Review

Schon die erste Filmminute mit ihrem unterschwelligen elektronischen Soundtrack und stimmungsvollen Bilder überzeugen und machen klar, dass der Trip der jungen Leute alles andere als eine neue Herz-Schmerz Rosamunde Pilcher Verfilmung einer Familienfeier ist. Am Ende stellt sich der schwedische Beitrag mit dem genial zusammengeklauten Namen CABIN OF THE DEAD (im Original WITHER) als eine blutige Überraschungsschlachtplatte nicht ohne Schwächen, aber mit viel Atmosphäre und einem gnadenlos bissfreudigen 10-kleine-Negerlein-Dämonen-Dezimierungs-Spiel heraus.

Die Geschichte der Freundesgruppe, die in einer verlassenen Waldhütte dämonische Kräfte erweckt die einen nach dem anderen erwischt, könnte nicht klassischer sein. Erfreulicherweise sind es nicht nur durchgängig attraktive Mitglieder in der Gruppe, das können die millionenfach ähnlich gelagerten US-Streifen auch, sondern diese agieren physisch stets präsent, glaubhaft und wirken einfach wie normale Menschen, ohne besondere Kräfte, was dem Realismus noch zusätzlich gut tut.

Die größte Stärke von CABIN OF THE DEAD ist meines Erachtens, dass die eingeschworene Freundestruppe am Ende radikal und in jeder Konsequenz gegen sich selbst vorgehen muss und nicht gegen anonyme Infizierte. Auch wenn dies nichts Neues im Genre ist, dies schafft zusätzlichen Schrecken. Stell Dir vor, Du musst Dich innerhalb von Sekunden entscheiden Deine(n) geliebte(n) Freund(in) aufzuspießen oder doch noch versuchen sie/ihn zu retten. Hört sich zwar einfach an, ist aber in einer solch konkreten Situation kein Zuckerschlecken.

Schon nach relativ kurzem Vorgeplänkel beginnt die Action ihren Lauf zu nehmen und mittels zunächst kleiner fieser dämonischer Anzeichen die geschickt das eigene Genre-Kopfkino anstoßen, werden fast archaische Ängste bei uns Zuschauern geschürt. Wenn Augen rot werden und rollen und sonstige Veränderungen schleichend kommen, steigt nicht nur unser Puls, sondern CABIN OF THE DEAD schafft sofort eine depressiv-aussichtslose Stimmung die eine gute Basis für das folgende Geschehen ist. Ich erinnere hier nur mal an die zentrale Toilettenszene die sehr gut gelungen ist.

Wo ähnliche Streifen noch lange Vorgeschichten aufrollen, gibt unser schwedischer Beitrag schon im ersten Drittel mächtig Gas um dann bis zum derben Ende gar keine Zeit mehr für Verschnaufpausen zu nehmen. Und dabei wird die Gewaltschraube zwar nicht mittels dramatisch vielfältiger Zerstörungsformen, Waffen oder Hilfsmitteln durchgezogen. Aber die sehr old-school laufen Kämpfen mit bloßen Händen, mal einem Messer oder einer Stange sind extrem intensiv vorgetragen und bestechen durch ihre Konsequenz.

Wie so oft gibt es nichts was wir nicht schon anderswo bewundern konnten, aber mir hat diese minimalistische Form die sehr auch psychologisch geschickt die Gorehound-Gehirnwindungen anspricht sehr gefallen. Es müssen nicht immer die Kettensäge oder  SAW-ähnliche Zerstörungsfabriken sein die zwei Jahre Aufbau benötigen. Im täglichen Leben müssen wir eben bei der Bändigung von Dämonen einfach auf das zurückgreifen, was wir in einer einsamen Waldhütte so zu finden ist. Und das tun unsere schwedischen Freunde einfach sehr effektiv und konsequent.

Der Gewaltfaktor ist hoch und neben geschlitzten Hälsen, Matschköpfen und derbsten Bisswunden steht der Kampf 1:1 "Mensch gegen Dämon" im Mittelpunkt. Die Special Effects sind dabei im CGI Zeitalter erfrischend handgemacht, hochwertig und jederzeit blutig und detailliert ausgearbeitet. Auch die deutsche FSK soll mal ausnahmsweise gelobt werden, denn sie hat hier keine Sekunde für den deutschen Markt rausgebissen. Also endlich mal wieder kein 3D, keine artifiziellen RESIDENT EVIL CGI Effekt-Masturbationen.

Alles ist zum anfassen und mitfiebern! Beachtenswert ist das fast schwarze und sehr reichlich fließende Blut was jeden Medizinstudenten zum lächeln bringt, denn so würde das rote Groovy selten im realen Leben fließen. Genauso wenig wie Autos, die nach kleinsten Unfällen in Filmen immer gleich explodieren, analog lacht hier der KFZ-Mechaniker. Aber wir befinden uns hier ja im Gore Galore Rausch und wollen dem roten Saft huldigen. Deshalb geben in bewährter Form die dämonisch Infizierten erst Ruhe, wenn sich deren Gehirnmasse großflächig über den Hüttenboden verteilt hat.

Dies sorgt für eine Reihe nicht enden wollender Aufbäumaktionen der fiesen und fleischgeilen Dämonenfressen die das Salz in der Blutsuppe von CABIN OF THE DEAD sind. Es gibt keine Ruhe oder Entspannungsphasen und stets geht es drunter und drüber. Die Kamera ist dabei immer nah und wild dabei, ohne jedoch in permanenten Wackelkameramodus zu verfallen. Auch gut. Der Faktor des eingeschworenen Freundeskreises und des Horrors sich gegenseitig umbringen zu müssen wird sehr gut im begleitenden Titel "Say Goodbye to your friends" ausgedrückt.

Das erinnert den Genrefreund an den ähnlichen deutschen Titel "Sie kamen als Freunde und wurden zu Wurst". Na, wo stammt der her ;-) ? Ist aber viel zu einfach im web-Zeitalter. Als einzige Kritik an CABIN OF THE DEAD lasse ich gelten, dass die Kampfaktionen recht einseitig und meist nach ähnlichem Schema ablaufen. Ein Mensch ist in einem dunklen Raum und ein Infizierter versteckt sich und los geht es. Dieses Szenario wird x-mal durchgezogen und hätte etwas variiert werden können.

Aber dies ist auch gleichzeitig die Stärke des Films. Auf engem, ja engstem klaustrophobisch-geprägtem Raum und ohne den Ballast ständig wechselnder Drehorte gelingt es CABIN OF THE DEAD  die Verlassenheit des Menschen von jeglicher Hilfe oder Zivilisation zu perfektionieren. Es gibt keinen Ausweg, keine rettenden Superhelden oder zur Rettung kommenden schwer bewaffneten Sheriffs, keine versteckten Waffen die den Spieß umdrehen. DU alleine kannst Dein Leben retten, kämpfe darum, Du hast garantiert nur eins. Das als Dämon danach zählt nicht…

7,5/10 Schwedenhäppchen....äh,....Punkten

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