Review
von Leimbacher-Mario
Ein moderner Torture Porn-Klassiker
„Wenn einer mein Kind missbraucht und umbringt, würde ich diese Person suchen, quälen und töten.“ Eine Aussage, die man öfters hört oder gar vielleicht schon selbst manchmal gedacht hat. Das Thema Selbstjustiz bleibt zeitlos - von der Steinzeit über Bronson bis zum gesamten Rape&Revenge-Subgenre. Im kanadischen Thriller „Daddys Little Girl“ kommt ein Vater genau in diese Situation - und nimmt in seinem Keller nahezu „Guinea Pig“-Style Rache am Mörder seiner kleinen Tochter... Und am Ende steht (sowohl für den Protagonisten wie für den Zuschauer) die Frage: hat dieses Massaker nun die erhoffte Befriedigung und Erlösung geschafft? Zumindest in meinem Kopf. Denn der Film scheint darauf klar Stellung zu nehmen - und zwar mit der Seite, die vielen (gerade in der heutigen Zeit) vielleicht nochmal zusätzlich übel aufstoßen könnte...
„Daddys Little Girl“ hat zwei sehr unterschiedliche Hälften, wobei die ruhige Einführung der Geschichte und Figuren samt extrem heftigem Fund der Kinderleiche am Strand dabei alles andere als langweilig ist. Schon dort hält man Ausschau nach kleinen Nuancen die noch mehr Emotionen freilegen oder gar den Täter offenbaren. Da dieser bei solchen Taten nicht selten aus dem engsten (Familien-)Umfeld kommt, bleiben zwar gar nicht allzu viele Verdächtige, doch Thema und Hintergrund und Inszenierung sind dermaßen streng und packend, dass man schon da gespannt zuguckt. Auch die Schauspielleistungen kann man nur engagiert und intensiv nennen. Tja, und dann kommt der Folterpart... und was soll ich sagen... der hat es in sich. Und wie. Indizierungen und Verbote sind zum Glück über die Jahre hierzulande erfreulich zurückgegangen - aber bei „Daddys Little Girl“ wundert einen diese Maßnahme null. Selbst wenn man sie auch hier natürlich ebenso null unterstützen kann. Aber der Foltergrad ist schon nahe der Zehn. Da muss man schon zu den härtesten Brocken der letzten 15 Jahre greifen, um da mithalten zu können. Erst recht, weil alles extrem realistisch und nahezu komplett ohne Humor durchgezogen wird. Auch ohne (von mir eigentlich lange Zeit erwarteten) finalen, bösen Twist. Nein, dazu ist „Daddys Little Girl“ zu geradlinig und stringent, zu heftig, zu fies, zu klar und zu unverspielt. Ein kaum zu durchbohrendes Brett - vom Thema bis zur ultrabrutalen und körperlich wie moralischen ultraunangenehmen zweiten Hälfte.
Fazit: einer der härtesten Filme seiner Zunft und der 2010er. Da verziehen selbst die hartgesottensten Gucker massiv das Gesicht. Humorlos. Hammerhart. Herzlich?