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Beim Kampf gegen Naturgewalten auf offener See hat schon Ernest Hemingway geahnt, wer auf kurz oder lang der Verlierer sein dürfte, was Regisseur und Autor J.C. Chandor mit seinem Werk in minimalistischer Form auf den Punkt zu bringen versucht. Dabei erreicht die Präsenz von Robert Redford zwar viel, doch aufgrund einer ausbleibenden Bindung zum Protagonisten verliert sich das Mitfiebern in den Weiten des Indischen Ozeans.

Der namenlose Skipper schläft gerade auf seiner Segelyacht, als er von einem treibenden Schiffscontainer getroffen wird. Ein Leck kann zunächst notdürftig gestopft werden, doch als ein Sturm aufzieht, scheint das Rettungsschlauchboot der letzte Strohhalm zu sein...

Unsere weit und breit einzige Figur auf hoher See fasst innerhalb der Exposition die titelumfassende Aussage in einigen knappen Sätzen zusammen und spricht nachfolgend kein einziges Wort mehr, da die Geschichte sogleich acht Tage zurückspringt.
Was "Der alte Mann und das Meer" mit ähnlicher Prämisse zugänglicher macht, ist die Bindung zur Hauptfigur, dessen Gedanken man in nahezu jeder Situation erfährt und was zugleich sein Innenleben widerspiegelt. Chandor verlässt sich stattdessen auf die Schauspielkunst von Redford, was trotz großartiger und bisweilen aufopferungsvoller Leistung nicht ausreicht und eben dazu führt, dass einem sein Schicksal nahezu egal ist.

Mal abgesehen von einigen eher irrationalen Verhaltensweisen des nicht allzu gut vorbereiteten Seglers, arbeitet dieser innerhalb seines drohenden Unterganges recht pragmatisch alle erdenkbaren Schritte ab und bleibt bei alledem recht stoisch, was auch als generelle Parabel alter Männer im Angesicht ihres Todes betrachtet werden kann: Sie machen die Dinge mit sich selbst aus und lediglich zwischen den Zeilen ist der pure Kampf ums Überleben und die daraus resultierende Resignation abzulesen.

Das ständige letzte Aufbäumen, der Kampf gegen die Naturgewalten, die treibende Nussschale im nassen Nirgendwo, - das alles wird zwar sehr gekonnt eingefangen und mit ein paar gelungenen Unterwasseraufnahmen angereichert, doch auch wenn der über weite Teile zurückhaltend eingesetzte Score ein wenig Emotionalität zu schüren versucht, - gegenüber dem namenlosen Segler ohne Hintergrund will sie sich einfach nicht einstellen.

Zweifelsohne wird Robert Redford, Jahrgang 1936, sehr viel Körpereinsatz abverlangt und er spielt die Rolle mit Präzision und feinen Nuancen, doch bei diesem Meeresdrama besteht eben die Gefahr, dass einem sein Schicksal rein gar nicht packen will, wodurch der Streifen, trotz schöner Einstellungen und gut durchdachter Bildkompositionen im Endeffekt unberührt lässt.
5 von 10

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