eingeflossen, was dem eigentlichen ernsten Thema durchaus zugute kommt.
In Sachen Action ist indes nicht viel auszumachen, da die Konzentration auf das Zusammenspiel der Figuren und dem Taktieren untereinander gelegt wird. Zwar explodiert mal ein Fahrzeug, es gibt kurze Schießereien und Ausschnitte einer Massenprügelei, doch allzu viel Bewegung findet trotz flott voranschreitender Handlung nicht statt.
Dennoch benötigt es eine Weile, bis die Hauptfiguren zu Sympathieträgern werden und die Figurenkonstellation überschaubar wird.
Denn mit jedem Schauplatzwechsel tauchen neue Figuren auf, bei denen zunächst nicht deutlich ist, ob diese im Verlauf noch bedeutend sind. Orte wie London, Amsterdam, L.A. und natürlich Berlin sind indes solide fotografiert und halbwegs markant in Szene gesetzt, was ebenfalls auf die Figuren zutrifft, welche recht treffend besetzt sind. Zwar spielt jemand wie Charles Dance nahezu alle an die Wand, doch auch die übrige Crew performt recht überzeugend und neigt vor allem zu keiner Zeit zum Overacting, was bei einem Konzept dieser Art gerne mal der Fall ist.
So gibt es einen Deal im Nachtclub, Gauner sorgen sich zwar stets um Frau und Kinder, haben aber dennoch mindestens eine jüngere Geliebte, in sämtliche Reihen gibt es Spitzel, Handys werden massenweise in die Themse geworfen und ein wenig Patriotismus klingt stets ein wenig durch, da Deutsche doof sind, Holländer naiv, Amis blind, Albaner primitiv und Russen stets unberechenbar sind.
Somit schwingen zwar zahlreiche Genreklischees mit, doch diese sind zu verschmerzen, da die Geschichte im Großen und Ganzen recht klug vorgetragen wird und sich stets eine Hintertür für mögliche Wendungen offen hält.
Am Ende erinnert die Mischung ein wenig an "Ocean´s Eleven" und "Reservoir Dogs", doch auch wenn die Dialoge phasenweise etwas zu geballt in die Runde geworfen werden und der Score bei alledem ein wenig untergeht, könnte der Streifen all jenen gefallen, die mit der typisch britischen Gangsterklamotte einschließlich kleiner Wendungen etwas anfangen können.
6 von 10