Man nehme einen Softporno, ein wenig 80er Jahre Thrilleratmosphäre, einen Hauch Tortureporn, ein paar Transgender Freaks, viel Blut und eine nicht ganz glaubhafte Medizinstudentin und schon hat man die Zutaten für AMERICAN MARY zusammen. Nicht dass diese Mischung nicht Ihren Reiz hat, dieser ist für sich alleine genommen ungefähr genauso groß und nachhaltig wie die Hauptdarstellerin Mary (Katharina Isabelle) die Hälfte des Films in Ihrer schwarzen Reiz-, Leder- oder Unterwäsche zu sehen. Aber AMERICAN MARY schafft mittels dieser Zutaten ein eigenes schräges Kunstwerk welches durchaus empfohlen werden kann.
Um Ihr Studium zu finanzieren steigt sie als “Bloody Mary“ in das Gewerbe der illegalen Schönheitsoperationen ein und startet somit eine ganz andere Karriere voller Patienten außerhalb der üblichen Normen. AMERICAN MARY bezieht seine Stärke nicht aus einzelnen Eigenschaften, sondern aus dem starken Thema was ich so prägnant noch nicht in anderen Filmen gesehen habe, der Hauptdarstellerin und ihrer starken Präsenz sowie den schillernden Nebenfiguren. Stark sind die Operationsszenen, optisch und von den Effekten gut, ruhig und fast kaum effektverliebt und trotzdem schonungslos offen.
Die FSK 18 kann man aufgrund der damit einhergehenden psychologischen Komponente vertreten. Die Regisseurinnen und Zwillingsschwestern Jen und Sylvia Soska haben das stark zwischen Overground und Underground schwanke Werk in Ihren "Twisted Twins Productions" veröffentlicht und der Name ist auch hier Programm. Natürlich haben Sie auch wieder einen Auftritt in ihrem eigenen Film und man kann leicht erraten an welcher Stelle dies stattfindet.
Der Look von AMERICAN MARY ist düster, aber dennoch sehr elegant und stilvoll. Die subtile aber gleichzeitig auch brachiale Kritik an Normen und dem was die Mehrheit als „normal“ erachtet sitzt und trifft bombenfest und rüttelt nachhaltig an den Seh- und Denkgewohntheiten des Zuschauers.
Die Geschichte von AMERICAN MARY ist beileibe kein Overground Thema und auch und der Mut und die Konsequenz der Autorinnen muss ihnen zu Gute gehalten werden. Leider wurde auch Mary als Hauptfigur oft zur sexuellen Projektionsfläche und muss auch mal strippen. Es hätte der Konsistenz von AMERICAN MARY besser zu Gesicht gestanden, sie wäre mehr im Hintergrund als Privatchirurgin geblieben. Dennoch kann ich allen Freunden von “Kino Kontrovers“ den Film ans Herz legen, es lohnt sich wirklich. Andere Zuschauer werden entsetzt fliehen und im wahrsten Sinne glauben “im falschen Film zu sein“.
7/10 Skalpellen....äh,....Punkten