Während die ganze Welt dem Remake von "Tanz der Teufel" entgegenfiebert, schleicht sich klammheimlich durch Schweden´s Hintertür der Film "Cabin of the Dead" auf´s Podest. Und wie sagt man so schön: Alter Schwede, dieses Teil hier könnte genauso gut "Evil Dead" heißen. Denn die Filme sind nahezu identisch. Wobei ich mich nichtmals entscheiden kann, welcher Teil besser ist. So weit sind wir schon...
Eine Handvoll Mitzwanziger zieht sich für ein Wochenende in eine einsame Waldhütte zurück, um Party zu feiern. Als sie jedoch ankommen, ist die Hütte abgesperrt. Während Albin (Patrik Almkvist) auf die klassische Art versucht, die Haustür mit einem selbstgebastelten Dietrich zu knacken, probieren Marcus (Max Wallmo) und Marie (Jessica Blomkvist) durch ein Hinterfenster einzudringen, was auch gelingt. Während auch die anderen die Vordertür geknackt haben, war Marie schon im Keller und hat etwas Grauenvolles gesehen. Völlig desillusioniert empfängt sie in ihre Clique in der Wohnung. Während alle davon ausgehen, dass Marie nur krank zu sein scheint, verwandelt sie sich in einen Dämon und richtet eine blute Metzelorgie an...
Okay, es ist hier nicht das Buch Des Bösen, sondern lediglich Angie Merkel ungeschminkt im Keller, aber von dem Vergleich zu "Tanz der Teufel" bzw. dem ach so tollen Remake "Evil Dead" kommt dieser Streifen nicht mehr weg.
Dies liegt auch da dran, dass sich sämtliche andere Figuren in Dämonen verwandeln können, bei Blutkontakt, Kratzer, Beiß-Attacken etc. Also, alles wie gehabt.
Die erste Runde geht dabei an "Cabin of the Dead": Denn die Figuren sind weitaus runder und sympathischer gezeichnet, als die flachen Glühbirnen aus "Evil Dead" - auch, wenn sie nicht aus der wirklichen Masse herausstechen, wirken sie einen Tacken besser. Außerdem sind die Schweden etwas ausgereifter und, man höre und staune, ein paar Flaschen Wein hat die Gruppe auch noch mit an Bord.
Runde Nummer Zwei - Die Dämonen: Geht auch knapp an "Cabin of The Dead" Die Menschen in Dämonengestalt haben zwei wesentliche Wandlungen: Erst bekommen sie blutuntermalte Augen (wie Cheech und Chong es bei einer nächtlichen Session), bevor der Dämon entgültig ausbricht, wiederum eine Tour schlimmer mit den Fischaugen aussieht und über alles herfällt, was einen Herzschlag hat. Auch hier wirken die Dämonen authentischer als beim großen Rivalen.
Runde 3, der Gore-Faktor: Machen wir uns nichts vor: Auch in der R-Rated Fassung von "Evil Dead", die momentan im Kino läuft, ist schweineblutig. An dieser Stelle kann "Wither" (so der schwedische Originaltitel) nicht ganz mithalten. Zwar ist auch hier der Gorepegel ziemlich an der Grenze, was die FSK scheinbar ungeschnitten verkraften kann, aber es wird eher auf konventionelle Art und Weise getötet und gehäkselt (keine Nagelmaschine). Vorschlaghämmer, Messer und wenn es sein muss, auch ein Stein werden hier öfter als Tatwaffe benutzt, wobei man dem Schweden-Ableger zu Gute halten kann, dass hier wirklich alles handgemacht ist und nichts aus dem PC kommt. Oldschool eben.
Vierte und letzte Runde - Der Unterhaltungsfaktor: Hier kann ich mich nicht wirklich entscheiden, weil die Zeitspanne auch nicht gerade groß ist, während ich beide Filme gesehen habe. Damit meine ich, dass mir mein Gehirn im Unterbewusstsein selber Langeweile vorwirft, da ich dieses Thema nahezu identisch erst 72 Stunden vorher sah. Ich will aber auch nicht abstreiten, dass "Cabin of the Dead" seine Längen besitzt und schon am Anfang erstmal einen kräftigen Tritt in den Hintern braucht, um in die Gänge zu kommen.
Wenn die Drehbuchschreiber Hauptdarsteller Marcus ein paar Oneliner mit auf den Weg gegeben hätten (eben Ash-like), wäre mir die Wahl einfacher gefallen. Denn das hier ohne Ende abgekupfert wird, dass es für eine Plagiatsaffäre reichen würde, braucht wohl keiner abzustreiten. Warum dann auch nicht den Bruce Campbell-Faktor mitkopieren? Schade um die vertane Chance. Denn dann hätte man Hollywood mal wieder einmal gezeigt, wie es geht. Und all das mit bescheidenen finanziellen Mitteln.
Fazit:
Während die ganze Welt sich über "Evil Dead" unterhält, bekommen wir klammheimlich aus Schweden genau den selben Brei serviert, der von mir mit mehr Punkten belohnt wird. Paradox dabei ist, dass ich "Evil Dead" nicht als so schlecht sah, wie ich ihn bewertet habe. Dennoch: Wer seit Jahren die Presse (und auch uns Internet-Nerds) mit neuen Meldungen und viel versprechenden Trailern nicht in Ruhe lässt, die Werbetrommel mit Millionen Dollar rührt, hat es nicht besser verdient, schlecht bewertet zu werden, wenn nur 08/15 Müll rauskommt.
Daher ziehe ich "Cabin of the Dead" vor, denn er hat meine Erwartungshaltungen ganz klar übertroffen. Und dies alles, ohne vorher groß das Maul aufzureißen.
6,5/10