Bei den meisten Filmen, die ich heutzutage sehe, bleibt nach dem Abspann des Films nicht viel hängen. Bei den, überdimensional vielen Titeln, habe ich nach einiger Zeit sogar vergessen, ob ich ihn bereits gesehen habe. Das
ist an sich kein Problem - Wenn er es in meine Sammlung geschafft hat, schau ich ihn mir eben nochmal an.
"American Mary" dagegen, ist ein bewundernswertes Beispiel für einen Film, den ich gerne noch einige Zeit mit mir herumtrage und wenn ich eine
Schatzkiste für Filme hätte, ich würde ihn dort aufbewahren. Zugegeben: Der
inflationäre Zusatz "American... Blablabla" hatte mich bislang Abstand nehmen lassen, doch im Nachhinein muß ich feststellen, der Titel flutscht
besser, als das Skalpell durch die Brustwarze.
Eine hochintelligente Medizin Studentin für den Fachbereich Chirurgie, die sich durch einen "gestörten" Kontakt zur Aussenwelt (Netzsperre durch unbezahlte Telefonrechnungen) gezwungen sieht, sich zusätzliche finanzielle
Mittel zu verschaffen, gerät an die Pforten zur "Unterwelt der Schönheitschirurgie".
Gemeint ist in diesem Fall aber nicht das modische Gerangel um Einheitsnasen, dicke Titten und sixpack Bauch und was sich Menschen alles antun, um ihren "aus der Art geschlagenen Körper" einem allgemeinen Schönheitsideal anzupassen und zu unterwerfen, sondern eine ebenso erschreckende und verwirrende, aber viel inividuellere Variante durch sogenannte Body-Mods. Als da zum Beispiel wären: 3D Implantate, Zähne feilen, Zunge und Genitalien spalten, Amputationen und Transplantationen...
Oh ja, in diesem Film wird gemetzelt und auch nicht zu knapp, aber mit wenigen Ausnahmen in gegenseitigem Einvernehmen. Und das ist ein Punkt in dem sich "American Mary" deutlich und wohltuend von anderen Slashern unterscheidet und zwar ohne dabei an Spannung zu verlieren, weil der Film eben nicht nur die Kunst des Machbaren in der Chirurgie auf unseren feinsinnigen Prüfstand stellt, sondern auch die Persölichkeit eines Chirurgen gleich dazu. Und mit ihnen wären wir auch schon bei den Ausnahmen der gegenseitigen Einvernehmlichkeit.
Nicht die zwielichtigen Gestalten im neuen Umfeld von Mary sind die Bedrohung und der Grund, warum Mary dem "normalen Krankenhauswesen" schließlich den Rücken kehrt und durch die Pforte in die "Welt des Hinterhofes" geht, sondern ihre Professoren und Kollegen, die sie auf
einer Chirurgenparty betäuben, vergewaltigen und sich dabei als Irre mit der "Lizenz zum Aufschlitzen" outen.
Mehr an Inhalt und Handlung will ich nicht verraten. American
Mary zeigt mir eine Welt durch andere Augen. Der Film wirft mehr Fragen auf als er beantwortet und er wirkt nach. Obwohl er in drastischen Bildern erzählt,
wirkt er nicht aufdringlich. Und es scheint als wollte er, dass wir uns dem
Thema -trotz aller Verwirrung über das Gebotene - wie ein guter Chirurg sachlich und emotionslos nähern.
Und genau dafür hab ich den Film nochmal so lieb.
10 Punkte und wenn ich könnte, würde ich mehr geben.