Review

Meist können Drehbuchautoren, Produzenten und Regisseure ihre abstrusesten Ideen und Visionen nur auf dem B-Film-Sektor verwirklichen – weitestgehend ohne dabei auf Kritikerlob oder hohe Einspielergebnisse angewiesen sein zu müssen, da es die Werke nur selten in die Kinos schaffen und sich auf dem Videothekenmarkt ihr ohnehin nicht allzu umfangreiches Budget verhältnismäßig zügig wieder erwirtschaften lässt. Für diese Ausprägung der „künstlerischen Freiheit“ schätze ich solche Produktionen, denn bei ihnen wird das Risiko nicht konstant von einem übermächtigen Studio zu minimieren versucht, so dass am Ende keine Ecken und Kanten mehr übrig sind. Für den Konsumenten gilt es folglich nur noch, in der Masse der „DTV“-Titel etwaige Perlen zu erkennen, welche sich schnell bzw leicht übersehen lassen…

„They Crawl“ (a.k.a.“Crawlers”) ist eindeutig einer dieser beschriebenen Streifen – allerdings ohne „veredelnde“ oder „kultige“ Ausprägungen, denn dazu fehlen schlichtweg die (in diesem Sinne) herausragenden Attribute. Handlungstechnisch schlägt der Film schon eher eine „trashige“ Richtung ein, doch für die Bezeichnung an sich ist er letztendlich trotzdem noch zu sauber inszeniert worden – also spreche ich hier einfach „nur“ von einem B-Film, der sich zudem der Unart der „Stock Footage“-Verwendung bedient, also (zumeist aufwändige) Szenen aus anderen Werken in den Verlauf integriert, um so das eigene Produktionsdesign aufzuwerten. Wenn man das gut sowie mit einem gewissen Maß an Mühe macht, wie beispielsweise bei der TV-Serie „J.A.G.“, fallen die „geborgten“ Sequenzen meist nur Filmkennern auf – wenn nicht, kann das Ergebnis recht grausam ausfallen, voller Anschlussfehler oder Irritationen (z.B. wenn das eingefügte Material ein anderes Format oder eine variierende Bild- und Tonqualität besitzt), wie etwa bei „Ticker“ oder „Agent Red“. In diesem Fall hat man jene Technik recht sauber und effektiv eingesetzt, was die Tatsache an sich zwar nicht entschuldigt, aber wenigstens erträglich daherkommen lässt...

Zur Handlung: In Erwartung eines Militärgerichtsverfahrens kehrt Ted Gage (Daniel Cosgrove) in seine Heimatstadt zurück, doch schon kurz darauf findet sein Bruder Brian bei einer mysteriösen Explosion in dessen Wohnung den Tod. Zusammen mit der Polizistin Gina O´Bannon (Tamara Davies) findet Ted heraus, dass er in ein militärisches Forschungsprojekt verstrickt war, welches die Regierung an herausragende Studenten der örtlichen Universität vergeben hatte. Brians Ableben deckt zudem Hinweise über eine Sekte Namens „Trillion“ auf, welche sich für eine Serie von Ritualmorden verantwortlich zeichnet, bei der den Opfern innere Organe entnommen wurden. Brians damaliger Professor (Dennis Boutsikaris) sowie ein ehemaliges Sektenmitglied (Mickey Rourke) bringen sie schließlich nach und nach auf die Spur eines Kommilitonen mit dem Spitznamen „Lazarus“ (Brandon Karrer), worauf sich herausstellt, dass das Projekt der Erforschung einer Frequenzkontrolle von Insekten dient, um diese als biologische Waffe einsetzen zu können. Die rituellen Morde waren in Wirklichkeit Probeläufe und zugleich Vertuschungsmanöver einer Armee aus abgerichteten Kakerlaken, welche unter dem Kommando des geheimnisvollen Sektenführers in alle Welt verschifft werden soll, um dort (auf seinen Befehl hin) Chaos zu verbreiten sowie Umstürze in der Politik herbeizuführen...

Ja, diese Story, welche als Mischung aus Action (vornehmlich bestehend aus vielen „entliehenen“ Explosionen), Thriller und Insektenhorror daherkommt, ist wahrlich abstrus und total schwachsinnig, schafft es jedoch trotzdem, einigermaßen zu amüsieren. Zwischendurch tauchen sogar immer mal bekannte Gesichter in kleinen Nebenrollen auf, wobei Mickey Rourke (“Desperate Hours“/“Sin City“) mit seinem „das Leben ist scheiße...ich wäre eigentlich lieber ne Kakerlake“-Monolog (im Rahmen dieses Kurzauftritts vor seinem „Spun“-Comeback) noch am besten wegkommt, obwohl er doch ziemlich fertig ausschaut. In weiteren Rollen lassen sich zudem Tim Thomerson („Nemesis“), Grace Zabriskie („Twin Peaks“), Ken Lerner („Undisputed 2“) sowie Tone Loc („Ace Ventura“) entdecken. Die Leistungen der beiden Hauptdarsteller, Daniel Cosgrove („Valentine“) und Tamara Davies („Black Dawn“), würde ich als „annehmbar“ einstufen, jeweils ohne stärkere (erwähnenswerte) Ausprägungen in den Bereichen Lob oder Tadel.

Der Film beginnt mit der berühmten Bus-Szene aus „Red Heat“ und endet mit der Wasserstoff-Explosion aus „Chain Reaction“ – dazwischen bedient man sich noch etlichen anderen Werken (u.a.“Rush Hour“ oder “Last Action Hero“), doch die Integration jenes Materials funktioniert erstaunlich glatt, was hauptsächlich an der Tatsache liegt, dass der Rest des Films von Regiedebütant John Allardice solide in Szene gesetzt wurde. Darstellerische Glanzpunkte sucht man jedoch vergebens, wie auch Charakterzeichnung und Logik. Die Kakerlaken-F/X würde ich im unteren Durchschnitt einordnen. Gegen Ende, wenn sich hunderttausende Viecher zu einer riesigen Einheit in Form einer Monster-Kakerlake (!) auftürmen und den Kampf gegen Gina und Ted antreten, ist das natürlich die Krönung des Blödsinns – inklusive eigener (!), leidlich ansprechend kreierter F/X. Irgendwie ist das zwar durchaus (unfreiwillig) witzig anzusehen, den Gesamteindruck kann es allerdings letzten Endes nicht retten – doch es wäre eine Lüge, wenn ich abstreiten würde, nicht (auf eine gewisse Weise) einigermaßen unterhalten worden zu sein.

Fazit: „They Crawl“ ist teilweise erstaunlich solide inszenierter Schwachsinn, der nur knapp am veredelnden Prädikat „Trash“ vorbeischrammt – und trotzdem bleibt es (aus meiner Sicht) nur bei abschließenden „3 von 10“.

Details
Ähnliche Filme