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Die angehende Chirurgin Mary Mason hat ebenso großes Talent wie Geldprobleme. Als sie erwägt, sich als Stripperin etwas hinzu zu verdienen, wird ein medizinischer Noteinsatz in der Unterwelt daraus, und Mary hat keine Geldsorgen mehr. Besonders, als sich in gewissen Kreisen herum spricht, dass sie auf hohem handwerklichen Niveau Operationen ausführt, um die man echte Ärzte besser nicht bitten sollte. Und auch Marys Gangster-Connection erweist sich noch als hilfreich, als der Lehrkörper übergriffig wird.


Mit "American Mary" kommt wieder einmal ein äußerst gelungener Horror-Thriller zu uns, der in erster Linie durch seine stimmige-und teils sehr düstere Grundstimmung überzeugen kann. Im Mittelpunkt des Geschehens steht die junge Mary ( Katharine Isabelle ), die eine angehende-und sehr talentierte Chirurgin spielt, deren Werdegang sich jedoch durch äußere Umstände vollkommen ändern soll. Die Soska-Zwillinge, die übrigens auch eine amüsante Nebenrolle im Szenario einnehmen erzählen hier eine Geschichte, die einerseits einen dramaturgisch erstklassig aufgebauten Spannungsbogen offenbart, aber andererseits auch diverse makabere Passagen beinhaltet und zudem eine sarkastisch-zynische Note enthält. So erscheinen diverse Szenen trotz einer durchgehend vorhandenen Ernsthaftigkeit auf eine erschreckende Art und Weise komisch, wobei sie dem Zuschauer aber gleichzeitig das Blut in den Adern gefrieren lassen. Seine Härte erzeugt der Film dabei keinesfalls durch visuelle Gewaltdarstellungen, denn die entsprechenden Passagen werden zum Großteil lediglich angedeutet, vielmehr ist es der Fantasie des jeweiligen Betrachters überlassen, wie stark sich die Intensität des Ganzen im eigenen Kopf abspielt.

Wenn man sich denn einmal auf die Abläufe einlässt, dann empfindet man beispielsweise sehr viel Symphatie mit der Hauptfigur, was insbesondere an der Stelle zum Ausdruck kommt, als ein körperlicher Übergriff ihres Professors das Leben von Mary schlagartig ändert. Aus der lebenslustigen jungen Frau wird eine eiskalte Rächerin, die ihr Rest-Studium hinschmeißt und sich stattdessen auf ihre Rache und sogenannte Untergrund-Operationen einlässt, die ihr jede Menge Geld einbringen. Die OP's werden dabei nur ansatzweise gezeigt, doch in der Fantasie des Zuschauers entfaltet sich ein ungemein hoch angesiedelter Härtegrad, der einem merklich unter die Haut geht. Ebenso verhält es sich bei den Tötungen-die Mary an diversen Personen und ihrem Peiniger vornimmt. Trotz ihrer teils brutalen Taten erscheint sie dabei immer noch symphatisch und trotz der nach Außen hin gezeigten Kälte merkt man ganz klar, das die junge Frau unter seelischen Qualen leidet. An dieser Stelle kommt dann auch das extrem gelungene Schauspiel der Hauptfigur zum Vorschein, denn Katharine Isabelle legt eine wirklich imponierende Performance an den Tag und läuft zu großer Form auf. Zwar bekommt man in Sachen Schauspiel generell gute Kost geboten, doch führen die restlichen Akteure neben der omnipräsenten Hauptfigur doch eher ein bescheidenes Schatten-Dasein.

Atmosphärisch ist das gesamte Szenario sehr gut, düstere-und bedrohliche Passagen gibt es genügend zu sehen. Nun könnte manch einer eventuell das Fehlen expliziter Gewaltdarstellungen bemängeln, doch diese hat der Film eigentlich überhaupt nicht nötig. Die Andeutung der entsprechenden Szenen ist nämlich vollkommen ausreichend, um im eigenen Kopf einen Film entstehen zu lassen, der kaum brutaler ausfallen könnte. Zudem sind es doch meistens gerade diese Filme in denen das sogenannte Kopf-Kino eine weitaus größere Härte entfacht, als sie durch diverse Splattereinlagen erreicht werden könnte. Gorehounds werden ganz bestimmt ein wenig anders darüber denken und vielleicht aufgrund der fehlenden Szenen eher enttäuscht von diesem Werk sein, doch für alle anderen lohnt sich die Sichtung allemal. Zum Ende hin erhält die Geschichte dann auch noch eine tragische Note, doch das gewählte Finale ist im Prinzip nur die logische Schlussfolgerung aus den vorherigen Ereignisse, denn ein solches Szenario bedarf einfach keines Happy Ends.

Letztendlich wird "American Mary" die Meinungen sicherlich ein wenig spalten, denn die SFX Liebhaber werden nicht unbedingt auf ihre Kosten kommen. Wer jedoch Filme zu schätzen weiß, die lediglich aufgrund von etlichen Andeutungen eine unglaublich intensive Gewalt-Spirale im Kopf des Zuschauers freisetzen, dürften von diesem Werk nahezu begeistert sein. Und so präsentiert sich im Endeffekt ein sehr gelungener Horror-Thriller, in dem sämtliche Zutaten vorhanden sind, die ein Film dieser Art benötigt. Das gewonnene Gesamtbild gestaltet sich absolut erstklassig und serviert eine stimmige Geschichte, in der eine überragende Haupt-Darstellerin das absolute Highlight ist.


Fazit:


"American Mary" gehört ganz eindeutig zu den Filmen, die einem genügend Freiraum für eigene Interpretationen lassen, denn hier ist auf jeden Fall die Vorstellungskraft des Zuschauers gefragt. Wenn diese erst einmal in Gang gesetzt ist, bekommt man ein extrem hartes Werk zu sehen und wird durch das entstehende Kopf-Kino fast schon körperlich malträtiert. Auf jeden Fall aber hinterlässt das Geschehen einen bleibenden Eindruck, den man mit der Zeit erst einmal verdauen muss.


8/10

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